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Gaelen Foley - Amantea - 01

Gaelen Foley - Amantea - 01

Titel: Gaelen Foley - Amantea - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herrscher von Amantea
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sich hätte widmen können.
    Sie roch Lazars Duft in der feuchten Luft, noch bevor er neben ihr auftauchte. Sein Geruch, seine Wärme, der Rhythmus seiner Atemzüge, wenn er schlief, waren ihr inzwischen vertraut.
    Er sagte nichts, sondern stützte sich auf der hölzer- nen Balustrade ab, um gemeinsam mit ihr auf die See hinauszublicken. Sie sahen sich nicht an.
    Vor zwei Tagen war sie in seinen Armen aufgewacht. Doch obgleich er die Nähe zu ihr suchte, blieb er doch respektvoll auf Abstand, während sie trauerte. Wenn sie während der Nacht um ihren Vater weinte und sich be- mühte, keinen Ton von sich zu geben, strich er ihr über das Haar und den Rücken, verlor aber nie ein Wort. Er versicherte ihr nur zärtlich seine Anteilnahme.
    Seine Liebenswürdigkeit machte ihr Angst. Sie traute ihm nicht.
    „Das Meer ist ein riesiger, einsamer Ort“, sagte er mit leiser Stimme.
    „Seltsam, dies von einem Piraten zu hören“, erwiderte sie in schneidendem Tonfall.
    „Allegra.“ Er seufzte. „Verurteile mich nicht, solange du nichts über mich weißt.“
    „Ich weiß sehr viel“, sagte sie kalt.
    „Ich werde dir nicht wehtun.“
    Aber ich muss für dich bluten, nicht wahr?
    Sie wandte sich ihm zu und sah ihn an, wobei sie das Gefühl hatte, als erblickte sie ihn zum ersten Mal.
    Nun, Lazar sah recht kultiviert aus. Seine Kleidung be- wies einen tadellosen Geschmack, selbst nach Pariser Maß- stäben. Er trug keine Kopfbedeckung, und sein schwarzes Haar, das allmählich länger wurde, ließ seine dunklen Augen unter den langen, geschwungenen Wimpern noch schwärzer funkeln.
    Unsicher blickte er sie an. In seinen wunderbaren aus- drucksvollen Augen spiegelte sich Sorge wider. „Ich denke viel über dich nach, Allegra. Ich möchte nicht, dass du dich ganz in der Trauer verlierst.“
    „Dann werde ich fröhlich sein, um dich nicht zu beun- ruhigen“, erwiderte sie und sah rasch auf die Wellen, um ihren Schrecken wegen seiner Besorgnis zu verbergen.

„Das habe ich damit nicht gemeint“, sagte er leise und betrachtete sie voller Zärtlichkeit.
    Sie weigerte sich, ihn anzusehen. Seine männliche Schönheit machte ihr Angst, vor allem nach dem sünd- haften Traum, den sie gehabt hatte, als sie vom Lauda- num betäubt gewesen war. Sie hatte sich ausgemalt, dass er sie ausgezogen und seinen warmen Finger in sie hinein- gesteckt hatte. Doch es war vor allem seine unendliche Zärtlichkeit, die sie zutiefst verängstigte.
    Wenn er ihr Gewalt angetan hätte, wäre es leicht gewe- sen, ihn zu hassen. Sie hatte keine Ahnung, warum es ihr auch jetzt schon schwer fiel. Er hatte ihr alles geraubt, was sie besessen hatte, hatte ihr Zuhause zerstört, sie ihrer Fa- milie entrissen und ihre viel versprechende Zukunft ver- nichtet. Er hatte sie ruiniert und es gewagt, zu behaupten, dass er ihr geliebter Prinz war.
    Sie wusste nicht, wer er war.
    Er hatte ohne ersichtlichen Grund – von seiner Selbst- herrlichkeit und seiner Zerstörungslust einmal abgesehen – ihr Leben durcheinander gebracht. Bald würde er auch ihren Körper benutzen. Ihr Herz, ihr Geist und ihre Seele waren die letzten Dinge, die sie noch besaß. Und sie schwor sich, dass er diese nicht bekommen würde.
    Er ging geschickt vor und wollte sie mit sanften Worten, zärtlichen Berührungen und dem traurigen und gehetzten Blick, der ihre eigene Einsamkeit widerzuspiegeln schien, verführen. Doch sie ließ sich nicht täuschen. Sie traute ihm nicht. Aber auch sich selbst traute sie nicht, wenn er in ihrer Nähe war.
    Wieder seufzte Lazar und betrachtete seine Hände, die auf der Balustrade lagen. „Wir werden bald an Gibraltar vorbeisegeln. Vielleicht kommt es dort zu einem Kampf. Die Fahrt über den Atlantik sollte etwa einen Monat dauern – je nachdem, wie die Winde sind.“
    „Könnte ich erfahren, wohin wir reisen?“
    „Natürlich, chérie. In die Karibik. Nach Hause.“
    Sie biss sich auf die Lippe, um ihm nicht heftig zu er- widern, dass dort durchaus nicht ihr Zuhause war. „Und was ist, wenn ich nicht in die Karibik möchte?“
    „Wohin willst du denn?“
    „Nach Amantea.“
    Er rang sich ein geduldiges Lächeln ab. „Nenn mir ir-

gendeinen anderen Ort, wohin du möchtest, und ich werde ihn dir zeigen, sobald ich meine Angelegenheiten dort drüben geregelt habe.“
    „Eine Reise.“ Allegra sah ihn misstrauisch an und wehrte sich dagegen, auf seine Lügen hereinzufallen. „Vielleicht wäre es jetzt an der Zeit, mir zu sagen, was du eigentlich mit

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