Gabriel
Saucieren und Servierplatten auf, ein freundliches Lächeln auf den Gesichtern, die Stuarts Züge zeigten. Offenbar seine Söhne, dachte Juliette. Das Essen sah verlockend aus, duftete köstlich und erinnerte sie an Thanksgiving. O Gott, meine Lieblingsspeise! Sie hatte Fisch erwartet, eventuell Hummer. Aber dies war eine unglaubliche Überraschung. Woher hatte Gabriel gewusst, dass sie für gebratenen Truthahn schwärmte?
Vielleicht liest er meine Gedanken. Sein Bruder ist immerhin ein Vampir.
Auf dem Tisch stand eine Mahlzeit für mindestens zehn Personen. Juliette und Gabriel, die einzigen Gäste im Lokal, würden das alles niemals essen können.
Als alle Speisen perfekt arrangiert waren, zogen sich die Kellner in die Küche zurück. Juliette schaute Gabriel an, der über das ganze Gesicht strahlte. »Wer hat das alles gekocht?«, fragte sie atemlos und immer noch verwirrt.
»Stuart und seine Gattin, eine wunderbare Frau. Sogar Könige würden ihre Kochkunst schätzen.«
»Oder Engel«, murmelte sie und musterte die verschwenderische kulinarische Fülle.
»Liebes, dein Mund steht sperrangelweit offen.« Grinsend tauchte er einen Bissen Sauerteigbrot in eine Sauce und steckte ihn Juliette zwischen die Lippen.
Verlegen errötete sie, dann begann sie genüsslich zu kauen.
Kevin Trenton stieg aus seinem Privatjet und schritt die Gangway zur Landebahn herab. Energisch betrat er mit seinen Stiefeln den Asphalt. »Ah, du schönes Schottland!«, sagte er, wobei er den schottischen Akzent imitierte, und sah sich im Dämmerlicht um. Diesen Teil der Welt hatte er schon lange nicht mehr besucht.
Etwa hundert Meter entfernt warteten Ely, Luke und Mitchell neben einem schwarzen Geländewagen. Der blank polierte Lack des Vehikels glänzte im Licht der Scheinwerfer, die das Rollfeld beleuchteten. Jetzt nickten die Männer ihrem General zu und kamen ihm entgegen.
»Wie war der Flug, Sir?«, fragte Ely, nahm seine Sonnenbrille mit den verspiegelten Gläsern ab und enthüllte seine bernsteinfarbenen Augen.
»Ereignislos«, antwortete Kevin. Sein Blick schweifte vom Ersten seiner Erwählten zu der dichten Wolkendecke, die über dem Land hing. Über die Landebahn kratzten dünne weiße Nebelfinger und hinterließen feuchte, schimmernde schwarze Spuren. An der Seite des Anführers schauten sich auch seine Gefolgsmänner um.
»Wenigstens müssen Sie sich nicht wegen der Sonne sorgen, Sir«, meinte Ely sanft.
Lächelnd entblößte Kevin seine neuen weißen Reißzähne.
Die drei Erwählten wussten von den körperlichen Veränderungen, die sich in ihm vollzogen hatten. Im Hauptquartier hatte er sie vor den übrigen Adarianern verbergen können, da er sich meist in unterirdischen Räumen aufhielt. Und weil es eine Weile dauern mochte, bis er lernen würde, die Reißzähne einzuziehen, hatte er darauf verzichtet zu lächeln und Gespräche vermieden. Die anderen hatten angenommen, ihn würde Hamons Ermordung bedrücken, und er hatte nichts getan, um dieser Vermutung entgegenzuwirken. Damit war das Problem gelöst gewesen.
Aber im Zuge eines Telefonats mit Ely, der sich regelmäßig bei ihm gemeldet hatte, hatte Kevin diesem mitgeteilt, welche sichtbaren Konsequenzen es nach sich zog, wenn man das gesamte Blut eines Adarianers trank. Das war nötig gewesen. Dass Kevin Hamon getötet hatte, wussten Ely, Luke und Mitchell, und ihre Loyalität garantierte ihm ihr Verständnis und ihr Stillschweigen. Zumal sie die drei Erwählten waren und sich, sobald sie das Blut eines Sternenengels tranken, vermutlich ebenfalls in Vampire verwandeln würden. Doch welche Opfer sie auch bringen müssten – letzten Endes würde es sich lohnen.
Seine ursprünglichen Fähigkeiten besaß Kevin nach wie vor, zusätzlich zu Hamons Talenten. Außerdem verfügte er als Vampir über größere Kräfte, und seine Bewegungen waren schneller denn je. Bald, so nahm er an, würden sich auch noch andere seiner Fähigkeiten zur Vollkommenheit steigern. Schließlich war der Erzengel Azrael überaus mächtig und ebenfalls ein Vampir. Freudig erregt blickte der General diesen weiteren Veränderungen entgegen.
Vorerst allerdings litt er noch unter den negativen Begleiterscheinungen seines neuen Vampirdaseins. Im Jet hatten ihn fest geschlossene Jalousien vor den tödlichen Sonnenstrahlen schützen müssen, und er war gezwungen gewesen, den Großteil des Tages zu verschlafen. Tagsüber wach zu bleiben, zehrte schmerzhaft an seinen Kräften.
Zudem war er
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