Gaelen Foley - Amantea - 02
Erdboden gleichma- chen. Eure einzige Hoffnung, Majestät, ist mein Schutz. Un- sere Allianz muss besiegelt sein, ehe die Welt Nachricht davon erhält, dass einer Eurer Getreuen versucht hat, Napoleon zu töten.“
„Und wenn Darius doch Erfolg hat?“ unterbrach Serafina ihn leise.
„Das wird er nicht. Sie scheinen nicht zu verstehen, Sera- fina“, fuhr er sie an. „Ist es Ihnen denn gleichgültig, was mit Ihrem Vater geschieht? Mit Ihrem Volk? Ist das Leben dieses elenden Spaniers alles, worum Sie sich Sorgen machen?“
„Achten Sie darauf, was Sie sagen, Tjurinow“, wies Lazar ihn scharf zurecht.
Anatol verbeugte sich und zeigte sich erneut charmant. „Vergeben Sie mir.“ Er ging sogar so weit, dass er sich vor Serafina auf ein Knie niederließ und ihre Hand nahm. „Nach- dem meine erste Gattin, Margarita, starb, war ich so verstört, dass ich mir schwor, niemals mehr zu heiraten. Aber als ich Sie traf und vom Schicksal Amanteas erfuhr, wusste ich, dass ich mich Ihnen zur Verfügung stellen muss.“
„Und Wir sind Ihnen für Ihre Großzügigkeit dankbar, Tju- rinow“, versicherte Lazar ihm, wobei seine Stimme einen dro- henden Unterton beibehielt. „Aber denken Sie daran, dass Unsere Tochter das Herz eines jeden Mannes gewinnen kann.“
„Vater.“ Sie warf ihm einen raschen Blick zu. Er be- nutzte nur dann das königliche „Wir“, wenn er verärgert war. Vielleicht begann er endlich, Anatols aalglatte Art zu durchschauen.
„Das könnte sie wahrhaftig“, stimmte der Russe sanft zu.
Serafina schaute ihn an und überlegte, wie sie genügend Zeit gewinnen konnte, bis die Nachrichten über Darius’ Schicksal in Amantea eintrafen. Wenn es ihm nicht gelun- gen war, Napoleon umzubringen, musste sie wohl oder übel Anatol heiraten und durfte ihn deshalb keinesfalls verstim- men.
„Anatol“, sagte sie mit einer weichen, besonders weiblich klingenden Stimme. „Sie wissen, dass ich Sie mag und dass es mich ehrt, Ihre Gattin zu werden. Aber meine Mutter hat sich solche Mühe gegeben, den Tag unserer Hochzeit zu etwas Besonderem zu gestalten. Ich sehe keinen Grund, die Dinge zu beschleunigen. Können wir nicht an dem Tag festhalten, den wir ursprünglich vereinbart haben?“ Sie warf ihm ein scheues Lächeln zu, als sie zu ihm aufsah.
Anatol blickte sie an und schien ganz verzaubert.
Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, dass ihr Vater sie verblüfft anblickte.
„Ja, Anatol?“ flehte sie.
Er stammelte. „Ich ... ich ...“
In diesem Moment wurde an die Tür geklopft.
„Herein!“ rief der König.
Ein Lakai öffnete die Tür, verbeugte sich und brachte dem König eine Depesche. „Es ist dringend, Majestät“, murmelte er unterwürfig.
Serafina beobachtete ihren Vater mit wild pochendem Her-
zen, als er das Siegel brach. Lazar riss die Augen auf und erhob sich rasch. Seine Miene spiegelte Freude und Angst wider.
„Serafina, deine Mutter liegt in den Wehen.“
„Mein Gott!“ rief sie.
Ihr Vater eilte zur Tür. „Anatol, wir müssen später darüber sprechen. Verzeihen Sie meine Direktheit, aber das Kind wurde erst in drei Wochen erwartet. Meine Gattin ist kräftig, aber kein junges Mädchen mehr. Ich muss sofort zu ihr.“
Auch Anatol stand auf. „Natürlich, Majestät.“
„Ich auch!“ Serafina eilte ihrem Vater nach, doch Anatol ergriff sie am Arm.
„Noch ein Wort unter vier Augen, Serafina.“ Er betrachtete sie misstrauisch.
Mit verschränkten Armen lehnte sie sich an den Türrahmen.
„Warum wollen Sie unsere Hochzeit noch länger aufschie- ben?“ fragte Anatol.
„Warum wollen Sie sofort heiraten?“
Drohend beugte er sich über sie. „Weil ich annehme, dass Sie vorhaben, mich auszumustern.“
„Da irren Sie sich.“
„Nun gut. Ich glaube Ihnen. Wir sind einander versprochen. Und ich bin kein Mann, mit dem man Spiele treibt. Wenn Sie mich beleidigen, beleidigen Sie Russland. Denn ohne meine Armeen ist der Zar hilflos. Wenn Sie Russland beleidigen, wird Amantea die Freundschaft aller Alliierten der Dritten Koalition verlieren. Niemand wird dieser Insel helfen. Nicht einmal England.“
„Woher wollen Sie das wissen?“
„Neapel ist hilflos. Schweden ist zu weit weg. Österreich ist am Ende seiner Kräfte. England würde nur Gold geben. Aber Russlands Bevölkerung ist groß. Wir haben Soldaten, wir haben Kanonen.“
Serafina schauderte.
„So ist es recht, meine Blume. Menschenleben. Mit dieser Währung habe ich Sie gekauft.“
Ein Teil in ihr weigerte
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