Gaelen Foley - Amantea - 02
himmlisch. Außerdem ist er reich, berühmt ...“
„Er wird die meiste Zeit im Krieg sein“, stand Cara ihrer königlichen Freundin rasch bei.
„Das stimmt natürlich“, gab die Rothaarige zu und dachte eine Weile nach. „Wenn er Ihnen wirklich nicht zusagt, dann habe ich vielleicht eine Lösung für Sie.“
„Was meinen Sie damit?“ erkundigte sich Serafina neugie- rig.
„Nachdem Sie geheiratet haben, nehmen Sie sich ihn als Liebhaber“, erklärte sie und warf einen bedeutsamen Blick auf Darius.
Serafina wurde blass.
Elisabetta lachte. „Warum nicht?“ flüsterte sie. „Das ist doch die beste Lösung. Schließlich brauchen Sie einen Lieb- haber. Das haben alle Damen, die etwas auf sich halten.“
Serafina hatte inzwischen ihre Fassung wieder gefunden. „Leider ist Russland nicht wie Italien. Dort sind die Männer noch nicht zu dieser modernen Form der Ehe bereit.“
Anatol hatte sie nämlich schon vorgewarnt.
„Dann müssen Sie es eben heimlich tun.“
Serafina lachte entsetzt und bewundernd zugleich. „Sie sind so verschlagen, Elisabetta! Wie soll ich nur ohne Sie auskommen?“ Serafina umarmte sie von neuem.
„Serafina!“ rief in diesem Moment ihre Mutter.
„Ich komme!“ antwortete sie und sah ihre Freundin an. „Vergessen Sie nicht, Kwee-Kwee manchmal zu besuchen und Bianca Katzenminze zu geben. Schreiben Sie mir!“
„Wo werden Sie sein, wenn wir Sie brauchen?“ fragte Cara ernst.
Serafina hätte beinahe ihr Geheimnis enthüllt, da sie es nicht gewöhnt war, etwas vor ihren Freundinnen zu verber- gen. Doch da bemerkte sie ein verwirrendes Blitzen in Ca- ras blauen Augen. Sie erinnerte sich an Darius’ Warnung. „Irgendwo auf dem Land. Ich weiß es wirklich nicht.“
Innerlich fragte sich Serafina, ob sie sich diesen kurzen listigen Blick ihrer Freundin nur eingebildet hatte. Inzwi- schen sah Cara sie nämlich wieder besorgt an. „Wenn Sie schon keine Anstandsdame bekommen, sollte zumindest ich Sie begleiten. Ich könnte in wenigen Minuten bereit sein ...“
Serafina drückte ihr die Hand. „Danke, Cara. Ich wünschte, es wäre möglich. Aber Darius ist in dieser Hinsicht sehr streng.“
„Serafina!“ rief die Königin erneut und ging auf die drei jungen Damen zu.
„Oh, verschwinden wir lieber“, meinte Elisabetta schuld- bewusst. Die Königin missbilligte ihre Anwesenheit, seitdem sie vor einigen Monaten den Kronprinzen verführt hatte.
Der charmante Rafael hatte überall damit geprahlt, doch nachdem der Königin dies zu Ohren gekommen war und sie ihn zur Rede gestellt hatte, war er äußerst kleinlaut gewe- sen. Außerdem hatte Serafina ihre ganzen Überredungskün- ste einsetzen müssen, damit Elisabetta nicht des Hofes von Belfort verwiesen wurde.
Cara allerdings strahlte die Königin an und ging ihr freu- dig entgegen. Serafina hatte schon oft überlegt, um wie vie- les ihre Freundin ihrer Mutter die bessere Tochter wäre, denn die beiden waren hoffnungslos tugendhaft.
Hastig küsste Elisabetta die Prinzessin auf die Wange. „Passen Sie auf sich auf“, flüsterte sie und verschwand.
Nachdem Serafina zu ihrer Mutter und ihrer anderen Freundin getreten war, verabschiedete diese sich mit einer Umarmung. „Gott sei mit Ihnen“, sagte sie und ging ebenfalls.
Serafina blieb allein mit ihrer Mutter zurück.
Vor ihren Freundinnen mochte die Prinzessin sich über die wohltätige Ader der Königin lustig machen, aber in Wahrheit verehrte Serafina sie zutiefst.
Königin Allegra di Fiore strahlte Menschlichkeit und Güte aus. Mit ihren achtunddreißig Jahren war sie nicht leicht aus der Fassung zu bringen, und es war auch unmöglich – wie Serafina schon früh hatte lernen müssen – , sie zu belü-
gen. Obgleich sie niemals ihre Stimme erhob, besaß sie eine Autorität, die ihresgleichen suchte. Sie erreichte mit einem einzigen enttäuschten Blick mehr als die schrill tadelnden Gouvernanten, und sie schien die gleiche Wirkung bei den Ratsherren wie bei ihren Kindern zu erzielen.
Mit ihrer elfenbeinfarbenen Haut, den Sommersprossen und dem kastanienbraunen Haar, von goldenen Strähnen durchzogen, stellte sie eine Schönheit dar. Obwohl sie guter Hoffnung war, bewegte sie sich mit Grazie und verkörperte all die Tugenden, die Serafina niemals zu erlangen glaubte – Weisheit, Anmut und Autorität. Sie erschien ihr wie ein mächtiger Engel, und ihr Gatte behauptete, dass sie das Beste sei, was Amantea in siebenhundert Jahren widerfahren war.
Nein, dachte
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