Gaelen Foley - Amantea - 03
ein Vermö- gen für schöne, aber nutzlose Dinge ausgab. So sammelte er zum Beispiel Gemälde und Kunstgegenstände, die er in seinem Lustschlösschen unterbrachte, das er am Rand der Hauptstadt hatte bauen lassen.
Er duellierte sich. Er fluchte. Er tändelte mit unschuldigen Mädchen ebenso wie mit reiferen Damen. Er zeigte sich so übermäßig charmant den Frauen gegenüber, dass es ganz of- fensichtlich war, dass er es bei keiner ernst meinte. Er lachte zu laut und ergötzte sich an Streichen, die er anderen spielte. Er segelte mit nacktem Oberkörper auf seiner Yacht um die Inseln herum und gebärdete sich dabei wie ein Wilder. Er be- suchte verrufene Häuser und ärgerte gern die Nachtwächter, wenn er in den frühen Morgenstunden mit seinen Freunden grölend nach Hause wankte.
Doch trotz all seiner Fehler gab es nicht eine Frau im gan- zen Königreich, die nicht davon geträumt hätte, wie es wohl wäre, nur für einen Tag seine Prinzessin zu sein. Sogar Da- niela hatte schon so manche Nacht wach im Bett gelegen, nachdem sie einmal einen Blick auf ihn geworfen hatte. Sie war mit Maria in der Stadt gewesen, um Getreide für den Winter zu kaufen. Wie ist er, hatte sie sich gefragt. Wie ist er wirklich? Was ließ ihn so verrückt handeln? Abgeschirmt von Leibwächtern, war er aus dem Salon eines eleganten Herren- schneiders herausgekommen, eine atemberaubende und mit Diamanten behängte blonde Frau neben ihm. Er hatte den Kopf gesenkt gehalten und aufmerksam dem gelauscht, was sie sagte.
Mit ihrem letzten Geld in der Tasche hatten Daniela und Maria am Straßenrand gestanden, während das wundervolle Paar so nahe an ihnen vorübergeschwebt war, dass sie nur die Hände hätten ausstrecken müssen, um die teuren Stoffe ihrer Kleidung berühren zu können. Die beiden waren dann in eine elegante Kutsche gestiegen und davongefahren.
Jetzt ärgerte sie sich über ihre jungmädchenhafte Bewun- derung. Inzwischen fiel es ihr leichter, die Tatsache nicht aus den Augen zu verlieren, dass der Mann nur an sich selbst und sein Vergnügen dachte. Der pochende Schmerz in ih- rem Arm reichte aus, um auch noch die letzten verbliebenen Fantasievorstellungen, die sie von ihm gehabt haben mochte, für immer zu verjagen. In einer Welt voller unzuverlässiger Männer war es das einzig Richtige für eine Frau, sich nur auf sich zu verlassen.
Ein Ruf, der von draußen kam, riss sie aus ihren Gedanken.
Endlich! Gott sei Dank sind sie da. Daniela eilte zum Fens- ter, um hinunterzuschauen – das Blut schien ihr in den Adern zu gefrieren.
Sie blickte auf den ungepflegten, ausgetrockneten Rasen vor der Villa und klammerte sich vor Schreck an den Fens- terrahmen. Mateo, Alvi, Rocco und der kleine Gianni hatten es zwar bis zu ihrem Gut geschafft, aber die Soldaten wa- ren ihnen dicht auf den Fersen. In diesem Moment hatten sie auch schon die Flüchtenden eingeholt, umringten sie mit ihren Pferden und zogen sie schließlich von den Satteln. Ein Kampf begann.
Einer der Soldaten schlug Alvi mit dem Griff seiner Pistole auf den Hinterkopf. Ein anderer warf den kleinen Gianni auf den Boden, während der starke Mateo es am liebsten mit allen aufgenommen hätte.
Daniela stürzte vom Fenster weg zur Tür. Sie eilte an Ma- ria vorbei die Treppe hinunter und riss empört die Haustür auf. Doch als sie die Mitglieder ihrer Bande sah, spürte sie, dass es zu spät war.
Mateo und die anderen waren bereits von der königlichen Wache gefangen worden. Selbst das Kind ließen sie nicht laufen.
Zorn stieg in Daniela hoch. Sie entstammte einer stol- zen, alten Adelsfamilie und spürte nun das Blut unzähliger Herzöge und Generäle in ihren Adern kochen.
Mit zu Fäusten geballten Händen schrie sie die Soldaten an: „Lasst sie sofort los!“
Besiegt – von einem Bürschchen, dachte Rafael. Vor Wut hätte er am liebsten irgendjemand auf der Stelle geprügelt. „Du kleiner Gauner! Du ungezogener Halunke“, murmelte er empört vor sich hin, als er sich vom feuchten Waldboden erhob. „Eine billige List! Ich bekomme dich schon zu fassen. Na, warte nur!“
Niemand sollte es wagen, Rafael di Fiore zum Narren zu halten. Er klopfte seine Kleidung aus und stellte im Mond- licht angewidert fest, dass seine weiße Hose an den Knien nun dunkle Flecken aufwies. Dann eilte er zur Landstraße zurück.
„Königliche Hoheit, ist alles in Ordnung?“ riefen die zwei Wachen, die zurückgeblieben waren.
„Es geht mir ausgezeichnet“, fuhr er sie an und
Weitere Kostenlose Bücher