Gaelen Foley - Knight 01
ihr einen mörderi- schen Blick zu.
Zitternd hielt sie dem Blick stand, schockiert und entsetzt darüber, dass sie ihn geschlagen hatte, aber nun war es gesche- hen. Die Sache war verloren.
„Ich werde nie für etwas zahlen, was nicht zum Verkauf an- geboten werden sollte“, knurrte er. „So verzweifelt werde ich nie sein.“
Damit ging er hinaus und schlug ihr die Tür vor der Nase zu.
14. KAPITEL
Mild und golden dämmerte der neue Morgen herauf, doch das änderte nichts daran, dass Hawk zornig und zutiefst verletzt war. Eigentlich hätte er jetzt im Bett seiner Gehebten aufwa- chen sollen, doch stattdessen war er um sieben Uhr in der Frü- he schon vollständig angekleidet: brauner Reitrock, gelbbrau- ne Lederbreeches und makellos gewichste schwarze Schaft- stiefel.
Wie aus dem Ei gepellt, die Krawatte in strengere Falten denn je gelegt, schritt er die Treppe hinab. Er ließ sich seinen Hengst satteln und tobte sich auf einem kurzen Ausritt im Green Park aus.
Geschieht dir recht, Hawkscliffe, meinte die Vernunft über- heblich. Ich habe dich gewarnt, aber du musstest sie ja unbe- dingt haben. Du Narr. Sich in eine Demimonde zu verheben. Bald hatte er den Park durchquert, doch seine üble Laune hatte sich noch nicht gebessert. Finster starrte er auf die kit- schigen Bauten für die Siegesfeier, die den ehemals so ruhigen Park verschandelten, und ritt dann weiter in den Hyde Park. Die Sonne glitzerte auf dem See zu seiner Linken, während er den Reitweg entlanggaloppierte.
Hatte er nicht von Anfang an gewusst, dass sie vom Geld be- sessen war? Dauernd brütete sie über ihren Börsenberichten und Kursgrafiken. Narr, der er war, hatte er das für einen he- benswerten Zug gehalten, der auf Intelligenz schließen heß. Er war viel zu stolz auf ihren Mutterwitz gewesen, um über die Folgen ihrer Gier nachzudenken.
Er konnte nicht fassen, dass sie ihn ins Gesicht geschlagen hatte. Allerdings hätte er sich auch nicht auf ihr Niveau bege- ben und sie eine Hure nennen dürfen, doch er hatte den Rand des Erträglichen erreicht: Sekunden vor dem Höhepunkt hatte sie ihn von sich heruntergeschubst, ihn weggeschoben, als hät-
te sie sein Liebesspiel angewidert. Nie zuvor habe ich mich so zurückgewiesen, so benutzt gefühlt, dachte er bitter und ritt um eine Kurve, dass es staubte.
Und dabei war er so gut zu ihr gewesen. Niemals würde er Belinda Hamilton oder irgendeiner anderen Frau Geld dafür geben, um mit ihr ins Bett zu dürfen. Verdammt, er hatte ge- dacht, darüber wären sie hinaus.
Vielleicht war es aber ganz gut, dass sie sich gestritten hat- ten. Schließlich war sie eine Kurtisane. Wenn er klug wäre, würde er die Gelegenheit nutzen und auf Abstand gehen, bevor er sich noch tiefer verstrickte. Natürlich war es im Moment schmerzlich, doch auf lange Sicht wäre es besser, wenn sie aus seinem Leben verschwand. Letzte Nacht hatte sie ihm ja über- deutlich zu verstehen gegeben, dass sie seine Gefühle nicht er- widerte.
Er ließ sein erschöpftes Pferd in Trab verfallen. Beim An- blick des Kieswegs am Long Water, wo sie am ersten Tag ent- langgeschlendert waren, wurde ihm ganz elend zu Mute. Wenn sie ihn nicht haben wollte, auch gut. Er spürte, dass es Dinge in ihrer Vergangenheit gab, die sie ihm nicht erzählte. Doch wie konnte er ihr helfen, wenn sie ihm nicht vertrauen wollte? Von ihm aus durfte sie ihre Geheimnisse ruhig für sich behalten. Eines jedenfalls war ihm klar: Die Zeit war reif, Dolph Breckinridge entgegenzutreten und die Sache zu einem ra- schen und blutigen Ende zu bringen. Je eher Miss Hoch-auf- dem-Ross Hamilton aus dem Haus war, desto besser.
Bei diesem Gedanken wurde ihm irgendwie noch unwohler. Langsam ritt er zum Knight House zurück. Dort tätschelte er seinem braven Pferd den Hals und stieg dann die Vordertreppe empor. Ihm knurrte der Magen, doch als er das Frühstückszim- mer zur gewohnten Zeit betrat, fand er dort keinerlei Hinwei- se auf Omeletts oder Toast, nicht mal auf eine Tasse Tee. Sein Personal war verschwunden.
Erstaunt machte er sich auf die Suche, traf aber auf dem Weg zur Küche keine Menschenseele an. Schließlich entdeckte er Belindas Straßenjungen, die am Lieferanteneingang mit den Hunden spielten.
Die Hunde sprangen zu ihm herüber, doch er scheuchte sie fort. Ihr munteres Schwanzgewedel verdross ihn.
Die beiden Jungen schossen in die Höhe, als sie ihn sahen, und gingen in Habachtstellung.
„Wo sind die Leute alle hin?“ wollte er wissen.
Die
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