Gaelen Foley - Amantea - 03
und lachte laut. „Sie sind voll- kommen, Daniela! Wahrhaftig vollkommen!“ Dann ergriff er ihre Hand und zog Daniela zur Tür. „Kommen Sie! Es ist an der Zeit, die Spreu vom Weizen zu trennen. Sie werden mir dabei helfen, hier ein wenig aufzuräumen.“
„Wohin gehen wir?“ fragte sie und bemühte sich, mit ihm Schritt zu halten.
„Ich möchte Sie meinen Freunden vorstellen.“
Daniela blieb stehen. Fragend wandte Rafael sich zu ihr um. Ihre Verwandlung erstaunte ihn noch immer. Er wusste nicht, ob es ihr feines Kleid und ihr gepflegtes Äußeres oder ausreichendes Essen und genügend Schlaf waren, was sie derart strahlend erscheinen ließ. Eigentlich hatte er nur vor- gehabt, kurz nach ihr zu sehen. Doch nun wollte er sie seinen Freunden vorführen, vor denen er bereits seine Entscheidung,
sie zu heiraten, hatte verteidigen müssen. Ein Blick auf sie sollte ausreichen, ihre Einwände verstummen zu lassen.
Daniela Chiaramonte war wie geschaffen für ihn.
Flehend blickte sie ihn an. „Ich möchte sie nicht kennen lernen. Gewiss werden Sie mich hassen.“
Er blickte auf ihre korallenroten Lippen. „Bitte?“
„Ich habe fast jeden von ihnen überfallen, Rafael.“
Er achtete nicht auf das, was sie sagte, sondern beugte sich zu ihr hinunter und gab ihr einen zärtlichen Kuss.
Daniela schloss die Augen und rührte sich nicht von der Stelle. Unvermittelt jedoch löste sie sich von ihm und sah ihn finster an. „Haben Sie mir überhaupt zugehört?“
Wehmütig lächelte er sie an, da er sich ausmalte, wie er am liebsten den Nachmittag mit ihr verbracht hätte. „Das Einzige, was ich hörte, war himmlische Musik. Ging es Ihnen nicht auch so?“
Daniela blickte ihn argwöhnisch an, konnte ein Lächeln jedoch nicht unterdrücken.
Sanft berührte sie seine Wange. „Sie sind völlig verrückt“, sagte sie zärtlich.
„Ja, das bin ich“, rief er fröhlich, nahm sie in die Arme und warf sie sich über die Schulter. Sie kreischte und stram- pelte wild mit den Beinen, während er meinte: „Kommen Sie endlich, meine Liebe! Es ist an der Zeit, den Hof kennen zu lernen.“
Entschlossen stürmte er den Gang entlang, wobei er Da- niela weiterhin wie seine Beute mitschleppte.
„Lassen Sie mich sofort herunter!“
„Haben Sie sich jemals überlegt, was wohl geschehen wäre, wenn ich der Gesetzesbrecher und Sie die Prinzessin gewesen wären?“ fragte er grinsend. Dann biss er sie durch das Kleid sanft in die Hüfte und stellte sie vor der Tür zum Salon, wo sich seine Freunde aufhielten, auf die Füße.
Daniela lachte mit geröteten Wangen, und Rafael empfand auf einmal ein unsägliches Verlangen nach ihr. Er konnte sein Glück kaum fassen, dass er sie schon bald ohne jedes Schuld- gefühl in sein Bett tragen konnte – sie, seine Frau. Unver- mittelt wurde sie ernst, als sie den begehrlichen Ausdruck in seinen Augen bemerkte. Unsicher trat sie einen Schritt zu- rück und betrachtete ihn schüchtern. Er lächelte und fragte sich, ob ihr jemals ein Mann gesagt hatte, wie hinreißend sie war, denn sie schien sich dessen nicht bewusst zu sein.
Rafael bezähmte seine Ungeduld. „Wenn sich jemand Ih-
nen gegenüber unhöflich benimmt, war das sein letzter Tag bei Hofe. In Ordnung?“
„Sie würden Ihre Freunde um meinetwillen wegschicken?“ fragte sie ungläubig.
Zärtlich strich er ihr über die weiche Wange. „Ich habe viele Freunde, aber nur eine Gemahlin. Unter meinem Dach wer- den Sie kein Leid erfahren, Daniela. Wenn man Sie beleidigt, ist es so, als würde man mich beleidigen.“
„Sie sind sehr liebenswürdig“, erwiderte Daniela mit sach- licher Stimme. Dann räusperte sie sich. „Aber ich kann für mich selbst sorgen. Es würde mir auch nicht gefallen, zwischen die Fronten zu geraten.“
Im Augenblick hatte Rafael das Bedürfnis, zum Drachen- töter für Daniela zu werden, doch das war vielleicht über- trieben. „Daniela, verstehen Sie es nur einfach als eine Treueprüfung meiner Freunde mir gegenüber.“
„Gut“, erwiderte sie und nickte.
„Sind Sie also bereit?“
Sie strich ihr Kleid glatt. „Ja. Ich werde mir Mühe geben, Sie nicht zu beschämen.“
Aufmunternd lächelte Rafael sie an. „Seien Sie einfach Sie selbst. Ich werde nicht von Ihrer Seite weichen.“ Mit diesen Worten öffnete er ihr die Tür.
Daniela wappnete sich innerlich und betrat dann mit ge- strafften Schultern den Salon. Stolz betrachtete Rafael sie. Ihr anmutiger Gang hielt seinen Blick gefangen, und
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