Gaelen Foley - Amantea - 03
war eindeu- tig, dass er die Führung übernehmen wollte. „Wir dachten, dass Sie darüber informiert werden sollten – falls Sie nicht zu sehr damit beschäftigt sind, sich zu amüsieren.“
„Das Feuer ist gelöscht und der Aufstand niedergeschla- gen worden“, erklärte Rafael betont geduldig. „Sie können nach Hause zurückkehren.“
„Das glaube ich kaum!“ rief Don Arturo indigniert. „Kö- nigliche Hoheit, Sie vertreten erst seit einigen Stunden Seine Majestät und haben keine Erfahrung, wie man mit einer po- litischen Krise umzugehen hat. Das Kabinett wird von nun alle Entscheidungen treffen. Seine Majestät würde es nicht anders von uns erwarten. Genießen Sie nur Ihren Ball, es ist schließlich Ihr Geburtstag.“ Er warf einen bedeutungsvollen Blick zu den alten Herren.
Sie schnaubten empört.
„Euer Gnaden, er will diese elende Diebin laufen lassen, obwohl sie uns alle bestohlen hat“, mischte sich Adriano ein. „Können Sie ihm das nicht ausreden?“
Don Arturo sah Rafael verschlagen an. „Ich habe gehört, dass man den maskierten Reiter gefangen hat. Es ist also eine Frau?“
„Eine Chiaramonte“, warnte der Kronprinz. „Ist denn nie- mandem klar, dass sie das nur für andere getan hat? Ich habe ihr Haus und ihr Kleid gesehen. Für sich selbst hat sie nichts genommen, und ich behaupte, dass Ihr vermö- gend genug seid, um das entwendete Geld verschmerzen zu können.“
„Dem Gesetz sind Motiv und Umstände gleichgültig, Ho- heit“, sagte Don Arturo. Ein neuer Kampfgeist zeigte sich in seiner Miene. Er schien fest entschlossen, gegen Rafael an- zugehen, nachdem der König fort war. „Es ist Ihre Pflicht – was Sie bestimmt auch wissen – , einen Gesetzesbrecher hängen zu lassen.“
„Ich kenne meine Pflicht“, erwiderte Rafael ruhig. Er war sich darüber im Klaren, dass die Ratgeber seines Vaters nur darauf warteten, dass er einen Fehler beging, um ihm die Macht zu entreißen.
In diesem Moment trat Orlando ein. Er nickte den Män- nern zu und warf seinem Vetter einen fragenden Blick zu. Orlando gehörte zur Familie, und das stärkte Rafaels Position.
„Meine Herren“, sagte er und hob das Kinn. „Sie können sich sicher sein, dass ich mir alle Fakten anhören werde, bevor ich über Contessa Danielas Schicksal entscheide. Ich werde sie allerdings bis dahin nicht der Gefahr aussetzen, von einer aufgebrachten Menge umgebracht zu werden. Beruhigen Sie sich!“
„Uns beruhigen? Während man die Gerechtigkeit mit Füßen tritt?“
„Das ist eine maßlose Übertreibung.“
„Das finde ich nicht!“ Der Premierminister sah ihn he- rausfordernd an. „Wenn Sie wieder nicht in der Lage sind, die Gesetze zu respektieren, Königliche Hoheit, dürfen Sie auf mich nicht zählen.“
Rafael dachte einen Moment nach. „Don Arturo, Sie ent- täuschen mich.“ Er blickte den Premierminister kalt an. „Ich hatte gehofft, dass Sie sich zum Wohl Amanteas über Ihre per- sönliche Abneigung gegen mich hinwegsetzen würden. Aber wie ich sehe, machen Sie mich noch immer für den Tod Ihres Neffen verantwortlich. Ich weiß, dass er für Sie wie ein Sohn war, aber ich habe ihn nicht umgebracht.“
Die Anwesenden schwiegen verblüfft.
Selbst Rafaels draufgängerischere Kameraden blickten entsetzt drein. Giorgio di Sansevero war ihnen allen ein Freund gewesen, und man erwähnte seinen Namen nur ungern.
Alle starrten Rafael an.
Don Arturo zitterte vor Empörung. „Sie waren dabei. Sie hätten ihn retten können. Aber Sie haben es nicht getan. Das ist für mich so, als hätten Sie ihn eigenhändig getötet. Sie wussten genau, dass Duelle gegen das Gesetz sind, dennoch haben Sie ihn nicht davon abgehalten. Stattdessen haben Sie ihm sogar assistiert“, fügte er verbittert hinzu.
„Er war mein Freund. Diese Bitte konnte ich ihm nicht abschlagen.“
„Er wäre noch am Leben, wenn Sie Ihre Pflicht getan hät- ten. Er war noch ein Junge“, brachte der alte Mann mühsam hervor.
„Ich auch.“
„Sie hätten ihn aufhalten können. Er hat zu Ihnen aufge- schaut, wie es alle tun.“
„Ich habe versucht, ihn abzuhalten. Giorgio wollte Blut sehen, und ich hatte nicht das Recht, ihm Vorschriften zu machen.“
„Duelle sind gegen das Gesetz!“ rief der Premierminister verzweifelt. „Sie haben damals nicht darauf geachtet, und nun wollen Sie es wieder tun. Wer wird diesmal zu Ihrer Unterhaltung sein Leben lassen?“
„Was fällt Ihnen ein?“ herrschte Rafael ihn an und trat einen
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