Gaelen Foley - Knight 03
musste.
Amüsiert knickste sie vor ihm, doch Crispin ergriff ihre Hand, beugte sich darüber und hauchte ihr einen galanten Kuss auf die Knöchel. „Hallo, Kusine“, murmelte er und grinste sie strahlend an, als kennte er sie schon ein Leben lang.
Dankbar lächelte sie zurück. Sie hatte das Gefühl, als hätte sie einen dringend benötigten Freund gefunden.
Am nächsten Abend begleitete Damien Miranda zu einem privaten Kammerkonzert bei Lord und Lady Carteret, al- ten Freunden von ihm. Mit verschränkten Armen lehnte er sich in seinem Sessel zurück und versuchte, Trost in Mo- zarts Serenade für Blechbläser zu finden, deren warme Tö- ne durch den kerzenerleuchteten Salon schwebten. Doch sosehr er sich bemühte, es war ihm unmöglich, sich zu ent- spannen, wenn sein Beschützerinstinkt geweckt war. Er wartete immer noch auf den Bericht dieses Galgenvogels Billy Blade. Dieser wollte ihm mitteilen, welche vier Män- ner Damien vor Birmingham getötet hatte.
Nach dem Besuch im East End am Montag hatte Damien im Guards’ Club vorbeigeschaut, einem Herrenclub für Militärangehörige. Dort war er mit ein paar seiner vertrau-
enswürdigsten Offiziere zusammengetroffen und hatte all die Hilfe organisiert, die er brauchte, um Mirandas Sicher- heit zu gewährleisten, wann immer er mit ihr den Schutz von Knight House verließ. Alle hatten ihm entschlossen ih- ren Beistand versprochen, denn sie war Sherbrookes Nich- te, und der Major hatte zu ihnen gehört. Auch jetzt saßen sie strategisch verteilt um den Salon, elegant in ihre schar- lachrote Uniform gekleidet, bereit, beim geringsten Anzei- chen eines neuerlichen „Unfalls“ Mirandas zu Hilfe zu ei- len.
Sie hatte keinerlei Ahnung, welche Anstrengungen zu ih- rem Schutz unternommen wurden, ja sie wusste nicht ein- mal, dass sie überhaupt in Gefahr schwebte. Genau so wollte Damien es auch haben, zumindest solange sie kei- nen konkreten Verdacht hegten. Schließlich war es schon schlimm genug, dass er sie so verletzt hatte, er wollte sie nicht auch noch unnötig mit der Nachricht erschrecken, dass sie möglicherweise als Mordopfer vorgesehen war.
Am letzten Abend hatte er sich ein paar Ausreden einfal- len lassen, damit sie zu Hause blieb, statt auf den großen öffentlichen Ball in den Argyle Rooms zu gehen, auf den sie sich schon seit Tagen freute. Das Gebäude war groß, leicht zugänglich und schwer zu sichern, selbst mit Hilfe seiner Männer, und Eintrittskarten waren leicht zu bekommen. Ein privates Konzert mit handverlesenen Gästen im Haus eines guten Freundes war da eine viel sicherere Angelegen- heit, weswegen er heute Abend nachgegeben hatte.
Schließlich, dachte er bitter, habe ich ihr ja befohlen, sich einen Ehemann zu suchen. Wie sollte sie diese Anord- nung befolgen, wenn er sie in Knight House hinter Schloss und Riegel hielt? Unwiderstehlich angezogen, sah er zu ihr hinüber, worauf sein Blick leicht säuerlich wurde. Griff schien ja gute Fortschritte zu machen. Der verwitwete Marquis saß auf Mirandas anderer Seite, beugte sich gera- de zu ihr hinüber und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Wo zum Teufel steckte eigentlich Alice? Als Anstandsdame taugte sie nicht gerade viel, sonst wäre ihr aufgefallen, dass der alte Freund der Familie Miranda ein bisschen zu nahe kam. Über die Schulter schaute er zu Lucien und Alice, die direkt hinter ihnen saßen. Vielleicht war seine Reaktion ja übertrieben, denn Alice war eine Frau von hohen morali-
schen Grundsätzen, und sie schien die Aufmerksamkeit, mit der Lord Griffith das Mädchen überhäufte, nicht wei- ter bemerkenswert zu finden.
Mürrisch seufzte er auf. Lieber Griff als jemanden wie Oliver Quinn, aber eigentlich begann es ihn wirklich zu stören – all die männliche Bewunderung, die seinem Mün- del folgte, wo immer sie ging und stand.
Er konnte sich einen weiteren verstohlenen Blick nicht verkneifen und verspürte dabei ein seltsam ersticktes Ge- fühl in der Brust, halb Schmerz, halb Sehnsucht. Sie sah so wunderschön heute Abend aus. Er hätte nicht gedacht, dass ihr ein gedämpftes Hellrosa stehen könnte, doch das Seidengewand schimmerte im Kerzenlicht, und der matte Farbton ließ ihre grünen Augen nur noch intensiver strah- len. Ihre sanft gerundeten Oberarme lockten ihn schier un- erträglich; am liebsten wäre er mit den Lippen über den schmalen Streifen Haut zwischen den Puff ärmelchen und den langen weißen Handschuhen gefahren. Diese unschul- dige Region schien so viel
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