Gaelen Foley - Amantea - 02
das werde ich!“ Voller Zorn schritt sie auf den Schreibtisch zu und stützte sich mit beiden Händen auf der Tischplatte ab. „Ich werde noch verrückt hier! Es gibt nichts zu tun und niemand, mit dem ich sprechen könnte.“
Fast bewundernd blickte er sie an, denn in ihrem Zorn sah sie noch schöner aus. „Du wirst trotzdem hier bleiben.“
„Ich bin nicht deine Gefangene!“ rief sie und schlug mit der Faust auf den Tisch.
„Beruhige dich“, sagte Darius scharf.
„Ach, soll ich wie du werden? Ohne Gefühle? Ich werde in die Stadt fahren, und du wirst mich nicht aufhalten können.“
Er sprang auf. „Ich bin dein Mann, und du hast mir zu ge- horchen. Das wolltest du doch, oder etwa nicht? Dafür hast du doch mein Leben zerstört.“
„Dein Leben zerstört?“ fragte sie ungläubig. Noch bevor er sie davon abhalten konnte, nahm sie das Tablett mit dem Frühstück und schleuderte es durch das Zimmer. Krachend landete es auf dem Boden.
„Da! Nun habe ich auch noch dein Frühstück zerstört.“ Sie wirbelte herum und stürmte mit zu Fäusten geballten Händen aus der Bibliothek.
Einen Moment lang fühlte Darius sich wie gelähmt. Die- ses Verhalten hatte er nicht mehr erlebt, seit Serafina ein Kleinkind gewesen war. Wut stieg in ihm hoch.
„Du verwöhntes Frauenzimmer!“ donnerte er los und rannte hinter ihr her. „Komm sofort zurück und räume auf!“
Er lief in die Eingangshalle und sah, dass sie die Treppe hinaufhetzte.
„Wie alt bist du? Sieben? Acht?“ rief er zornig.
„Lass mich in Ruhe! Ich will dich nie mehr sehen! Ich hasse dich!“
Vor Verblüffung blieb er stehen. „Du hasst mich?“ So et- was hatte sie noch nie zuvor zu ihm gesagt. War sie bis an die Grenze dessen getrieben worden, was sie ertragen konnte? „Serafina!“
„Geh endlich, Darius! Ich weiß sowieso, dass du es tun wirst. Geh und bring es hinter dich.“ Sie schaute über das
Geländer im ersten Stock zu ihm hinunter. Tränen standen ihr in den Augen, und ihre Wangen waren gerötet.
„Ich mag unreif sein, aber da bin ich nicht die Einzige! Nun verstehe ich, dass du mich nur begehrt hast, weil ich für dich verboten war. Doch nachdem du mich bekommen hast, hast du die Lust verloren und willst deine Freiheit wieder. Also geh! Und beauftrage auch den Architekten nicht. Denn ich bezweifle, dass wir noch viel länger hier leben werden.“
Mit diesen Worten verschwand sie aus seinem Blickfeld. Darius hörte, wie sie weinte, als sie in ihr Zimmer eilte.
„O Gott“, flüsterte er. Er rührte sich nicht, sondern sah wie versteinert zu Boden.
Ich habe sie verloren.
Dieser Gedanke ernüchterte ihn. Zu spät wurde ihm klar, dass ihr Auftauchen in der Bibliothek ihr hochmütiger Ver- such gewesen war, ihm die Hand zur Versöhnung zu bieten.
Sie würde ihn verlassen. Das hatte er deutlich an ihrer Stimme erkannt.
Erneut sah er zum Geländer hinauf, wo sie eben noch gestanden hatte.
Verlass mich nicht.
Auf einmal kam wieder Bewegung in Darius, und er lief – immer zwei Stufen auf einmal nehmend – die Treppe hinauf.
21. KAPITEL
„Öffne die Tür“, rief Darius vor ihrem Gemach.
Serafina blickte auf die verriegelte Tür und fuhr dann zornig fort, ihre Sachen in einige Reisetruhen zu werfen. Sie würde nicht mehr länger über diesen herzlosen Zigeuner weinen. Sie wollte nach Hause.
„Lass mich ein.“
„Du hast gewonnen, Darius. Ich will dich nicht sehen. Ver- schwinde!“ In Zukunft würde er keine Macht mehr über sie ausüben.
Er drehte den Türknauf.
„Du wirst mich nicht verlassen, Serafina.“
„Ganz gewiss bleibe ich hier nicht allein zurück!“ rief sie wütend.
„Ich habe nicht vor abzureisen.“
„Lügner!“ schleuderte sie ihm durch die geschlossene Tür entgegen.
Einen Moment lang herrschte Schweigen.
„Serafina, öffne endlich die Tür“, sagte er schließlich leise. „Ich möchte dich sehen.“
Erneut blickte sie zornig zur Tür und legte ihre Kleider in eine Truhe.
„Du benimmst dich töricht“, sagte er verärgert, und dann hörte sie, wie er davonging.
Er war also wieder fortgelaufen. Viel zu schnell gab er immer auf. Nein, er wird sich nie ändern, dachte Serafina bitter.
Stets hatte sie um ihre Liebe gekämpft. Ihm war das gleichgültig. Sie liebte ihn so sehr, dass ihr ganzer Körper schmerzte, doch ihre Gefühle für ihn blieben auch jetzt, da sie seine Gemahlin war, ebenso unerwidert, wie sie es damals als Sechzehnjährige erlebt hatte. Sie war gerade dabei,
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