Gaelen Foley - Knight 03
einen Heiratsan- trag zu machen. Und deswegen frage ich nun Sie um Er- laubnis, Sir, um Miss FitzHuberts Hand bitten zu dürfen.“ Erbost tippte Damien sich an die Lippen. Er überlegte, zuckte dann nur mit den Schultern und sah zu dem jungen Mann auf. „Nein.“
Crispin riss die porzellanblauen Augen auf. „Mylord?“
„Winterley?“ fragte auch Algernon.
„Nur über meine Leiche.“ Er stand auf und schlenderte auf Crispin zu, wobei er ihn anstarrte, als hätte er einen aufsässigen jungen Rekruten vor sich. „Mein Mündel wird keinen rückgratlosen Jungen heiraten, der sich nicht wie ein Mann zu benehmen weiß und zur Unterstützung seinen Vater mitbringt. Wenn Sie ohne die Hilfe Ihres Papas nicht mal einen Heiratsantrag machen können, wie soll ich da si- cher sein, dass Sie gut für mein Mündel sorgen werden? Sie bringen sie zum Lachen, sagen Sie? Mit Ihnen als Ehemann werden Sie beide sich hungrig lachen, obdachlos lachen, sich direkt ins Schuldgefängnis hineinlachen“, schloss er heftig.
Crispin keuchte beleidigt auf. „Also wirklich!“
Sein Vater mischte sich mit schmieriger Finesse ein. „Lord Winterley, wir sind eine wohlhabende Familie. Es besteht keinerlei Veranlassung, beleidigend zu werden.“ „Aber dieser Heiratsantrag beleidigt mich“, erwiderte er. „Eine Schande, nach allem, wie Sie sie behandelt haben.“
„Wir wollen es aber doch wieder gutmachen. Verstehen Sie denn nicht? Sie ist eine Waise, und wir sind ihre Ver- wandten. Wir versuchen, ihr gegenüber unsere Christen- pflicht zu erfüllen.“
„Und wo hatten Sie Ihre Moralvorstellungen während der letzten neunzehn Jahre?“ fragte er scharf und deutete auf Crispin. „Ihr Sohn ist ein verzogener Geck, der Miran-
da nur deswegen will, weil sie im Augenblick die belle der Saison ist, und ...“
„Das stimmt nicht!“ rief der junge Mann aus. „Mir liegt wirklich etwas an ihr.“
„Doch, das stimmt schon. Und nein, Ihnen liegt nichts an ihr. Und unterbrechen Sie mich nicht noch einmal, Mr. Sherbrooke. Und Sie, Sir“, wandte er sich an den Vater, „tragen selbst Schuld daran, dass Ihr Sohn nicht erwach- sen wird. In meinem Regiment würde er es keinen Tag aus- halten. Vielleicht könnte ich in ein, zwei Monaten einen Mann aus ihm machen, aber jedenfalls bekommen Sie kei- ne Gelegenheit, dieses spezielle hübsche Schmuckstück für Ihren Sohn zu kaufen. Selbst wenn Miranda sich diese Ver- bindung wünschte, was ich bezweifle, würde ich nie zu- stimmen, nachdem Ihre Familie sie so sträflich vernachläs- sigt hat.“
Abschätzend musterte Algernon ihn. „Sie werden ja di- rekt leidenschaftlich, Mylord. Vielleicht möchte der große Winterley meine Nichte ja für sich selbst beanspruchen.“ Damien hob das Kinn. „Hinaus!“
„Gern“, erwiderte Algernon. „Komm mit, Crispin.“
Der junge Mann warf Damien einen Blick voll gedemü- tigtem Zorn zu und stürmte hinaus. Sein Vater folgte ge- messeneren Schrittes. Überrascht stellte Damien fest, dass er vor Zorn zitterte und es ihn nach der Gesellschaft seines hübschen Mündels verlangte, um sich ein wenig zu beruhi- gen.
Auf der ganzen Heimfahrt schimpfte Crispin über Win- terleys unerträgliche Arroganz, Unverschämtheit und schlechte Laune, während Algernon in stillem Zorn dasaß und seinen eleganten Spazierstock so fest umklammerte, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
„Ich versteh das nicht!“ schäumte Crispin. „Ich habe es genau richtig gemacht. Ich habe genau das gesagt, was wir uns zurechtgelegt hatten. Hast du gehört, wie er mich be- leidigt hat? Am liebsten hätte ich ihn zum Duell gefor- dert!“
„Sei kein Narr!“ Algernon warf seinem Sohn einen ver- ächtlichen Blick zu.
„Ist es zu fassen, wie empörend besitzergreifend er sich
Miranda gegenüber zeigt? Glaubst du wirklich, dass zwi- schen den beiden etwas ist? Das ist doch nicht normal, wie er sie dauernd zu Hause einsperrt ...“
„Irgendwann muss er sie ja wieder in Gesellschaft las- sen“, erwiderte sein Vater gleichmütig und sah aus dem Fenster.
„Glaubst du wirklich, dass er selbst die Angel nach ihr ausgeworfen hat?“
„Wenn er sie haben will, braucht er doch keine Angel auszuwerfen, du Idiot. Er ist ihr Vormund. Er kann mit ihr machen, was er will. Aber nein, auch wenn Winterley sie will, er ist wie besessen von seiner Ehre. Schon um Jasons willen würde er sie nicht anrühren, weil er sie ja niemals heiraten könnte. Eine solche Frau zu heiraten – ohne Geld,
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