Gaelen Foley - Amantea - 03
Soldat dazukam, verpasste sie ihm einen Tritt zwischen die Schenkel.
Der Mann stürzte, doch im nächsten Augenblick war be- reits ein Bajonett auf Danielas Kehle gerichtet. Sie erstarrte und stand still da, wobei sich ihre Brust vor Anstrengung hob und senkte.
Vom Thron her ertönte ein leises Lachen und ein bewun- derndes Händeklatschen.
„Es gibt nichts zu lachen!“ rief Daniela dem Prinzen wütend zu.
Als er sprach, klang seine Stimme sanft, aber bestimmt. „Nehmt ihr die Maske ab.“
Angespannt beobachtete Rafael, wie der Wachmann Daniela misstrauisch umrundete. Ihre Augen waren hinter der Maske deutlich zu erkennen. Sie funkelten wild.
Vorsichtig näherte sich der Mann ihr und zog ihr die Maske vom Gesicht. Daniela fluchte, als ihr das lockige kastanienbraune Haar über die Schultern fiel.
Die Männer rissen die Münder auf, doch Daniela fauchte sie wie eine Katze an, so dass sie zurückwichen.
Deutlich war der Respekt zu spüren, den Contessa Chia- ramontes Anwesenheit einforderte. Zufrieden mit der Wir- kung, die sie bei den Soldaten erzielt hatte, wandte sie sich nun Rafael zu.
Er saß wieder regungslos da, obgleich sein Herz heftig pochte. Ein Blick auf sie hatte gereicht, um sie ebenso stark wie am Abend zuvor, als er sie in der Menge entdeckt hatte, zu begehren. Genauso stark wie in der Nacht, als er sie das erste Mal gesehen hatte.
Bei ihrem Anblick musste er an Johanna von Orleans den- ken. Mit gefesselten Händen und hoch erhobenem Haupt stand sie vor ihm. Das lose schwarze Hemd und die Weste, die sie trug, verbargen ihre weiblichen Reize, doch die Hose, die sie unschicklicherweise anhatte, betonte ihre langen Beine und die sanft gerundeten Hüften.
Jetzt sah er Daniela in die Augen. Stolz hielt sie seinem Blick stand. Sie schien weder verängstigt noch beeindruckt zu sein. Und er, der alles über Frauen zu wissen glaubte, hatte noch immer keine Ahnung, wie er dieses Geschöpf beurtei- len sollte. Daniela war keine atemberaubende Schönheit wie seine früheren Geliebten.
Waren sie mit Rosen zu vergleichen, so stellte Daniela eine stolze Lilie dar. Die Augen seiner Mätressen hatten wie kalte Diamanten geglitzert, während ihre vergleichbar mit einem Feueropal waren und Wärme und Leidenschaft ver- rieten. Ja, sie verfügte über so viel mehr als bloße Schön- heit – sie hatte einen wachen Geist, Mut und ein hitziges Temperament.
Vater hatte Recht, dachte Rafael. Er brauchte jemand, auf den er sich verlassen konnte, und er vermochte sich niemand Mutigeren vorzustellen als den maskierten Reiter.
Eine schlaflose Nacht hatte ihn zu einem Entschluss gebracht.
Mit einem letzten Skandal, der die Welt erschüttern würde, wollte er sein Leben ein für alle Mal ändern. Danach hatte er vor, den Hoffnungen seines kranken Vaters zu entsprechen. Er würde Amantea mit seiner Führungskraft verblüffen und einen Erben für die königliche Familie zeugen. Die wilde Schönheit vor ihm hatte in ihm den Funken entfacht, der ihm so lange gefehlt hatte. Er würde sich von seinem Vater nicht länger unterdrücken lassen und endlich sein Leben selbst in
die Hand nehmen. Daniela, die jetzt so widerspenstig vor ihm stand, bedeutete seine Freiheit.
Ihr zu eröffnen, wie wichtig sie für seine Pläne war, bedeu- tete natürlich, dass er ihr viel Macht über ihn gab. Frauen, denen man den kleinen Finger reichte, ergriffen immer die ganze Hand – das wusste Rafael aus Erfahrung. Er musste also vorsichtig sein, denn sie war schwer zu bändigen. Das war ihm klar.
Aber er hatte eine Entscheidung getroffen. Als er Daniela Chiaramonte, seine zukünftige Frau, betrachtete, hatte er auf einmal das Gefühl, dass er gebändigt werden würde.
7. KAPITEL
Daniela tat ihr Bestes, um den Kopf hoch und sich aufrecht zu halten. Innerlich jedoch zitterte sie, denn sie hatte vor Ra- fael mehr Angst als vor einer ganzen Schwadron. Mit einer Handbewegung schickte er die Männer aus dem Zimmer, so dass sie beide allein zurückblieben.
An die Stelle des zärtlichen Liebhabers der Nacht zuvor war ein kalter Despot getreten. Sein Gesicht kam ihr wie aus Stein gemeißelt vor. „Ich bin unzufrieden, Daniela. Sehr unzufrieden.“
„Dann hängen Sie mich doch! Was kümmert es mich?“ rief sie verzweifelt. „Ich habe keine Angst vor Ihnen.“
„Sie hängen?“ fragte er ausdruckslos. „Lassen Sie uns das überlegen, meine Liebe. Der Tod durch den Strang scheint viel zu mild für die Schmerzen zu sein, die Sie mir
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