Gaelen Foley - Amantea - 02
Rothaarige mit grünen Augen und wenig Moral. Sera- fina bewunderte die Zweiundzwanzigjährige für ihre freien Ansichten. „Er hat eine erotische Ausstrahlung wie kaum ein anderer Mann, dem ich begegnet bin“, fügte Elisabetta hinzu.
Obgleich kaum eine Stunde seit der Besprechung vergangen war, stand bereits eine unauffällige Kutsche vor der Über- dachung, um Serafina in ihr Versteck zu bringen. Sie befand sich unter den römischen Bögen im warmen Licht der seitli- chen Eingangshalle und verabschiedete sich von ihren zwei besten Freundinnen. Darius unterhielt sich in der Nähe leise mit Serafinas Eltern.
Er hatte ihr strikte Anweisungen gegeben, niemandem mit- zuteilen, was im Irrgarten geschehen war oder wohin sie fuhr. Aber die Prinzessin wünschte, sie hätte ihr Herz vor ihren en- gen Vertrauten über die nächtlichen Ereignisse ausschütten können.
„Ich verstehe nicht, dass der König und seine Gemahlin ihm vertrauen. Er ist doch ein Barbar“, sagte Cara und beo- bachtete Darius mit einer Mischung aus Entsetzen und Fas- zination. Mit neunzehn war das blonde, blauäugige Mädchen die Jüngste und Ernsteste des unzertrennlichen Trios.
Nach dem schrecklichen Vorfall war Serafina sehr erleich- tert, dass ihr Versuch, Cara mit Saint-Laurent zusammenzu- bringen, gescheitert war.
Philippe hatte sich für die zierliche Cara interessiert, doch nachdem sie ihm gestattet hatte, sie durch den Gar- ten zu geleiten, hatte sie Serafina und Elisabetta berich-
tet, dass sie den Franzosen unverschämt und eingebildet fand.
Besorgt wandte Cara sich an Serafina. „Schickt Ihre Mutter keine Anstandsdame mit?“
Serafina riss sich von Darius’ Anblick los. „Sie meinte, sie wolle noch zwei Damen nachreisen lassen, aber mein Vater erklärte, es sei nicht nötig.“
„Nicht nötig?“ rief Cara überrascht.
„Meine Eltern vertrauen Darius. Er hat schon früher auf mich Acht gegeben. Wenn sie ihm außerdem zu verstehen gä- ben, dass sie sein starkes Ehrgefühl in Zweifel stellen, wäre er zutiefst gekränkt.“
„Ich weiß, dass die Königlichen Hoheiten ihn sehr schätzen. Aber meine Liebe“, sagte Cara beunruhigt. „Was werden die Leute sagen?“
„Ach, das ist doch ganz gleichgültig“, erklärte die selbst- bewusste Elisabetta und spielte gedankenverloren mit ihrem Ärmel. „Die Leute sind töricht.“
Serafina achtete nicht auf sie. „Niemand wird etwas er- fahren. Mutter wird behaupten, dass ich meine Tante Isabelle besuche, die zu alt ist, um zu meiner Hochzeit kommen zu können.“
„Ihre Mutter könnte doch zumindest eine ihrer Hofdamen mitschicken“, schlug Cara vor.
„Das möchte Darius nicht. Er traut niemandem, bis die Feinde in unserer Mitte entlarvt sind. Außerdem glaubt er, dass Frauen seine Männer nur ablenken würden.“
„Seine Männer! Ha! Er meint wohl sich selbst. Schließlich vergnügt er sich mit allen hübschen jungen Damen, die ihm über den Weg laufen“, flüsterte Elisabetta, und ihre grünen Augen funkelten.
„Das tut er nicht!“ widersprach Serafina empört. „Es wä- ren nur noch mehr Leute, um die man sich kümmern müsste. Ich glaube, ich gehe jetzt“, fügte sie sanfter hinzu.
Die drei Frauen vergaßen ihr kleines Wortgefecht und umarmten einander herzlich.
Serafina war froh, dass ihr Streit im Ballsaal wenige Stun- den zuvor ebenfalls bereinigt zu sein schien. Noch immer ent- setzte sie ihre Befürchtung, dass die beiden vielleicht doch keine besseren Freundinnen waren als die übrigen Damen ihres Hofstaats, die sie vor allem wegen ihrer hohen Stellung schätzten.
Sie hatte Cara und Elisabetta gefragt, ob sie mit ihr nach
Moskau kämen, um ihr während der ersten Monate nach ihrer Hochzeit Gesellschaft zu leisten. Beide hatten aber sogleich fadenscheinige Ausflüchte vorgebracht.
„Es tut mir so Leid“, hatte Cara erklärt. „Doch ich kann meine Familie nicht verlassen.“
„Meine Gesundheit lässt es nicht zu“, hatte Elisabetta hin- zugefügt. „Ich vertrage die Kälte nicht. Es sei denn, ich hätte einen Mann wie Ihren Anatol, um mich zu wärmen.“ Sie lächelte anzüglich.
„Sie können ihn gern haben“, hatte Serafina trocken erwidert. „Nun, es war nur eine Idee. Es macht nichts.“
„Sind Sie sicher?“ hatte Elisabetta noch höflich gefragt.
„Ja, das bin ich.“
„Ich verstehe nicht, warum Ihnen der russische Göttersohn nicht gefällt, den Sie heiraten“, meinte Elisabetta und sah Serafina fragend an. „Er ist
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