Gaelen Foley - Knight 01
ein Gefühl für den richtigen Augenblick!“
Bel lächelte nervös und wurde rosarot. Sie hatte befürchtet, er könnte von ihr verlangen, dass sie die Jungen wegschickte, doch im Moment schien er eher daran interessiert, einen nähe- ren Blick auf sie zu erhaschen. Sie ließ sich tiefer in die Wanne gleiten und versuchte sich hinter dem Badeschaum zu verste- cken. Als angeblich weltgewandte Kurtisane wollte sie nicht, dass er ihre Verlegenheit bemerkte, doch in Wahrheit war sie noch nie nackt mit einem Mann im Zimmer gewesen.
„Wolltest du etwas, äh, Bestimmtes?“
„Bis jetzt nicht“, erwiderte er schelmisch.
Streng schaute sie ihn an. Er kam herübergeschlendert, an- scheinend sehr zufrieden mit sich. Offensichtlich hat er in sei- nem Büro hart gearbeitet, dachte sie, als sie die offene Weste und die aufgerollten Hemdsärmel sah.
Er trat an die Wanne, bückte sich und drückte ihr einen leichten Kuss auf die Lippen. „Hallo, mein Glockenblüm- chen“, murmelte er. „Danke für die schöne neue Flasche. Ich werde sie in Ehren halten.“
Sie wich zurück und lächelte erleichtert. Wenn er deswegen gekommen war, hatte er von den beiden Knaben vielleicht noch gar nicht gehört.
„Warum kaufst du mir eigentlich immer Geschenke?“ fragte er und ließ sich in ein paar Fuß Entfernung auf ihrem Bett nie- der.
„Weil es mir Freude macht.“
Verwirrt schüttelte er den Kopf. „Ich wollte dir sagen, dass wir unserer Gästeliste noch einen Gast hinzufügen müssen.“
„Doch nicht etwa den Prinzregenten?“ flüsterte sie erschro- cken. Vor ihr lagen schon Probleme genug, wenn sie die Sitz- ordnung ausarbeiten wollte – bei der Mischung aus niedrig ge- borenen Größen der Politik, diversen Herzögen und einem Vis-
count war das kein Wunder. Sie fürchtete, sie könnte jemand in seinem Stolz verletzen, wenn sie ihm einen Platz anwies, der seiner Stellung nicht angemessen war.
„Nein, Lord Coldfell“, antwortete er.
„Ach.“ Erstaunt stellte sie ihr Weinglas auf dem Tischchen neben der Wanne ab.
„Ja, die Umstände sind ein wenig seltsam“, räumte er ein, „aber Coldfell ist seit Jahren ein Freund der Familie. Er ahnte, dass ich meinen Gefühlen für seine Frau nie nachgeben würde. Weißt du, es war Lord Coldfell, der Dolph zuerst verdächtigte und mich auf diese Spur brachte.“
Bel nickte ernst. „Und, weiß er auch über unsere Maskerade Bescheid?“
„Nein, meine Liebe. Das ist unser Geheimnis“, murmelte er mit einem berückenden Lächeln, das sie prompt erwiderte.
„Dann war es wohl Lord Coldfell, mit dem du dich so lange in deinem Büro unterhalten hast.“
„Nein, ich hatte Besuch von Clive Griffon, der mich mal wie- der gelöchert hat.“
„Wer ist das?“
„Ein verträumter Idealist, der mich angefleht hat, ihm einen Platz im Unterhaus zu überlassen.“
„Ach, wirklich?“
„In einem meiner Wahlbezirke fehlt ein Abgeordneter. Grif- fon möchte es versuchen.“
Bel zog die Augenbraue hoch. „Einer dieser Wahlbezirke oh- ne Einwohner? Vielleicht eine deiner Ländereien?“
„Nun ja, genau das.“
„Aha.“ Beruhigt von diesem neutralen Thema, streckte sie behaglich die Beine aus. „Hast du etwa viele solcher men- schenleeren Wahlbezirke?“
Amüsiert betrachtete er ihre aus dem Wasser ragenden Füße. „Da schweigt der Gentleman.“
„Quatsch.“
„Sechs.“
Sie schaute ihn mit offenem Mund an. „Sechs!“
„Ich weiß, eine ganze Menge“, sagte er leicht verlegen. „De- vonshire hat sogar sieben!“
„Müsst ihr Herzöge eigentlich überall die Hände im Spiel ha- ben? Könnt ihr euch nicht auf das Oberhaus und eure Clubs be- schränken? Ins Unterhaus soll man doch gewählt werden! Wo
kommen wir denn hin, wenn ein einzelner Herzog für sechs Wahlbezirke stimmen darf!“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich kann nichts dafür. Ich ha- be die Wahlbezirke geerbt.“ Er starrte auf ihre Beine und lehn- te sich zurück. Bel stellte fest, dass ihn ihre Anwesenheit gar nicht mehr störte. „In Wirklichkeit“, fuhr er abwesend fort, „habe ich versucht, Alec in den Sattel zu heben, aber er hat keine Lust. Der interessiert sich nur für Frauen und das Glücksspiel.“
„Dein Bruder hat auf mich nicht den Eindruck eines poli- tisch interessierten Menschen gemacht“, meinte sie.
„Aber dieser Griffon ... er ist viel zu eifrig. “
„Das haben Eiferer eben so an sich.“
„Er hat ein paar wilde Vorstellungen. “
„Ist er etwa ein
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