Gabriel
senkte die Lider, seine Handfläche auf dem zarten kleinen Körper begann zu glühen.
Die Augen weit aufgerissen, schaute Gabriel ihm zu. Ein heftiges Zittern erfasste ihn, das sich wie eine schreckliche Krankheit anfühlte.
»Sicher wird sie genesen«, versuchte Michael ihn zu beruhigen. »Sie ist nur geschwächt. Wie Ellie damals.«
Max’ starke Hand legte sich auf Gabriels Schulter. »Erzähl mir, was geschehen ist.«
»Ganz plötzlich haben sie uns angegriffen, bei den Steinen von Callanish.« Gabriel ließ Juliette nicht aus den Augen. Jetzt sah er ihre Wimpern flattern. »Irgendwie wussten sie, wo sie uns finden würden.« Das verstand er noch immer nicht. Er hatte die Ankunft der Adarianer weder gespürt noch gehört. Woher nahmen sie ihre neue Fähigkeit, Sternenengel aufzuspüren und ohne Vorwarnung zu überfallen?
Schweigend stand Max hinter ihm. Nun öffneten sich Juliettes rosige Lippen. Leise stöhnte sie und atmete tief durch, Mike zog seine Hand zurück und setzte sich auf seine Fersen.
Als Juliette blinzelte, eilte Gabriel zu ihr und ergriff ihre schmalen Finger. »Oh, meine Süße, du bist wirklich ein Engel.« Da schenkte sie ihm ein scheues Lächeln.
»Wie viele waren es?«, fragte Max und nahm auf der anderen Seite des Couchtisches Platz.
»Drei.« Gabriel beobachtete, wie Juliette sich aufzurichten versuchte, drückte sie in die Polster zurück und musterte sie vorwurfsvoll. Sie errötete frustriert. Aber sie fügte sich in ihr Schicksal, und er schob ein Kissen unter ihren Kopf. Ihre braunen Locken hingen beinahe bis zum Boden hinab. »Drei«, wiederholte er. Voller Stolz betrachtete er seine Seelengefährtin. »Um uns zu retten, hat sie einen fünfzehn Tonnen schweren Stein bewegt. Ein Wunder hast du vollbracht, nicht wahr, Babe?«
»Ich habe Callanish zerstört«, entgegnete sie.
»Das bringen wir schon wieder in Ordnung«, versprach er mit gutem Grund. Zusammen mit seinen Brüdern und Max konnte er alles wieder richten, sogar eine uralte, heilige Gedenkstätte.
»Die Adarianer sind zu weit gegangen«, meinte Michael.
»Allerdings«, stimmte Max zu. »Nicht nur diesmal. Offenbar spitzt sich die Situation zu.«
Juliette wandte sich an Michael, der vom Boden aufgestanden war und jetzt auf dem Zweiersofa saß. »Danke für die Rettung. Eben ging es mir ziemlich mies.«
Lächelnd nickte er ihr zu. »Das kann ich mir vorstellen. War mir ein Vergnügen, Ihnen zu helfen.«
»Was genau ist passiert?«, beharrte Max. Mit den Informationen, die er bisher von Gabe erhalten hatte, begnügte er sich nicht.
»Das werde ich erzählen. Aber zuerst …« Gabriel sah sich um. »Wo sind die anderen?«
»Uriel hat einen Drehtermin«, erwiderte Max, »und Ellie ist bei ihm. Azrael schläft.«
Offensichtlich war das Herrenhaus im Moment auf die schottische Mittagszeit eingestellt, und der Vampir schlief in seinem Keller. Gabe nickte. »Okay, hol Uriel hierher, und sorg für eine dunkle Umgebung, damit wir Az wecken können. Ich habe wichtige Neuigkeiten.«
Dreißig Minuten später erschienen Uriel und Eleanore im Wohnzimmer.
Ellie setzte sich sofort zu Juliette auf die Couch, und die beiden Frauen sprachen leise miteinander. Unterdessen ließ Max die Nacht hereinbrechen. Vor einem der Fenster stand hell der Vollmond.
Auch Azrael gesellte sich zu ihnen. An eine Wand gelehnt, verschränkte er die Arme vor der breiten Brust und schlug die schwarz gestiefelten Beine übereinander. Unheimlich glühten die goldenen Augen in seinem schönen Engelsgesicht. Gabriel erwiderte seinen stechenden Blick und spürte beunruhigende Vibrationen, die der einstige Todesengel aussandte. Vermutlich war Az zu früh geweckt worden, und der Schlafmangel ärgerte ihn.
Gabe schloss die Jalousien und ergriff das Wort. »Welche Fortschritte hast du mit der Splitterwaffe gemacht, Max?«
Kopfschüttelnd nahm der Hüter seine Brille ab und putzte sie mit einem Ärmel seines braunen Anzugs. Er sah wie eine Mischung aus Bibliothekar und Geschäftsmann aus, wenn er nicht kämpfte. Auf Schlachtfeldern trug er Tarnkleidung und verlor regelmäßig seine Brille. »Keine. Dass du das wissen willst, wundert mich nicht. Von diesen verdammten Dingern wurdest du öfter getroffen als wir.«
»Wie oft?«, fragte Juliette.
»Dreizehn Mal«, antwortete Az, »inklusive der Geschosse in Slains Castle.«
Gabriel begegnete dem sorgenvollen Blick seines Sternenengels.
»Und diese Wunden tun schlimmer weh als sonst was«, ergänzte Uriel
Weitere Kostenlose Bücher