Gaelen Foley - Amantea - 01
misstrau- isch, aber stolz an. „Werden Sie nun vor Ekel in Ohnmacht fallen?“ fragte er sarkastisch.
„Nein. Tut es noch weh?“
„Natürlich nicht.“
„Kann ich es anfassen?“
„Möchten Sie das denn?“ Noch immer verärgert, wollte er anscheinend die Versöhnung hinausschieben. Oder viel- leicht doch nicht.
Sie legte eine Hand auf seinen Rücken und strich mit dem Finger über das rechte vernarbte Schulterblatt. Sie spürte ein Kribbeln in ihrem Bauch, als er mit einem un- terdrückten Laut, der einem Stöhnen recht nahe kam, auf ihre Berührung reagierte.
„Wer hat Ihnen das angetan?“ fragte sie mit leiser Stimme.
„Der alte Kapitän Wolfe hat die Peitsche gehalten“, er- widerte Lazar betont locker. „Aber eigentlich war es Ihr Vater.“
Allegra runzelte die Stirn. „Wer ist Kapitän Wolfe?“
„Wer war Kapitän Wolfe. Der König der Piraten“, sagte Lazar mit harter Stimme. „Der Mann, unter dem ich einmal gedient habe.“
Sie sah zu Lazar auf, aber er schaute weiterhin in die Ferne. „Es fällt mir schwer, Sie mir als einen dienenden Mann vorzustellen.“
„Sagen wir, ich schuldete ihm etwas.“
„Wofür?“
„Nein, Allegra.“
Sie schwieg. „Das hätte man Ihnen nicht antun dürfen“, sagte sie schließlich traurig und folgte mit dem Finger ei- ner langen weißen Furche, die von seiner Schulter diagonal zu seiner linken Hüfte führte.
„Es war mein eigener törichter Einfall“, knurrte Lazar. „Ich habe mich freiwillig gemeldet.“
„Was meinen Sie damit?“
„Der Vikar kam eines Tages auf die Idee, mit dem alten Kapitän darüber zu streiten, dass er ein paar Gefangene freilassen sollte, deren Familien nicht genug Mittel für ein Lösegeld besaßen. Selbst Sie, Signorina Monteverdi, hätten es nicht gewagt, sich mit Raynor Wolfe auf eine Auseinandersetzung einzulassen.“
„Sie ließen sich für den Vikar schlagen?“
Er zuckte die Schultern. „Er hätte es nicht überlebt.“
„Das war sehr edelmütig von Ihnen.“
Lazar erwiderte nichts.
„Sie sollten sich für diese Narben nicht schämen“, sagte Allegra leise, während sie – melancholisch geworden – über seine misshandelte Haut strich. „Sie sollten stolz darauf sein.“
„Sie sind wahrhaftig die seltsamste Frau, die mir je über den Weg gelaufen ist“, meinte er. „Wenn Sie glauben, dass ich es stoisch ertragen habe, dann irren Sie sich gewaltig. Ich schrie aus Leibeskräften und verfluchte den holländi- schen Hund bei jedem Schlag. Es war der Hass, der mich am Leben erhielt.“
„Meinem Vater gegenüber?“
„Und Gott.“
„So etwas dürfen Sie nicht sagen!“ rief sie und versi- cherte dem Himmel in Gedanken, dass Lazar es nicht so gemeint hatte.
Beide schwiegen, während Allegra mit der Fingerspitze leicht über seine Wirbelsäule strich. Er zitterte ein wenig.
„Allegra“, sagte Lazar schließlich. „Ich mag Ihre Berüh- rungen.“
Auf einmal begann ihr Herz heftig zu klopfen. Sie trat näher zu ihm und legte ihm die Arme um die Taille, um seine bloße Brust und den Bauch streicheln zu können. Zärtlich küsste sie ihn einige Male auf den Rücken – leicht wie der Flügelschlag eines Schmetterlings.
Sie konnte es selbst nicht glauben, was sie da tat; doch es war ihr nicht möglich, damit aufzuhören. Sie hielt einen Moment den Atem an, schloss die Augen und schmiegte ihr Gesicht an seinen Rücken. Dann erkundete sie ihn – jede Linie seines Körpers, seine bronzefarbene Haut, die so weich war, seine starken Arme. Sie strich ihm über den Nacken und berührte das dichte kurze schwarze Haar.
Als er den Kopf zurücklegte – als gäbe er sich ganz ih- rer Berührung hin –, vernahm sie ein leises Stöhnen. Ge- nießerisch stand er da, während Allegra mit der linken Handfläche über seine untere Rückenpartie strich, die in den kräftigen Muskeln seines Hinterns mündete. Etwas an seiner angespannten Kraft faszinierte sie zutiefst, es war herrlich, ihn zu kneten und zu streicheln.
„Gefalle ich Ihnen?“ flüsterte er heiser.
„O ja“, brachte sie atemlos hervor.
Lazar drehte sich um und zog sie, die Hand auf ihrem Nacken, an sich. Als er sich herabbeugte, hieß sie seinen Kuss willkommen. Sie schmeckte den Brandy auf ihrer Zunge. Er musste ihre Lust spüren, denn er presste sie heftig an sich und brachte sie mit seinen wilden Küssen dazu, ihre Lippen weiter zu öffnen und seine Zunge tiefer in ihren Mund eindringen zu lassen.
Dann machte er zwei Schritte,
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