Gaelen Foley - Knight 03
teilzunehmen, weil es wichtig war, seine Verwandtschaft zu kennen, so unangenehm sie auch sein mochte, aber er wusste, dass sie viel zu klug war, um sich über die Motive der Huberts im Unklaren zu sein. Wenn sie nicht bei seiner Familie Unterstützung gefunden und nicht einen so guten
Eindruck auf den ton gemacht hätte, hätten ihr Onkel und ihre Tante auch weiterhin so getan, als existierte sie nicht. Sie waren schlicht und einfach gesellschaftliche Aufstei- ger. Und was ihre Kusinen anging, so hatten die beiden hochmütigen jungen Damen sie den ganzen Abend voll Ei- fersucht angestarrt – wenn sie nicht gerade ihn oder Robert beäugten. Crispin ist der Einzige, der Miranda wirklich zu mögen scheint, dachte Damien. In diesem Augenblick er- hob sich am schmiedeeisernen Tor von Knight House ein großes Geschrei.
„Weg mit dir! Du hast hier nichts zu suchen!“ rief einer der Torwächter soeben.
Sofort alarmiert, schaute Damien hinüber. Er konnte den Besucher nicht sehen, da die Dienstboten im Weg standen. Er blickte zum Stallburschen und nickte ihm zu. Solcher- art entlassen, wendete der kleine Mann das Pferd und ritt im Schritt zu den Ställen zurück, als ein gellender Pfiff die Luft zerriss.
„Mylord!“ rief jemand vom Tor. „Wollen Sie mich jetzt vielleicht mal reinlassen?“
Damien trat zum Tor, die Lippen geringschätzig verzo- gen. Es war dieser Höllenhund Billy Blade. Er hielt sich in Kopfhöhe an den Eisenstäben fest und lehnte lässig am Tor. Sein Lächeln war das frechste, das Damien je unterge- kommen war.
Diesem jungen Mann könnte ein wenig militärische Dis- ziplin nicht schaden, dachte Damien streng. „Lassen Sie ihn ein“, wies er die Torwächter an.
„Sir?“ Verwirrt drehten sie sich zu ihm um.
Er nickte nur knapp. „Na los.“
„Na, schau mal, da haben Sie also doch ein wenig Ver- stand.“ Blade stieß sich vom Tor ab, zog die schwarzen Le- derhosen zurecht und stolzierte dann herein. Er grüßte die Torwächter, indem er sich an den mit einer Kokarde ver- zierten Hut tippte, worauf sie ihn zweifelnd betrachteten.
„Sie haben ja Nerven, einfach hier aufzutauchen“, knurrte Damien.
„Wie, hätte ich vielleicht am Dienstboteneingang klop- fen sollen?“ erwiderte der andere.
„Sie hätten zu Lucien gehen sollen. Schließlich sind Sie mit ihm bekannt, nicht mit mir.“
„Hab ich ja versucht. Aber er war nicht da. Und Sie sind es, der von mir Hilfe braucht. Ich bin hergekommen, um sie Ihnen anzubieten, aber wenn Sie sich nicht wie ‘n Gentle- man benehmen, trag ich meine Informationen eben woan- dershin.“
„Hier entlang, Sie fürchterlicher Kerl“, sagte Damien leise.
Blade lachte amüsiert und folgte ihm durch die Ein- gangstür. Zumindest besaß er so viel Manieren, den Hut abzunehmen. „Na, nicht übel, gar nicht übel“, bemerkte er, während er sich in der marmornen Eingangshalle umsah, wirkte aber nicht übermäßig beeindruckt. „Ist das Ihr Haus?“
Vermutlich plant der Kerl schon den künftigen Raubzug, dachte Damien. „Nein, es gehört meinem Bruder. Hier ent- lang, Mr. Blade.“
Er führte ihn zu dem kleinen Büro im hinteren Teil des Erdgeschosses, das dem Butler und der Haushälterin zur Haushaltsführung diente. Er bot Blade einen Stuhl an. Statt sich darauf zu setzen, stellte der Bursche den Fuß auf die Sitzfläche und legte die Arme über das gebeugte Knie. Seine Miene wurde ernst.
„Ich tät behaupten, Sie stecken in Schwierigkeiten, Chef.“
„Was haben Sie herausgefunden?“
„Erst möcht ich Sie was fragen. Haben Sie die vier Typen droben in Birmingham eigenhändig abgemurkst?“
Damien hielt es für das Beste, nicht zu antworten.
Blade grinste. „Das klang ja nicht wie ein Nein. Wie ha- ben Sie das denn angestellt? Mehr als zwei auf einmal hab ich noch nie geschafft.“
Damien konnte sich ein schiefes Lächeln nicht verknei- fen. „Alles eine Sache des Rhythmus.“
„Rhythmus. Klar. Also dann.“ Die klugen Augen des Burschen wurden hart. „Das hab ich herausfinden können: Die vier Schweine, die Sie da oben abgeschlachtet haben, sind vor drei Wochen von einem reichen Londoner ange- heuert worden. Keiner weiß, wie der Typ heißt, aber es geht das Gerücht, dass er ein Hausbesitzer ist und ihm ein paar der Mietskasernen in Seven Dials gehören.“
„Wozu genau hat er sie denn angeheuert?“
Blade schüttelte den Kopf. „Das wussten die anderen nicht. Alles, was der Mann verraten hat, war, dass er eine Aufgabe für
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