Gaelen Foley - Amantea - 03
Zuneigung zu erkennen. Daniela nahm Mateos Arm, und sie gingen ge- meinsam zum Rand des Hafenbeckens, wobei sie sich lebhaft miteinander unterhielten.
Rafaels Schläfen pochten. Dann bemerkte er, wie der kleine Gianni ihn anlächelte und ihm zuwinkte. Finster runzelte er die Stirn. Er zwang sich dazu, zur Kutsche zurückzuge- hen und dort auf Daniela zu warten. Entsetzt musste er sich eingestehen, dass er schon jetzt, noch bevor er sie heiratete, entsetzlich eifersüchtig war.
„Ich möchte, dass du das für mich tust, Mateo“, sagte Da- niela bittend und sah in die dunklen Augen ihres Freundes. „Du bist der Einzige, dem ich vertrauen kann.“
„Du weißt, dass ich es tun werde. Aber warum lässt du dich auf diese Leute ein?“ fragte Mateo zornig. „Ich werde so schnell wie möglich zurückkehren und dich retten.“
„Wie lange sage ich dir schon, dass ich mich um mich selbst kümmern kann?“ erwiderte Daniela und warf einen Blick über die Schulter auf ihren Verlobten. Rafael hatte ihr
seinen kräftigen Rücken zugewandt und ging zur Kutsche. Die Abendsonne ließ sein goldbraunes Haar schimmern. Sie wandte sich an Mateo. „Außerdem wirst du nicht zurückkom- men. Du weißt genau, dass man dich hängen wird, wenn man dich wieder ertappt. Deine Mutter und die Brüder brauchen dich.“
Traurig sah Mateo sie an und ließ den Kopf hängen. „Ich habe dich im Stich gelassen. Es war meine Schuld, dass man dich gefangen hat. Und nun bist du dazu gezwungen, ihn zu heiraten. Es ist eine Schande ...“
„Es wird mir gut gehen, Mateo. Ich kann ihn so lange zu- rückweisen, bis der König und seine Gemahlin wiederkom- men. Wenn du mir wirklich helfen willst, tust du, worum ich dich bitte. Fahr nach Florenz und finde so viel wie möglich über den Herzog Orlando di Cambio heraus.“
„Warum willst du etwas über ihn erfahren?“
„Er behauptet, mir helfen zu wollen. Wenn ich mitmache, kann meine Ehe mit Rafael aufgelöst werden, sobald Lazar und Allegra wieder in Amantea sind. Aber ich traue ihm nicht ganz. Er ist aalglatt und bewegt sich im Palast, als würde er ihm gehören. Wirst du mir den Gefallen tun?“
Seufzend nickte Mateo. „Natürlich werde ich das.“
„Gut, doch sei vorsichtig. Ich kenne die Macht Orlandos in Florenz nicht. Er könnte gefährlich sein.“
„Ich werde ihn gern für dich ausspionieren – wenn die Wachen des Königs mich nicht die ganze Zeit beobachten.“
„Behaupte doch einfach, dass du dich dort nach Arbeit umschaust“, schlug Daniela vor.
Mateo stimmte zu.
Innerlich dankte sie allen Heiligen, dass ihr Freund ein- verstanden war. Zum einen wollte sie tatsächlich mehr über den undurchsichtigen Orlando herausfinden, zum anderen gab es Mateo auch eine Aufgabe, die ihn davon abhielt, zu ihr zurückzukehren und sie retten zu wollen.
„Die Florentiner Adeligen sollten Orlando kennen. Du kannst versuchen, mit ihren Dienern zu sprechen. Ich habe übrigens herausgefunden, dass er eine Reederei und Lager- häuser in Pisa besitzt.“
In diesem Augenblick erklang die Schiffsglocke. Einige Männer der königlichen Leibgarde traten auf Daniela und Mateo zu, um ihn an Bord zu begleiten. Verzweifelt sahen sich die beiden an.
„Mateo“, sagte Daniela leise. „Du wirst mir fehlen.“ Vol-
ler Trauer wollte sie ihn umarmen, doch er hielt eine Hand hoch, um sie davon abzuhalten.
„Nein, wenn ich dich nun in die Arme schließe, will ich dich nie mehr loslassen. Außerdem würde er mir wahrschein- lich den Kopf abreißen“, murmelte er und nickte in Richtung Rafael, der ungeduldig vor der Kutsche auf und ab lief.
„Verzeih mir“, flüsterte sie, da sie nicht wusste, was sie sonst sagen sollte.
„Wofür? Dass du die Tochter eines Herzogs bist? Das ist nicht deine Schuld.“ Er klammerte sich an die Mütze, die er in der Hand hielt, und sah aufs Meer hinaus. „Geh zu deinem Prinzen, Daniela. Aber vergiss niemals, dass er dich nicht mehr verdient, als ich es tue. Ich bezweifele, dass es zu einer Annullierung der Ehe kommen wird.“
„Mateo, er benutzt mich nur.“
Er sah sie an. „Das glaube ich nicht.“ Mit diesen Worten gab er ihr einen Kuss auf die Stirn, drehte sich um und ging langsam über den Steg auf das Schiff.
Die Soldaten zogen ihn ein, sobald sich Mateo an Bord befand, und schon bald setzte das Schiff Segel.
Daniela stand am Hafen, lange nachdem es verschwunden war. Sie hüllte sich in ihren Schal, obgleich die Abendluft mild war. Seit der Kindheit
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