Gaelen Foley - Amantea - 03
helfen.“
Überrascht sah Daniela ihn an. „Wie?“
„Ach, auf mehrere Arten“, erwiderte er und streichelte ihre Wange. „Sie haben die richtige Ahnentafel. Sie scheinen mir auch gesund genug zu sein, meine Söhne zu gebären.“
„Söhne?“ wiederholte sie und wurde bleich. Mein Gott, Ra- fael schien es tatsächlich ernst zu meinen. Seine Prinzessin? Seine Königin? Ihr verschwamm die Umgebung vor den Au- gen. Es stimmte, dass sie den angesehenen Namen der Chia- ramonte trug, aber sie war nie am Hofe gewesen, weil ihre Familie nicht genügend Geld besaß.
„Verzeihen Sie mir, wenn mein Antrag nicht sonderlich ro- mantisch wirkt. Aber ich gehöre nicht zu den sentimentalen Männern“, bekannte Rafael. „Außerdem meinten Sie selbst, dass Liebe nur etwas für Narren sei, was ich nur bestätigen kann. Als wir uns das erste Mal trafen, erklärten Sie, dass Sie nicht die Absicht hätten, jemals zu heiraten. Aber leider haben Sie Ihre Freiheit aufs Spiel gesetzt, als Sie gegen das
Gesetz verstießen. Sie sehen, dass ich Sie gut gebrauchen kann.“
„Mich gebrauchen?“ fragte Daniela schwach.
Er nickte. „Zum Glück waren Sie niemals gewalttätig. Wir beide wissen, dass der maskierte Reiter vom Volk von Amantea geliebt wird. Sie sind eine Nationalheldin, während ich ... Nun, sagen wir, nicht allzu populär bin. Ich möchte, dass mein Volk mich genauso schätzt wie meinen Vater. Sie sind also genau die Frau, die ich benötige.“ Er hob ihre schwarze Maske vom Tisch und ließ sie an seinem Finger vor Danielas Augen hin und her baumeln.
Sie sah ihn an. „Ihre Hoheit möchten mich dazu benutzen, meinen Einfluss auf das Volk geltend zu machen?“
Rafael beobachtete sie genau. „Ja, das ist meine Absicht.“
„Ich verstehe“, erwiderte sie und senkte den Blick. „Welche Rolle genau haben Sie mir zugedacht?“
Er zuckte die Schultern. „Sie müssen mir nur zur Seite stehen, der Menge zuwinken und lächeln.“
Aber er hatte auch Söhne erwähnt. Sie schaute ihn an und dachte angestrengt nach. Natürlich gehörte es zu seinen Pflichten, für einen Erben zu sorgen. Stets hatte sie beim Ge- danken an das Gebären eines Kindes große Furcht empfun- den, doch in diesem Moment kam ihr die Vorstellung, seine Kinder zur Welt zu bringen, so unwirklich vor, dass ihre Angst davor verschwand.
Was ihr dagegen Angst einjagte, war die Vorstellung, ei- nen unzuverlässigen, wenngleich charmanten Draufgänger als Gatten zu haben, in den sie sich vielleicht sogar – und das wäre noch viel schlimmer – verlieben würde.
„Seien Sie klug, Daniela“, flüsterte Rafael, während er sie betrachtete. „Jetzt ist der falsche Zeitpunkt, stolz sein zu wollen.“
Sie stützte den Kopf ab und sah ihn argwöhnisch an. „Was geschieht mit den Brüdern Gabbiano? Ich werde Ihrem Vorschlag nur zustimmen, wenn Sie sie freilassen.“
„Was? Machen Sie sich nicht lächerlich!“ erwiderte Rafael, der zornig geworden war. „Ich werde sie doch nicht freilas- sen, obwohl sie sich vor dem Gesetz schuldig gemacht haben. Wollen Sie, dass man mich auslacht?“
„Dann können wir leider zu keiner Übereinkunft kom- men. Ihre Raubzüge geschahen auf meine Anweisung hin. Sie können nicht mich retten und meine Komplizen im Stich lassen.“
Ungläubig schaute er sie an. „Mein Gott, Sie sind wahr- haftig unerbittlich!“ Er erhob sich und ging kopfschüttelnd im Zimmer auf und ab.
Schweigend beobachtete Daniela, wie er mit langen Schrit- ten von einer Wand zur gegenüberliegenden ging und dort, einem Soldaten gleich, kehrtmachte. Ein seltsam bedrücken- des Gefühl überkam sie bei dem Gedanken, dass er ihrer al- ler Leben in Händen hielt. Sie hoffte inbrünstig, dass sie nun mit ihrer Forderung nicht die ganze Bande – einschließlich ihrer selbst – an den Galgen gebracht hatte.
Von Zeit zu Zeit warf der Prinz ihr einen nachdenklichen Blick zu. Endlich drehte er sich, die Hände auf die Hüften gestützt, zu ihr um. „Sie werden verbannt.“
Daniela dachte nach. „Sie lassen sie frei?“
„Solange sie nie mehr einen Fuß auf Amantea setzen.“
Langsam senkte sie den Kopf.
„Das ist mehr als großzügig“, warnte Rafael sie. „Verban- nung, Contessa Daniela. Das ist mein letztes Angebot.“ Er hielt inne und dachte von neuem nach. Dann trat er zu ihr. „Ich habe allerdings zwei Bedingungen.“ Er stützte sich auf den Tisch vor ihr ab. „Als Erstes müssen Sie mir versprechen, Ihr Spiel als edler
Weitere Kostenlose Bücher