Gaelen Foley - Knight 03
Schultern straffend, wobei sie jeden Zoll wie die blaublütige Herzogstochter aussah, die sie war.
„Blade“, warnte Damien.
Frech musterte der junge Mann Jacinda von Kopf bis Fuß. „Ich geh jetzt“, erklärte er mit schleppender Stimme und schlenderte lässig auf den Eingang zu.
Automatisch öffnete Mr. Walsh ihm die Tür und blickte dabei schockiert auf die kühn gekleidete, abgerissene Ge- stalt.
„Wer, nein, was war denn das?“ erkundigte sich Jacinda und fuhr zu Damien herum, sobald sich die Tür wieder ge- schlossen hatte.
„Das kann dir egal sein“, beschied er ihr, doch bevor er fortfahren konnte, hatte Jacinda Lizzie und Miranda schon bei der Hand gepackt und war mit ihnen die Treppe hi- naufgerannt.
„Äh, Mädchen?“ Im nächsten Moment stand er allein am Fuß der Treppe und kratzte sich ratlos den Kopf. Zumin- dest war es ihm gelungen, sie am Ausgehen zu hindern.
„Jacinda? Was um alles in der Welt ist mit dir los?“ fragten Miranda und Lizzie lachend, als das Mädchen den Flur hi- nunterrannte und sie fast schon gewaltsam mit sich zerrte. Sie riss die Tür zum Musikzimmer auf, das über der Auf- fahrt lag, und stürzte zum Fenster.
„Oh, schaut ihn doch an, ist er nicht furchtbar?“ wisper- te Jacinda und sah in fasziniertem Grauen nach draußen, wo die Dienstboten dem seltsamen jungen Mann gerade das Tor öffneten. „Wie hat Damien ihn genannt? Blade?“
„Ich glaube. Komischer Name, oder?“ meinte Lizzie, während sich die Mädchen um das Fenster scharten.
„Ein richtiger Rüpel, und so frech! Habt ihr mitbekom- men, wie er mich angeguckt hat?“ hauchte Jacinda. „Wer er wohl ist?“
„Ein böser Mann, da bin ich mir sicher“, erklärte Lizzie kategorisch. „Ihre Gnaden würde bestimmt nichts von ihm halten, Damien ja offensichtlich auch nicht. Um Himmels willen, Jacinda, nun hör auf zu gaffen, bevor er dich be- merkt!“
Doch im selben Moment schlug Jacinda schon die Hand vor den Mund, denn Blade hatte sich noch einmal umge- dreht und sie am Fenster entdeckt. Mit breitem Grinsen zog er den Hut und verbeugte sich schwungvoll wie ein französischer Höfling in Versailles. Dann setzte er den Hut wieder auf, wandte sich elegant um und schlenderte lang- sam davon, als hätte er keinerlei Sorgen auf dieser Welt.
„Was für ein alberner, lächerlicher Kerl“, schimpfte Ja- cinda, deren Apfelbäckchen rot angelaufen waren, und Lizzie und Miranda wechselten verwirrt einen Blick, da ih- re Freundin ganz atemlos zu sein schien. Jacinda presste die Stirn an die Fensterscheibe und schaute Blade nach, bis er verschwunden war.
12. KAPITEL
Miranda schreckte hoch, als in der Ferne eine Explosion zu hören war. Als sie sich im Bett aufrichtete, rutschte ihr das Buch von der Brust, das sie vor dem Einschlafen gelesen hatte. Aus ihren Träumen gerissen, sah sie sich verwirrt um. In ihrem Zimmer war es düster, die Vorhänge waren vorgezogen, und die Kerze war fast ganz herunterge- brannt. Sie setzte sich auf und rieb sich die Augen. Der fer- ne Donnerhall war immer noch zu hören. Als sie auf die Uhr blickte, wurde ihr der Grund für den ganzen Lärm klar. Die Geburt des neuen Jahres 1815 war nur noch we- nige Minuten entfernt.
Gähnend schlug sie die Decke zurück, stand auf und tappte zum Fenster, um hinauszuschauen. Sie zog den schweren Damastvorhang zurück, und unter ihrem einsa- men Seufzer beschlug die Scheibe. Die Feiertage ganz al- lein zu verbringen ist noch schlimmer, als sie in Yardley er- tragen zu müssen, dachte sie, während sie den nächtlichen Himmel betrachtete, der immer wieder von den bunten Blitzen des Feuerwerks erhellt wurde.
So also war es, wenn man in der Hauptstadt des König- reichs lebte. In Birmingham gab es nicht oft Feuerwerk. Einen Augenblick sah sie in schläfrigem Entzücken zu. Damien und Lucien hatten sie vorher über die Gefahr auf- geklärt, in der sie ihrer Meinung nach schweben könnte. Anscheinend fanden sie, dass die ganzen Unfälle, die ihr in letzter Zeit passiert waren, gar keine Unfälle waren. Sie war nicht sonderlich verängstigt, denn sie wusste ja, dass die beiden sie beschützten. Sie sagten, sie brauche sich kei- ne Sorgen zu machen und dass sie in Sicherheit sei, und sie glaubte ihnen. Es stimmte sie allerdings missmutig, dass sie die anderen nicht auf die Silvestergesellschaft hatte be-
gleiten dürfen.
Allerdings war sie nicht völlig allein. Irgendwo im Haus hielt sich auch ihr Vormund auf, der sich möglicherweise
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