Gaelen Foley - Amantea - 03
und besonnen – keineswegs naiv.
Dieser Mann hat wie Orlando seine Pläne, dachte sie. Beide erschienen ihr gleich bedrohlich.
„Mein Vater kann nicht ständig Einfluss auf mein Leben nehmen, Daniela“, bemerkte Rafael, ließ ihre Hände los und setzte sich zurück. Er stützte den Ellbogen am Fensterrah- men ab und schaute in die vorbeiziehende Landschaft. „Nun, zuerst mag er durchaus etwas verärgert sein. Doch sobald er weiß, dass die Zukunft von Amantea gesichert ist, wird er seinen Zorn vergessen. Darauf kannst du dich verlassen.“
„Und wie willst du ihm dieses Gefühl geben?“
„Indem wir ihm einen Enkelsohn schenken.“
Erschrocken blickte Daniela ihn an, erwiderte aber nichts. Sie wagte es nicht. Auch hatte sie keine Ahnung, wie sie ihm in ihrer Hochzeitsnacht in weniger als vierundzwanzig Stun- den widerstehen sollte. Wenn dieser verführerische Mann an ihr Bett treten würde und ihr den Himmel auf Erden zeigen wollte.
10. KAPITEL
„Sie haben den Verstand verloren. Das wissen Sie doch – oder?“
Einige Stunden vor seiner Hochzeit stand Rafael vor dem Spiegel und zog sich das Halstuch zurecht. Dann betrach- tete er den Schnitt seiner gestreiften Weste. „Oh, durchaus“, stimmte er zu. Er war bester Dinge. Die Sonne schien und er würde eine Frau heiraten, die er und nicht sein Vater gewählt hatte.
Er hatte sein Leben selbst in die Hand genommen.
Adriano stand mit verschränkten Armen neben dem Spie- gel und starrte ihn an. „Rafael ...“
Der Prinz achtete nicht auf ihn, sondern nickte seinem Kammerdiener zu. Der hielt ihm den schimmernden weißen Gehrock hin, so dass Rafael hineinschlüpfen konnte.
„Ausgezeichnet, Königliche Hoheit“, murmelte der Diener, während er an der Jacke zupfte.
Rafael nickte und betrachtete sich kritisch im Spiegel. Dann nahm er einen Faden von einer der goldenen Epaulet- ten.
„Ihr Degen, Hoheit.“
Rafael ergriff die lange silberne Waffe und steckte sie in die juwelenbesetzte Scheide, die an seiner Hüfte hing.
Jede halbe Stunde wurde ihm berichtet, wie weit seine Braut bereits mit den Vorbereitungen war. Es schien so, als ob ihre endgültige Verwandlung von einer Wegelagerin in eine Prinzessin ausgesprochen schwierig wäre, da sie sich mit Händen und Füßen dagegen wehrte.
„Rafael“, sagte Adriano erneut. „Sie können das nicht durchhalten.“
Rafael lächelte ihn an.
Finster blickte sein Freund drein. „Und was ist mit Chloe?“
Der Kronprinz schlug ihm auf die Schulter und entschied in diesem Moment, dass er Chloe tatsächlich nicht mehr brau- chen würde. Daniela war die einzige Frau, die er begehrte.
„Ich habe eine ausgezeichnete Idee, di Tadzio. Sie können sie haben.“
Verständnislos schaute Adriano ihn an. „Was?“
„Sie scheinen ein großes Interesse an der Frau zu haben. Sie gehört Ihnen. Noch ein Hinweis – fallen Sie nicht auf die Tränen herein. Sie weint schon beim geringsten Anlass. Aber für ihre Schauspielkunst wird sie schließlich bezahlt. Leider befürchte ich, dass ihr Orlando gefällt. Passen Sie also auf.“
„Es ist nichts zwischen Chloe und mir“, erwiderte Adriano leise.
Rafael wählte ein Rasierwasser und lachte spöttisch. „Ich habe euch zusammen gesehen. Verstehen Sie mich nicht falsch – es ist mir ganz gleichgültig. Sie haben meinen Segen“, sagte er locker und achtete nicht auf Adrianos Protestrufe. „Wissen Sie, Chloe ist wegen meiner Hochzeit sehr wütend.“
„Natürlich. Ich habe sie gerade besucht, und sie war völlig niedergeschlagen.“
Der Blick des Prinzen wurde hart. „Halten Sie mir Chloe vom Leib. Ich will nicht, dass sie über Daniela herfällt.“
„Rafael, Sie können das nicht tun. Mein Gott, wie haben Sie sich gewandelt! Sie waren früher so amüsant. Nun sind Sie bereits seit Tagen ein Langweiler.“
„Sagen Sie mir nur, was Sie von mir denken, di Tadzio“, erwiderte Rafael gut gelaunt.
„Chloe liebt Sie!“ rief Adriano und folgte Rafael, der durch das Zimmer ging. „Heiraten Sie eine der Prinzessinnen, die Ihr Vater für Sie ausgewählt hat. Aber Chloe gehört zu Ihnen. Sie spricht die ganze Zeit nur von Ihnen.“
Rafael rollte mit den Augen.
„Ich glaube, Sie machen einen großen Fehler.“
„Einen Fehler?“ Er nahm Adriano am Arm und zog ihn zum Balkon, wo er die Türen weiter aufstieß. „Schauen Sie.“
Unter ihnen sah man eine jubelnde Menge, soweit das Auge reichte. „Eine königliche Hochzeit. Noch dazu mit dem maskierten Reiter.
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