Gaelen Foley - Amantea - 03
halb gesenkten Lidern sah sie ihn an. Er merkte durchaus, wie sie darüber nachdachte, was sie noch aus ihm herauspressen konnte.
Beruhigend sprach er auf sie ein. „Du gehst jetzt nach Hause und entspannst dich für ein paar Tage. Verwöhne dich, lade deine Freunde ein, während ich diese Hochzeit hinter mich bringe. In Ordnung? Dann komme ich bald zu dir.“
„Versprochen?“
Schuldbeladen nickte er.
Chloe seufzte und sah ihn flehend an. „Gut. Du weißt, dass ich dir nichts abschlagen kann. Aber nun ...“ Sie legte ihm die Arme um den Nacken und küsste ihn auf die Wange. „Oh Rafael“, hauchte sie ihm ins Ohr, so dass er unwillkür- lich erbebte. „Wir wollen uns lieben. Jetzt sofort. Du hast mir gefehlt, Rafael. Ich brauche dich. Ich bin gar nicht dazu gekommen, dir dein Geburtstagsgeschenk zu geben.“
Eine innere Stimme protestierte, als sie ihn küsste und seine Lippen mit ihrer Zunge öffnete. Er erstarrte, war jedoch
zu sehr Kavalier, um sie wegzustoßen. Dennoch war er ent- schlossen, sich aus ihren Fängen zu lösen, ohne einen weiteren Tobsuchtsanfall oder weitere Tränen zu provozieren.
Nachdem Chloe den Kuss beendet hatte, legte sie sich auf die Kissen des Sofas, wobei sie an den Schleifen an ihrem Kleid zog und ihn verführerisch ansah. „Spiel mit mir, Rafael.“
Er zwang sich dazu, bedauernd zu lächeln. „Du könntest einen Heiligen in Versuchung führen, Chloe. Leider habe ich heute Nachmittag noch zwei wichtige Besprechungen vor mir.“ Er warf einen Blick auf seine Taschenuhr, wagte aber nicht, ihr zu sagen, dass er Daniela versprochen hatte, sie zum Hafen zu begleiten, um sich dort von den Gabbianos zu verabschieden. Schon jetzt war er spät dran.
„Wir machen es schnell.“
„Chérie, es gibt gewisse Freuden, die ich nicht überstürzen möchte“, flüsterte er.
„Du bist ein unverbesserlicher Charmeur und willst mich nur auf später vertrösten.“ Wehmütig sah sie ihn an. „Es tut mir Leid, dass ich dich verletzt habe, Rafael.“
Er sah sie an und merkte, dass er keineswegs verletzt war. Vielleicht zeigte das nur, dass er von Anfang an gewusst hatte, dass sein Herz nicht an dieser verwöhnten Schönheit hängen würde.
Möglicherweise hatte er sie auch absichtlich gewählt, da sie ihn nicht weiter bedrängte – im Gegensatz zu einer gewissen Wildkatze. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Daniela je- mals vorsätzlich etwas Grausames zu ihm sagen würde. Die- ser Gedanke ließ Sehnsucht nach ihr in ihm aufsteigen. Er hatte das Gefühl, sofort seine Geliebte verlassen zu müssen.
Galant nahm er ihre Hand, küsste sie und verließ daraufhin rasch den Salon.
Es ist spät, verdammt, dachte er und eilte den Marmorgang entlang. Wenn seine Braut nun auch noch böse auf ihn war!
Eine Weile später stand er bereits in gebührendem Abstand von ihr und ihren Freunden am Hafen. Ungeduldig schlug er mit der Reitgerte an seine Stiefel und ärgerte sich über die lange Umarmung, die sie dem dumpf wirkenden Riesen namens Rocco gönnte.
Danielas kühle Höflichkeit ihm gegenüber hatte ihm deut- lich gezeigt, dass sie von seinem Zusammentreffen mit Chloe wusste. Sie verlor kein Wort darüber, sondern zeigte ihm nur die kalte Schulter.
Er wagte es nicht einmal, seinen Charme einzusetzen, um sie wieder in bessere Stimmung zu bringen. Stattdessen schwieg er bedrückt. Er wurde jedoch immer zorniger, weil er es nicht geschafft hatte, sich von Chloe zu lösen. Seine Braut sah in ihrem blauen Straßenkleid hinreißend aus, und Rafael betrachtete sie sehnsüchtig. Sie trug eine hübsche Haube, an die sie zwei Rosen gesteckt hatte, und ihre kurzen Handschuhe waren weiß.
Als Nächstes umarmte sie den mittleren Bruder, der eine Brille trug. Dann beugte sie sich zu dem sommersprossigen Gianni hinab, den sie lange Zeit in die Arme schloss. Dann folgte die verwitwete Mutter, die sich entschlossen hatte, ihren Söhnen zu folgen.
Rafael fühlte sich wie ein Schurke, als er den tränenrei- chen Abschied beobachtete. Er holte die Dose mit Pfeffer- minze heraus und nahm ein Bonbon, das er sich in den Mund steckte. Wenn es auch nichts nutzte, so wich er zumindest auf diese Weise der Anwandlung aus, nicht laut zu rufen: In Ordnung, sie können bleiben!
Diese Idee ließ er jedoch in dem Moment fallen, als sich seine zukünftige Frau ihrem lebenslangen Bewunderer, dem edlen Mateo zuwandte.
Rafael kniff die Augen zusammen. Er beobachtete das Paar aufmerksam, um Anzeichen für eine tiefere
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