Gaelen Foley - Amantea - 03
sie ihn an, während er immer näher kam, bis er sie schließlich gegen den Türrahmen drängte.
Nur wenige Zoll entfernt, stand er vor ihr und lahmte sie ge- radezu mit seiner strahlenden Erscheinung und körperlichen Überlegenheit.
Sie senkte den Kopf und atmete heftig. Verwirrt, wie sie war, wagte sie es nicht, zu ihm aufzuschauen. Ihre Wan- gen brannten, während sein Schweigen sie gänzlich aus der Fassung brachte.
Hatte er herausgefunden, wer der maskierte Reiter war? Aber wenn man Gianni dazu gezwungen hätte, ihre Identität zu verraten, hätte er sie zweifelsohne gewarnt.
Was sollte sie tun? Gestehen? Ihn um Gnade anflehen? Sich derart erniedrigen? Niemals! Endlich fand sie den Mut, den Kopf zu heben und seinen Blick zu erwidern, auch wenn sie innerlich zitterte. Bis sie die Gewissheit hatte, von ihm entlarvt worden zu sein, wollte sie lieber nichts gestehen.
„Ich bin so froh, dass Sie sich entschieden haben, doch zu kommen. Ich hatte einen schrecklichen Geburtstag, Daniela.“
Prinz Rafael nahm die rechte Hand aus der Tasche und strich ihr mit den Fingerspitzen über die blaue Halbmaske, um ihren Nasenrücken zu liebkosen. Dann wanderten seine Finger verführerisch über ihre Lippen, ihr Kinn und ihren Hals hinab. „Wissen Sie“, fragte er, „was ich mir für meinen Geburtstag wünsche?“
„Hat Ihnen ein ganzes Land noch nicht gereicht?“ erwiderte sie bebend.
Er lächelte begehrlich.
Verlegen wandte sie den Blick ab, während ihr Herz pochte. War das seine Art, sie für ihre Verbrechen zu bestrafen? Sie hatte keine Ahnung, was er vorhatte oder was er dachte, doch seine Ausstrahlung zog sie weiterhin in den Bann.
„Ich muss Ihnen etwas gestehen“, flüsterte er. „Ich bin leider betrunken und deshalb für mein Benehmen nicht verantwortlich.“
„Mein Gott!“ Daniela wurde blass und versuchte, ihm zu entkommen. Doch sie konnte sich nur noch fester an den Türrahmen pressen.
Vertraulich lächelte er sie an. „Darf ich Sie also küssen?
Ich sterbe beinahe vor Sehnsucht danach, Sie zu küssen, Daniela.“
„Hoheit!“
„Ein königlicher Befehl, meine Dame. Ich bin Ihr Souverän, oder etwa nicht?“
Sie senkte den Kopf, ihre Wangen waren schamrot. „Ich ... Ich bin kein solches Mädchen.“
„Sie werden bei mir doch eine Ausnahme machen, oder?“
„Das werde ich nicht.“ Sie hob das Kinn und funkelte Rafael zornig und verängstigt zugleich an.
Er lächelte rätselhaft. Am Ausdruck seiner Augen erkannte Daniela berechnende Klugheit und einen starken Charakter. Er nahm ihre zitternde Hand und hob sie langsam an die Lippen.
„Was ich für meinen Geburtstag möchte – was ich brau- che“, sagte er, „ist eine entzückende neue Geliebte. Sie muss rotbraunes Haar und aquamarinblaue Augen haben, und sie muss wissen, wie man Schießpulver herstellt. Kennen Sie jemand, auf den diese Beschreibung passt?“
„Sie schockieren mich.“
„Meine Liebe“, flüsterte er. „Ich habe noch nicht einmal begonnen.“ Mit diesen Worten senkte er den Kopf und küss- te ihre Hand – nicht auf die Fingerknöchel, sondern auf die Stelle zwischen Daumen und Zeigefinger. Sie hielt den Atem an, als sie seine Zungenspitze spürte, die leicht über ihre Haut strich. Verwirrt entzog sie ihm die Hand und blickte ihn an.
Rafael funkelte sie verlangend an. „Möchten Sie etwas zu trinken, bevor wir beginnen? Sie sehen ganz so aus, als könnten Sie ein Glas Wein vertragen.“ Ruhig schritt er zum Nachttischchen, wo die Flasche stand.
Wie versteinert blieb Daniela stehen.
Während sie seinen breiten Rücken betrachtete, hatte sie das Gefühl, jeden Augenblick in Ohnmacht fallen zu müssen.
Er spielte mit ihr. Das konnte er doch nicht ernst meinen. In Wahrheit wusste er, dass sie der maskierte Reiter war und trieb nun sein grausames Spiel mit ihr. Oder doch nicht?
Sie hörte, wie der Wein eingeschenkt wurde.
„Hat es Ihnen die Sprache verschlagen, meine Liebe? Nun, ich habe Sie sowieso nicht wegen einer Unterhaltung hier- her bringen lassen.“ Er zwinkerte schalkhaft und hielt ihr ein gefülltes Glas entgegen. „Kommen Sie – nehmen Sie es sich.“
Sie schüttelte stumm den Kopf. Wenn er Luzifer gewesen
wäre, der ihr ein Glas Blut angeboten hätte, wäre sie wohl nicht entsetzter gewesen.
Endlich hatte sie sich wieder gefasst. „Was soll das alles bedeuten?“
Er lachte leise und setzte sich aufs Bett, wo er zuerst beide Gläser abstellte, dann sein Halstuch lockerte. „Sie sind
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