Gaelen Foley - Knight 03
Dummerchen? Ihr Vater war ihr lang- jähriger Hausfreund, der Marquis of Carnarthen.“
„Ist er hier?“
„Nein, er ist schon tot. Er war Waliser und ein hochran- giger Marineoffizier. Er war der Herzogin, der Frau eines anderen, so ergeben, dass er niemals heiratete und ohne of- fizielle Nachkommen starb.“
„Ach, wie traurig!“
„Deswegen hat das Parlament Ihren Vormund zum Lord Winterley gemacht“, fuhr Crispin verschwörerisch fort. „Carnarthen war sehr mächtig und allseits beliebt. Als der Altere ist Damien damit auch Lord Carnarthens Erstgebo-
rener. Nachdem der Titel nach Carnarthens Tod erlosch, haben sich ein paar seiner Freunde im Parlament zusam- mengetan und einen neuen Titel für Damien geschaffen, damit die Linie überlebt.“
„Ich dachte, er wäre wegen seiner Verdienste im Krieg zum Earl erhoben worden!“
„Himmel, nein, deswegen wird man doch kein Earl. Selbst Wellingtons beste Männer wurden nur Viscounts.“
„Nur Viscounts“, spottete sie fröhlich. „Wie können Sie? Sie werden eines Tages doch selbst einmal einer sein!“
Sie lachten, doch innerlich kochte Miranda vor Zorn. Es war unglaublich!
Der gemeine Kerl hatte ihr das Herz zerrissen, hatte sie auf Grund ihrer illegitimen Geburt abgewiesen, und dabei war er selbst ein Bastard! Mit blitzenden Augen suchte sie den Raum ab, bis sie ihn in seiner scharlachroten Uniform entdeckt hatte.
Er stand allein und starrte sie an.
Wie immer verspürte sie den Schock, der sie bis in die Grundfesten erschütterte, wenn ihre Blicke sich begegne- ten. Diesmal wandte sie sich ab, nahm all ihre Schauspiel- künste zu Hilfe, um sich ein fröhliches Lachen abzuringen. Dann hängte sie sich bei ihrem Vetter ein und schlenderte mit ihm zum nächsten Gemälde.
Am nächsten Abend blickte Algernon mit einem verhalten selbstzufriedenen Lächeln an der langen Dinnertafel hi- nab. Er konnte sich nicht nur rühmen, ein paar der Leuch- ten des ton an seinem Tisch versammelt zu haben, etwa den großen Lord Winterley, seinen älteren Bruder, den Duke of Hawkscliffe, und dessen strahlende Duchess – was den Abend für einen allgemein eher unbeliebten Mann wie ihn zu einem gesellschaftlichen Triumph machte –, sein Sohn führte die ihm anvertraute Aufgabe auch großartig aus. Vielleicht konnte er doch noch stolz auf den Jungen sein. Indem er sich auf ihre Verwandtschaft berief, war es Cris- pin bereits gelungen, unter den Verteidigungslinien hin- durchzuschlüpfen, die Winterley für sein Mündel errichtet hatte, um die Verehrer in Schach zu halten.
Crispin saß der schönen Miranda gegenüber und zeigte sich von seiner charmantesten Seite. Er brachte sogar die
Duchess zum Lachen. Nur Winterley schien der Witz des Jungen kalt zu lassen. Streng und ohne Lächeln saß der Earl neben Miranda am Tisch, die mächtigen Schultern verkrampft, eine finstere Gestalt in ihrer Mitte. Wenn er an den traurigen Zustand dachte, in dem sich Jason befunden hatte, bevor er diese Welt verlassen hatte, fand Algernon es nicht weiter verwunderlich.
Das Soldatenleben ist eine schlimme Sache, dachte er, und dann ignorierte er die Düsterkeit, die den Colonel um- gab, und unterzog Miranda noch einmal einer verstohlenen Musterung.
Vielleicht spürte sie den Blick, denn sie erwiderte ihn zö- gernd, nervös und leicht errötend. Ah, sie bezauberte ihn. Die rosigen Wangen, die grünen Augen. Ihr Teint war frisch wie ein Lilienblatt. Sein Herz schlug vor Aufregung schneller. Obwohl er sicher war, dass keiner es merkte, schaute er sie länger an, als ziemlich gewesen wäre, leckte sich dann die trockenen Lippen und nahm einen Schluck Wein.
Am nächsten Morgen stand Damien in der Auffahrt, mit ei- nem Stallknecht ins Gespräch vertieft, einem ehemaligen Jockey, der soeben von einem Ausritt mit Zeus im Park zu- rückgekehrt war. Es war ein herrlicher Dezembertag; der blaue Himmel spannte sich über den in der Wintersonne glitzernden Schnee.
„Er ist in bester Verfassung, Mylord“, sagte der winzige Jockey soeben und tätschelte dem Hengst den Hals.
„Freut mich zu hören“, erwiderte Damien.
Er wäre gern selbst auf Zeus ausgeritten, aber er wollte Miranda keinen Moment unbewacht zurücklassen. Zum Glück hatte sich kein Unfall und kein Missgeschick mehr ereignet, seit Fancy vor vier Tagen mit ihr durchgegangen war. Entweder zahlte sich seine Wachsamkeit aus, oder er bildete sich die Gefahr nur ein.
Er hatte Miranda gestattet, an dem Dinner letzten Abend
Weitere Kostenlose Bücher