Gaelen Foley - Amantea - 03
von ihm, mir diese Blumen zu schicken. Meinen Sie nicht?“
„Oh ja, Euer Gnaden“, stimmten die Dienerinnen zu.
„Ich frage mich, wieso er das getan hat.“ Tänzelnd sprang sie ins Schlafzimmer und ließ sich den Morgenmantel anzie- hen.
Vielleicht will er mir durch diese wunderbare Geste zeigen, dass er mir vertraut, dachte Daniela verzaubert. Womöglich hat er gespürt, dass sie jemand war, der ihn niemals belü- gen würde. Das war es doch, was er wollte – jemand, dem er vertrauen konnte.
Sie mochte keine strahlende Schönheit sein, aber sie war denjenigen, die sie liebten, treu ergeben.
Die Zofen führten sie zum Bett zurück, während ein junges Hausmädchen ein Tablett mit dem Frühstück brachte. We-
nig später eilte auch bereits die Hofschneiderin herein und stellte sich vor. Ihre Gehilfinnen begannen sogleich, Stoffe in allen Farben und fertige Roben vor Daniela auszubreiten.
Die Contessa verzehrte ihr Frühstück im Bett und lauschte den Erläuterungen der Schneiderin. Den Kronprinzen zu überfallen – das muss der beste Fehler meines Lebens gewesen sein, dachte sie heiter.
Nachdem sie jedoch einige Stunden die Erklärungen über Seide, Satin, Musselin, Samt, Spitze und Taft über sich hatte ergehen lassen, glaubte sie, vor Langeweile sterben zu müssen.
Immer wieder warf sie einen Blick zur Tür, in der Hoffnung, dass R ihr einen Besuch abstatten würde. Gewiss wusste er, was an einer Frau gut aussah, und sie hätte gern seine Mei- nung zu einigen der Gewänder gehört, die ihr die Schneiderin vorgelegt hatte.
Zu ihrer Überraschung freute sie sich bereits auf Rafaels nichts sagendes Schäkern und seine frechen Spötteleien, doch er tauchte nicht auf. Daniela begann, sich Sorgen zu machen. Hatte er sie schon vergessen? Würden jeden Au- genblick die Gefängniswärter kommen, um sie in ihre Zelle zurückzuführen?
Vielleicht hatte er seine Meinung geändert – oder war viel- mehr zur Besinnung gekommen. Am Nachmittag erfuhr Da- niela, dass sie ihre Gemächer nicht verlassen durfte. Sie trug ihr erstes Kleid, das die Näherinnen fertig gestellt hatten, so dass sie zumindest etwas anzuziehen hatte, und wollte da- mit auf den Gang hinaustreten. Sogleich wurde sie jedoch sanft, aber bestimmt, von den Zofen in ihre Suite zurück- geführt. Zuvor allerdings war es ihr möglich gewesen, noch einen Blick auf die königliche Leibgarde zu erhaschen, die vor ihren Räumen postiert war.
Daniela war sich nicht sicher, ob sie dort zu ihrem Schutz standen oder deshalb, um eine Flucht ihrerseits zu verhin- dern. War sie noch immer eine Gefangene? Beunruhigt trat sie auf den Balkon hinaus und betrachtete den Park unter ihr und dahinter die Stadt und das ferne Meer. Nach einer Weile kam eine Zofe zu ihr und verkündete mit aufgeregt funkelnden Augen, dass ein Besucher auf sie wartete.
Rafael? Danielas Herz schlug schneller. Mit geröteten Wan- gen eilte sie durch ihr Schlafzimmer in den Salon. Dann hörte sie schon seine tiefe Stimme, als er die Bediensteten befragte, ob sie all ihren Wünschen nachkämen. Noch be-
vor Daniela eintrat, begann es wieder, in ihrem Bauch zu kribbeln.
Als sie über die Schwelle trat, stand Rafael am anderen Ende des Gemachs und betrachtete eines seiner Bouquets. Er hatte ihr den Rücken zugewandt, und er wirkte in dem blauen Cut und der Leinenhose noch eleganter als sonst. Wie immer hatte er das goldbraune Haar zusammengebunden.
Daniela strahlte bei seinem Anblick. „Nun“, sagte sie. „Wenn das nicht der geheimnisvolle R ist.“
Bei ihren Worten drehte sich Rafael lächelnd um. Als er aber ihre berückende Schönheit sah, raubte es ihm einen Moment den Atem.
Ihre aquamarinblauen Augen funkelten vor unschuldi- ger Freude. Jetzt machte seine junge Braut einen höflichen Knicks. „Danke vielmals für die Blumen, Hoheit.“
„Mein Gott!“ rief Rafael begeistert aus. „Sie sehen hinrei- ßend aus!“
Überrascht blickte sie aus ihrer gebeugten Haltung zu ihm auf. Mit großen Schritten eilte er zu ihr und zog sie hoch.
„Erlauben Sie mir, Sie genauer zu betrachten.“ Daniela errötete, als er sie eingehend musterte. „Ich muss der Hof- schneiderin ein Kompliment machen.“
„Sie verspotten mich“, sagte Daniela und runzelte miss- trauisch die Stirn.
„Ganz und gar nicht. Ihr Kleid, Ihre Haare ...“ Er nahm den feinen Seidenstoff zwischen die Finger und spielte ei- nen Moment zärtlich an einer Locke. Unvermittelt klatschte Rafael fröhlich in die Hände
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