Gaelen Foley - Amantea - 03
warf einen hämischen Blick auf di Tadzio und fügte hinzu: „Ich tat es. Und er war gut.“
Rafael war sich sicher, dass Adriano nun den Abzug drücken würde. Doch er tat es nicht. Stattdessen fiel auf einmal seine ganze Anspannung von ihm ab, und sein fein geschnittenes Gesicht wurde ausdruckslos. Er ließ die auf Orlandos Schläfe gerichtete Waffe sinken, ohne ein Wort zu sagen.
„Gut“, meinte er schließlich zum Herzog. „Du gewinnst.“
Er drehte sich um und ging mit steifen Schritten davon, so dass nur noch Rafael seinen Degen auf Orlando hielt.
„Adriano! Wohin gehen Sie?“ rief er ihm hinterher. „Ich weiß, Adriano. Ich habe es seit Jahren gewusst, aber es ist mir gleichgültig. Es ist mir völlig egal!“
Sein Freund ging mit hängenden Schultern weiter.
„Di Tadzio!“ Rafael ließ Orlando nicht aus den Augen. „Kommen Sie zurück! Wohin wollen Sie denn?“
Orlando musterte nun interessiert Rafael.
„Ich will nur nach Niccolo und Elan sehen“, erwiderte Adriano, ohne sich umzudrehen. Dann verschwand er zwi- schen den Bäumen.
„In Ordnung. Ich bleibe währenddessen hier“, rief Rafael mit strenger Stimme. Seine Nackenhärchen stellten sich je- doch in böser Vorahnung auf. „Los, du herzloser Hurensohn“, murmelte er. „Dreh dich um, und geh mit erhobenen Händen vorwärts.“
Orlando lachte höhnisch, gehorchte aber. Als sie in die gleiche Richtung liefen, wohin Adriano verschwunden war, ertönte ein Schuss.
Nein! Einen Moment lang blieb Rafael die Luft weg. Entset-
zen ließ ihn völlige Leere verspüren. Er konnte nicht einmal atmen.
Nein.
Er begann zu rennen, wobei er Orlando beiseite stieß. Sein Herz pochte wie wild.
„Nein!“
Er fand Adriano auf dem Boden in der Nähe des moosbe- wachsenen Bachufers. Verzweifelt fiel er auf die Knie, nahm seinen toten Freund in die Arme und weinte hemmungslos. Schließlich brachte Elan die Pferde.
Orlando war entkommen.
17. KAPITEL
Daniela war eingenickt, während sie auf ihren Mann gewartet hatte. Ihre Kammerzofe weckte sie gegen drei Uhr morgens, um ihr mitzuteilen, dass Seine Hoheit heimgekehrt war. Sie schüttelte die Benommenheit ab und eilte zu ihm, um zu er- fahren, wie die Jagd nach seinem Vetter verlaufen war. Auf dem Weg dorthin traf sie Elan.
Ein Blick auf seine zusammengesunkene Gestalt, sein blei- ches Gesicht und der niedergeschlagene Ausdruck in sei- nen Augen verrieten ihr, dass etwas Schreckliches geschehen war. Um Rafael das Erzählen abzunehmen, zwang sich Elan, die Prinzessin zur Seite zu nehmen und ihr die furchtbaren Nachrichten mitzuteilen.
Entsetzt hielt Daniela die Hand vor den Mund, als sie hörte, dass Niccolo und Adriano tot waren. Sofort eilte sie zu Rafael, wobei ihr das Herz vor Trauer schwer war.
Daniela fragte die Dienerschaft, wo ihr Herr sich aufhalte. Sie fürchtete sich davor, in welchem Zustand sie ihn auffin- den würde, als endlich einer der Lakaien ihr mitteilte, dass der Prinz hinausgegangen sei.
Daniela hastete durch die Marmorhalle und dann zur Hintertür in die Dunkelheit hinaus. Die Nachtluft war kühl.
Er saß auf einer der Stufen, die von der Veranda zu dem angelegten Garten hinabführten. Sein Rücken war ihr zuge- wandt, aber er rührte sich nicht, als hätte er nicht einmal die Tür gehört, die sie hinter sich geschlossen hatte.
Daniela hielt inne, als sie ein Zittern durchlief. Dann zwang sie sich dazu weiterzugehen.
„Rafael?“ fragte sie sanft.
Er schwieg.
Mitfühlend trat sie zu ihm. Er hatte die Arme verschränkt und auf seine Knie gestützt, während er das Gesicht in der Armbeuge geborgen hatte.
Mein armer Prinz, dachte sie, während sie sich neben ihm niederließ.
Unsicher hob sie die Hand und berührte seine Schulter. Als er nicht protestierte, strich sie ihm über den Rücken und be- gann ihn sanft zu streicheln, um ihm auf diese Weise stillen Trost zukommen zu lassen.
Nach einer Weile hob er den Kopf. Er seufzte und blickte starr in die Nacht.
Daniela hatte fast Angst, richtig zu atmen. „Mein Liebster, es tut mir so Leid“, flüsterte sie.
„Mein Leben ist ein einziges Chaos“, sagte er mit hohler Stimme.
„Das stimmt nicht, Geliebter.“
„Ich habe versagt. Ich bin unfähig. Was weiß ich schon?“
Daniela rückte näher und legte Rafael zärtlich den Arm um die Schultern. „Du darfst dir selbst keine Vorwürfe machen.“
„Er hat meine Freunde umgebracht.“
„Ich weiß, Liebster.“
Er schüttelte ihren Arm ab. „Er hat Niccolo
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