Gaelen Foley - Amantea - 03
Feuer. Er traf Niccolo. Ich glaube, er hat mich nur verfehlt, weil ich zu seiner Linken war.“
„Haben Sie gesehen, wohin er lief?“
„In Richtung Zitadelle, glaube ich.“ Hilflos blickte er sich um. „Mein Pferd ist verschwunden.“
„Vergessen Sie es.“ Rafael nahm den verwirrten Vicomte am Arm und führte ihn zu dem Hain zurück.
Adriano sah auf, als sie zu' ihm traten. Als er Elan er- blickte, seufzte er erleichtert, schaute dann jedoch wieder auf Niccolo. „Er ist bewusstlos.“
Rafael blickte bitter auf das blasse Gesicht seines Freun- des, dem die Schmerzen deutlich anzumerken waren. Der Kronprinz kniff die Augen zusammen, während er innerlich vor Zorn raste.
„Ihr beide bleibt bei Niccolo“, sagte er. „Ich werde das grausame Spiel beenden.“
„Sie müssen den Verstand verloren haben, wenn Sie glau- ben, dass ich Sie allein lasse“, sagte Adriano leise. Entschlos- sen sah er zu Rafael hoch.
„Das ist eine Sache zwischen ihm und mir.“
„Rafael“, entgegnete di Tadzio. „Sie wissen nicht einmal, wer Orlando wirklich ist.“
„Wissen Sie es?“
Einen Moment lang antwortete Adriano nicht. In sei- nen dunklen Augen zeigte sich ein Schuldgefühl, das er je- doch rasch wieder verbarg. „Ich habe meine Vermutungen“, murmelte er.
„Was meinen Sie damit?“ fragte Elan ihn.
Adriano warf einen kurzen Blick auf den Vicomte und sah dann wieder Rafael an.
„Sie bleiben bei Niccolo“, wiederholte er. „Das ist ein Be- fehl.“ Mit der Hand am Degen ging Rafael davon. Ihn dürstete nach Blut.
„Orlando!“ brüllte er.
Er schob ein paar Zweige beiseite und stapfte weiter, wobei er so zornig war, dass er keinerlei Angst mehr verspürte.
Der Wald wurde immer dichter.
Eine Weile verging, ohne dass etwas geschah.
Rafael fing an zu brodeln. „Komm heraus und stelle dich!“ schrie er.
„Gibt es denn so etwas? Wagt es der Goldjunge des Königs tatsächlich, allein mit mir zu kämpfen? Mann zu Mann?“ fragte eine höhnische Stimme in seiner Nähe.
Rafael schnellte herum.
„Wo ist nun Ihre Armee, Rafael? Es ist dunkel, und Sie sind
ganz allein.“ Orlando lehnte am breiten Stamm einer Eiche. Er hatte die Arme verschränkt und grinste hämisch.
„Wer bist du wirklich?“ wollte Rafael wissen und hob den Degen, während er vorsichtig näher kam.
Orlando lächelte.
„Hast du nun meinen Vater vergiftet oder nicht?“ stieß Rafael zornig hervor.
„Ihren Vater? Oh, Sie meinen wohl den heiligen König La- zar. Den von Gott erwählten Hirten seiner Herde, der niemals eine Sünde begangen, niemals seine Gattin betrogen hat. Sie lieben doch Ihre Frau Mutter, nicht wahr, Rafael?“
„Beantworte meine Frage“, erwiderte er zwischen zusam- mengebissenen Zähnen. „Hast du den König vergiftet oder nicht?“
„Natürlich nicht. Das haben Sie getan, Rafael. Genauso, wie Ihre Schergen letzte Nacht den jungen Koch ermordet haben, bevor er Ihren Plan enthüllen konnte. Erinnern Sie sich nicht mehr?“ Orlandos Zähne funkelten im Dunkeln, als er grinste. „Sie sehen verwirrt aus. Vielleicht sollten Sie Don Arturo fragen. Er kennt die ganze Geschichte.“
„Ich will eine einfache Antwort! Du stellst mein Wohl- wollen arg auf die Probe“, erwiderte Rafael und setzte die Degenspitze unter Orlandos Kinn.
Der Mann warf ihm einen verächtlichen Blick zu. „Das kümmert mich nicht, Rafael. Verstehen Sie denn nicht? Ihr Wohlwollen vergrößert nur meinen Hass auf Sie.“
Der Hass, der ihm entgegenschlug, entsetzte Rafael. Er schüttelte den Kopf, wobei er weiterhin den Degen auf Orlando gerichtet hielt. „Was habe ich dir jemals getan?“
„Als Erstes einmal wurden Sie geboren.“
„Was hat mein Vater getan, dass du ihn vergiften willst?“
Orlando lachte bitter. „Ich wurde geboren.“
Der Kronprinz starrte den Herzog an. „Bist du mein Bruder, Orlando?“
„Nur Ihr Mörder“, erwiderte er und hob eine Pistole, die er direkt auf Rafaels Gesicht richtete.
Rafael stürzte nach vorn und schlug dabei Orlandos Arm nach oben, als dieser den Abzug drückte. Die Kugel verfehlte ihr Ziel, während die beiden Männer miteinander rangen. Auf einmal schlug Rafael seinen Vetter mit voller Kraft ins Gesicht.
Das ließ ihn zwar nicht die Besinnung verlieren, warf ihn jedoch auf den Boden.
Keuchend trat Rafael einen Schritt zurück und umfasste den Degengriff mit beiden Händen. „Steh auf“, knurrte er.
Orlando hielt seine Hände in die Luft. „Wollen Sie mich töten, Hoheit?
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