Gaelen Foley - Amantea - 03
Sie verstehen überhaupt nichts, di Tadzio. Schauen Sie sich die Leute an. Sie sind begeistert!“
Adrianos Blick wanderte über den Platz. „Einiges schei- nen Sie doch aus den Jahren mit Schauspielerinnen gelernt zu haben. Sie schätzen eine gute Inszenierung.“
„Sie Narr, verstehen Sie denn überhaupt nichts?“ Verär- gert wandte sich Rafael an Adriano. „Wenn Chloe geglaubt hat, dass ich sie je heiraten würde, muss sie den Verstand' verloren haben. Daniela Chiaramonte wurde dazu geboren
und erzogen, eine Königin zu sein. Das können Sie Chloe von mir ausrichten.“
Adriano betrachtete ihn verächtlich. „Das werde ich, Hoheit.“
Adrianos Blick verärgerte Rafael. „Sie sollten sie wirklich ausprobieren, di Tadzio. Sie ist hinter der Bühne sogar noch besser als auf den Brettern.“
Adriano fluchte leise und verließ das Zimmer. Wütend starrte der Kronprinz hinterher, bis er Elans Anwesenheit bemerkte, der die ganze Szene beobachtet hatte.
„Was ist?“ fuhr er ihn an.
Unbeteiligt blickte Elan drein. „Hoheit, Adriano hat ... Wie soll ich es sagen? Ach, vergessen wir es.“
„Sie meinen, dass er Recht hat? Ist es das?“ wollte Rafael wissen und unterdrückte ein unangenehmes Schuldgefühl. Er wollte nicht weiter daran denken, war jedoch über sich selbst verärgert, dass er Adriano so aufgewühlt hatte.
„Nein, das meine ich ganz und gar nicht.“ Elan trat mit einem gefüllten Glas Wein auf Rafael zu und reichte es ihm. „Ich halte Ihre Entscheidung für die beste, die Sie jemals getroffen haben.“
Etwas beruhigt nahm der Kronprinz einen tiefen Schluck und nickte. „Das ist sie auch. Daniela ist meine Wahl. Sie ist gut für Amantea. Sie ist schön, mutig, und vor allem ist sie treu.“ Er war fest entschlossen, an seine Braut zu glau- ben. „Sie hat alles, was ich brauche. Wenn meinem Vater meine Wahl nicht gefällt, kann er den verdammten Thron Leo überschreiben. Das kümmert mich wenig.“
Elan betrachtete Rafael belustigt und hob dann das Glas. „Auf die Braut!“
„Auf den maskierten Reiter!“ prostete Rafael ihm zu.
Sie stießen an und tranken.
Lieber Gott, betete Daniela, deren Gesicht hinter dem Schleier bleich war, bitte lass mich nicht hinfallen, wenn ich aus der Kutsche steige. Bitte lass mich nicht wie eine Närrin erscheinen.
Die prachtvolle Kutsche, gezogen von sechs Schimmeln, hielt vor der Kathedrale. Soweit das Auge reichte, sah man eine wogende Menschenmenge. Die königliche Leibgarde tat ihr Bestes, das jubelnde Volk in Schranken zu halten. Ängstlich klammerte Daniela sich an den Arm ihres Groß- vaters. Der Herzog von Chiaramonte sah mit seinem weißen
Schnurrbart und der Uniform sehr würdevoll aus. Er summte vergnügt vor sich hin und schien keineswegs verwirrt zu sein.
„Habe ich dir nicht gesagt, du sollst dir von Prinz Rafael den Hof machen lassen?“ fragte der alte Mann lächelnd.
„Großvater!“
„Es muss wohl mein Lob über dich gewesen sein, das den Ausschlag gegeben hat“, sagte er zwinkernd. „Wie viele junge Damen können stehend auf einem Pferd reiten?“
„Oh Großvater!“
Sie war am Ende ihrer Geduld. Den ganzen Tag hin und her geschubst und von eingebildeten Hof schneidern und Friseu- ren bedrängt zu werden – das hatte sie ungeduldig und reiz- bar gemacht. Sie hatte sich hartnäckig gegen die Quälgeister gewehrt, doch als sie schließlich für ihren großen Auftritt bereit war, musste sie zugeben, dass sie ihrem Bräutigam in nichts nachstand.
Ihr in Locken gelegtes Haar wurde von einem Diadem aus glitzernden Diamanten gekrönt, die in der Form von Rosen- knospen angeordnet waren. Ihr Kleid war aus weißem Satin, der mit Brüsseler Spitze versehen und mit goldenen Schlei- fen verziert war. Eine lange Schärpe aus goldfarbener Seide, mit Muscheln und Blumen bestickt, vollendete ihre elegante Erscheinung. Zwischen ihren Brüsten saß eine Juwelenbro- sche, die den fauchenden Wappenlöwen des königlichen Hau- ses darstellte. Auch die langen Handschuhe und ihre Schuhe waren aus weißem Satin.
Der Duft der hellen Rosen ihres Brautstraußes stieg Da- niela in die Nase, während jeder Zoll ihrer Haut von dem Seidenunterkleid liebkost zu werden schien. In ihren Oh- ren klangen die Glocken der Kathedrale wider, die Kanonen feuerten Salutschüsse ab, und die Menge jubelte.
Ein Blick in die Gesichter der Menschen zeigte ihr, dass Rafael mit seiner Wahl viele Herzen gewonnen hatte. Da- niela hatte nicht angenommen, dass der
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