Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gabun - Roman

Gabun - Roman

Titel: Gabun - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meinrad Braun
Vom Netzwerk:
Distanz halten mussten, die außer sich vor Begeisterung waren, dass wir schon wieder hier auftauchten. Während wir die Flaschen in offene Wassertümpel hineindrückten, um sie zu füllen, sahen wir die braunen Egel elegant vorbeischwimmen, die wir schon kennengelernt hatten. Vielleicht verdauten einige von ihnen gerade unsere roten Blutkörperchen. Wir achteten gut auf unsere Hände. Wir hatten uns überlegt, die gefüllten Flaschen später in die pralle Sonne zu legen, um das Wasser provisorisch zu entkeimen. Fox hatte schließlich behauptet, das würde funktionieren. Besser, wir hätten einen Topf gehabt, um es abzukochen, aber wir hatten keinen. Schließlich krochen wir wieder zurück durch den Korridor. Wir würden ihn, dachte ich, mit der Zeit auf einen menschlichen Durchmesser erweitern, wenn wir noch ein paarmal hin- und herkriechen müssten.
    Zurück am Bahndamm kerbten wir mit Ze Zés Messer kleine Stämmchen ein, brachen sie ab und bauten damit ein Gerüst, in das wir Zweige und Blätter hängten. Das hatte ich schließlich bereits geübt. Wir bauten neben dem Bahndamm, am Wasser hätten die Mücken uns aufgefressen. Auch hier waren noch genug davon, der Rauch unseres Feuers, hofften wir, würde sie schon vertreiben. Die fertige Hütte hatte schließlich die Größe eines kleinen Campingzelts, in der Mitte konnte man gerade noch knien. Vor dem Eingang sollte die Feuerstelle sein.
    Während wir bauten, lagen die gefüllten Evianflaschen nebeneinander in der prallen Sonne. Ich warf ihnen ab und an einen Blick zu. Zur Ermutigung stellte ich mir vor, wie das ultraviolette Licht die Bakterien und Viren umbrachte, größere Parasiten allerdings würden bloß ein heißes Bad abbekommen. Vielleicht konnten wir ja einen Erdfilter bauen, um sie aus dem Wasser herauszubekommen. So intensiv wir die Wasserfrage zu lösen versuchten, die Essensfrage wartete ebenfalls noch auf eine Antwort. Das heutige Frühstück, inzwischen auch das Mittag- und bald das Abendessen, waren ausgefallen. Eine Notration an Keksen hatten wir. Sonst nichts.
    »Es wird nicht einfach werden, hier was zu essen aufzutreiben«, sagte Felicité. Wir hockten vor unserer fertigen Hütte auf dem hübschen Pfostengestell, das ich für uns angefertigt hatte, und rauchten zum Richtfest eine der kostbaren Zigaretten aus unserem Fundus. »Was essbar ist, versteckt sich, und die Pflanzen verbrauchen alles, was sie an Nährstoffen haben, um ans Licht heranzukommen.«
    So fasste sie es zusammen. Felicité sah durch den Rauch, den sie vor sich hin blies, in die Runde, wo das Nachmittagslicht zehn verschiedene Grüntöne in dem Dickicht um uns herum aufleuchten ließ, die Farben jeder Salat- und Gemüsesorte, die ich kannte. Ich äußerte mich dementsprechend.
    »Viele Pflanzen sind giftig«, warnte sie mich. »Sie wollen nicht gefressen werden. Oder sie wollen es und verursachen Durchfall, damit man ihre Samen verteilt. Na ja«, schloss sie mit einem fürsorglichen Blick auf mein Gesicht, »vielleicht finden wir trotzdem ein paar wilde Bananen oder eine Ananas. Aber wenn da was ist, fürchte ich, sind die Tiere schneller dran als wir. Da bleibt uns nicht viel für die Ernte.«
    »Was sollen wir dann essen?«
    Felicité streifte mich mit einem weiteren Blick, anders, weniger fürsorglich jetzt.
    »Da drüben ist Wasser.« Sie machte eine Kopfbewegung Richtung Sumpf und zog wieder an ihrer Zigarette, als wäre das schon eine Antwort gewesen.
    »Ja, und?« Ich verstand noch immer nicht.
    »Wir könnten eine Schildkröte fangen oder ein kleines Krokodil. Zur Not Frösche.«
    Ein kleines Krokodil. Oder zur Not Frösche. Ich sagte nichts, und Felicité lachte. Ein wunderbares, unbeschwertes Lachen, das zwei Reihen aus Elfenbein gemeißelter Zähne bloßlegte.
    »Du hast gut lachen«, kommentierte ich lahm, probierte aber ein Antwortlächeln. Sie zuckte mit den Achseln.
    »Ich habe auch noch nie Frösche gegessen. Uns fällt schon was ein. Hilf mir, Feuerholz zu sammeln. Es ist sicherer, wenn wir ein Feuer brennen lassen.«
    Erst als sie das sagte, fiel mir ein, dass es hier Leoparden gab, Wildschweine. Und Büffel, Nashörner und Waldelefanten. Um nur einige der Tiere zu nennen, die man durch ein Feuer beeindrucken konnte.
    Wir brachen tote Äste ab, von denen es genug gab, rissen Rindenstreifen herunter, die einen brennbaren Eindruck machten, und wurden dabei ständig von Ameisen angefallen, die sich durch uns gestört fühlten. Drei Sorten kamen vor: große

Weitere Kostenlose Bücher