Gaelen Foley - Amantea - 02
humorvollen Mann hinter der Maske des sonst so hochmütig wirkenden Santiago zu erleben. Plötzlich hörte er mitten in einem Satz auf und schaute sie verwirrt an.
„Was ist los?“
„Ich fühle mich so entspannt mit dir wie sonst nie.“
Sie strahlte ihn an, während ihr Herz vor Freude schneller schlug. „Und das überrascht dich?“
Versonnen schaute er sie an. „Nein. Aber du bist anders, als ich dachte.“
„Wie meinst du das?“
„Ich kann es nicht erklären.“
„Besser? Schlechter?“
„Stärker“, erwiderte er. „Und doch auch weicher.“ Dann rutschte er zu ihr und nahm ihr die Bürste aus der Hand. „Dreh dich um.“
Vergnügt gehorchte sie ihm. Langsam und sanft begann er, ihr das Haar zu bürsten.
Er ist ein so zärtlicher Mann, dachte Serafina, während sie entspannt die Augen schloss. Darius bemühte sich darum, ihr nicht wehzutun, sondern löste geduldig einige verknotete Strähnen.
„Darf ich dich etwas fragen, Serafina?“
„Alles, was du willst.“
Er schwieg eine Weile und schien gegen eine gewisse Scheu anzukämpfen.
„Ja?“ ermunterte sie ihn.
„Ich begreife nicht, was du in mir siehst. “
Serafina drehte sich zu ihm um und blickte ihn verwundert an. „Das begreifst du nicht?“
Liebevoll und verletzlich zugleich blickte er sie an. Ihr Er - staunen verwandelte sich in Zärtlichkeit. Sie strich ihm über die Wange. „Du willst es hören, nicht wahr, mein Liebster? “
Beschämt senkte er den Kopf.
Sie streichelte sein Gesicht. „Ich erzähle es dir gern, Da- rius. Aber es wird einige Zeit brauchen. “ Sie lächelte. „Es gibt nämlich viele Gründe.“
Sie drehte sich wieder um, damit er mit dem Bürsten fort- fahren konnte. Dann schloss sie die Augen, wobei sie ein tiefes, inniges Gefühl ihm gegenüber empfand.
„Ich mag es, dass du die Fehler der Menschen, die dir et- was bedeuten, nicht sehen willst. Du bist unglaublich treu, selbstlos und großzügig“, sagte sie. „Du hast ein ausgepräg- tes Gefühl für Ehre und Gerechtigkeit und einen brillanten Verstand. Die Welt kann sich glücklich schätzen, dass du ein guter Mensch bist, denn wenn du kein mutiger, wunderbarer Held geworden wärst, hättest du die Fähigkeiten zu einem gerissenen Verbrecher.“
Serafina seufzte. „Natürlich siehst du blendend aus und bist ein guter Liebhaber. Aber darüber wollen wir nicht re- den“, erklärte sie schalkhaft. „Ach, und du kannst sehr lustig sein. Wie ich es genieße, wenn du manchen dieser aufgebla- senen Gecken bei Hofe lächerlich machst. Aber wenn jemand in Not ist, eilst du ihm stets zu Hilfe.“
Darius schwieg und fuhr fort, ihr langes Haar zu bürsten.
„Du bist so vielen jungen Männern ein Vorbild, aber deine Überlegenheit steigt dir nie zu Kopf. Ich mag es, dass du dich gar nicht auf einen Kampf mit einem Großmaul einlässt, der keine Chance gegen dich hätte. Und was ich besonders an dir schätze, ist die Tatsache, dass du immer genau weißt, was du willst. Mir gefällt es auch, dass du schüchternen Menschen immer freundlich gegenübertrittst ... Darius?“ Auf einmal fiel ihr sein Schweigen auf.
Sie drehte sich zu ihm um. Mit hängendem Kopf saß er da.
„Liebster?“ Sie hob sein Kinn, um ihn anzusehen.
Gequält blickte er sie an.
„Was ist, mein Liebster? Habe ich etwas Falsches gesagt?“
Er schien nicht antworten zu können.
Serafina wartete und strich ihm eine Strähne aus der Stirn.
„Noch nie hat jemand so etwas zu mir gesagt“, brachte er schließlich hervor.
„Ich bin noch nicht fertig“, erwiderte sie mit einem zärtli- chen Lächeln.
„Bitte nicht. Ich könnte es nicht ertragen.“
„Darius, wieso weißt du das alles nicht?“ Sie umfasste sein Gesicht. „Gönnst du dir deshalb nie eine Pause? Zweifelst du denn an deinem eigenen Wert?“
Er warf ihr einen Blick zu, der Hoffnungslosigkeit verriet.
„Liebster, du musst nichts beweisen. Warum glaubst du, vollkommen sein zu müssen?“
„Ich bin der unvollkommenste Mensch auf Erden.“ Er ver- suchte, sich abzuwenden, aber Serafina ließ es nicht zu, und er kämpfte nicht dagegen an.
Sein Geständnis schmerzte sie. Sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Das stimmt nicht, Darius. Hör auf mich: Du bist gut. Du bist vollkommen, genauso wie du ...“
Er riss sich von ihr los.
„Das bist du“, sagte sie bestimmt. „Lass dein ganzes Stre- ben für den Moment einfach hinter dir. Gönne dir Zeit zur Heilung. Tu es für mich.“
Zweifelnd sah er sie
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