Gaelen Foley - Knight 03
mir das verkneifen können? Und über die erhabene Herrlichkeit Ihres Haars, Ihrer Alabasterstirn, der herrlichen Nase, des königlichen Kinns und so weiter und über Ihre köstlichen Fesseln ...“
„Aber Sie haben meine Fesseln doch noch nie gesehen“, erinnerte sie ihn, während sie den Wein lässig im Glas krei- sen ließ.
„Ich kann sie mir aber vorstellen“, erwiderte er mit ei- nem schmalen Lächeln.
„Lieber nicht“, erklärte sie rundheraus.
„Ach, Miranda, Sie albernes Gänschen.“ Er stellte sein Glas auf einem kleinen Tischchen ab, hakte die Daumen in die Weste und betrachtete sie kopfschüttelnd. „Ich muss schon lächeln, wenn ich nur an Sie denke.“
Aufmerksam schaute sie ihn an. In seinen blauen Augen lag ein geheimer Kummer. „Stimmt irgendetwas nicht? Waren Sie auch ehrlich zu mir? Sie sind verstört, nicht wahr?“
„Nein, das ist es nicht.“ Er ging auf sie zu, ergriff ihre Hände und zog sie in den Raum hinein.
„Was dann, mein lieber Junge?“
„Ich bin kein Junge“, murmelte er.
„Crispin ...“
Mit einer Hand warf er die Tür ins Schloss, die andere legte er um Mirandas Taille. „Küss mich“, forderte er. „Nur einmal, lass mich deine Lippen kosten.“
„Seien Sie kein Narr.“
„Ich habe von deiner Süße geträumt.“
„Mein Gott, Crispin! Wenn ich bei Ihnen einen falschen Eindruck erweckt habe, tut es mir Leid ...“
„Ich will dich, Miranda.“
„Hören Sie sofort auf! Sie machen mir allmählich Angst!“
„Gut“, wisperte er und packte ihr Kleid an einem Ende, als wollte er es ihr vom Leib reißen. „Vielleicht nimmst du mich ja dann ernst.“
„Crispin!“ Ihr Herz schlug wie verrückt, während sie an ihrem Kleid zerrte, um ihn daran zu hindern, es zu zerrei- ßen, denn wenn es ihm gelang, wäre sie ruiniert. Ihr zer-
brechlicher Ruf würde das nie überleben. Bei der Vergan- genheit ihrer Mutter würde die Gesellschaft nur darauf lauern, dass die Tochter von irgendeinem skandalösen Fehltritt eingeholt wurde. Da sie unbedingt vermeiden wollte, die Knights mit ins Unglück zu stürzen, hielt sie mit einer Hand den Satin eisern fest und stieß mit der an- deren ihren amourösen Vetter weg.
Er bedrängte sie und versuchte sie gewaltsam zu küssen. „Ich krieg dich schon, mein süßes Kind“, keuchte er.
„Hören Sie sofort mit diesen Unverschämtheiten auf!“ Sie ließ ihr Kleid los und schlug ihn heftig ins Gesicht.
„Das war aber nicht sehr klug“, stieß er zwischen zusam- mengebissenen Zähnen hervor, schlang den anderen Arm um sie und hielt ihr Handgelenk hinter dem Rücken fest. Dann presste er seine Lippen gewaltsam auf die ihren, dass sie sich schmerzhaft gegen ihre Zähne drückten. Im selben Moment flog die Tür auf.
Damien kam hereingestürmt und riss Crispin am Kragen zurück. Erzürnt versuchte Crispin einen Schwinger zu lan- den. Miranda keuchte, doch Damien fing Crispins Faust mühelos auf und hielt sie eisern fest. Voll Zorn starrte er ihn an.
„Damien, nein!“ rief sie, voll Panik, er könnte ihren Vet- ter auf der Stelle umbringen. Finster sah er sie an, erkann- te, dass ihr nichts weiter geschehen und sie nur ein wenig zerzaust war, und dann blickte er wieder zu ihrem Vetter.
„Verzogener kleiner Mistkerl.“ Er schlug Crispin zu Bo- den. Dann zog er den Schürhaken aus dem Kaminbesteck und hielt ihn, die Spitze voran, wie einen Degen an Cris- pins Kehle. „Das ist die letzte Warnung, mein Junge. Wenn Sie ihr noch einmal zu nahe kommen, werden Sie sterben.“ Dann schaute er wieder zu Miranda hinüber. „Los, ver- schwinden wir“, sagte er knapp.
Sie hielt den Atem an, und ihr Herz hob sich in die Lüf- te wie ein Vogel. Rasch nickte sie. Sie würde ihm überall- hin folgen.
Algernon wusste, dass etwas schief gegangen war. Das spürte er schon in den Knochen, noch bevor Crispin dann Stunden später endlich heimkehrte, sturzbetrunken und frech, mit offen um den Hals hängendem Krawattentuch.
„Wo zum Teufel bist du gewesen?“ fragte sein Vater.
„In meinem Club.“
„Und du hast versagt.“
„Ich hasse dich, dass du das von mir verlangst“, erwider- te Crispin und starrte ihn erbost an. „Ich hasse mich selbst, weil ich da mitmache. Lass gut sein, Vater. Die beiden sind ineinander verliebt.“
„Was?“ meinte er scharf, wobei er ein bitteres Gefühl des Verrats im Herzen verspürte, genau wie damals, als Miran- das schöne Mutter seinem Bruder den Vorzug gegeben hat- te. Und nun hatte es
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