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Gaelen Foley - Knight 03

Gaelen Foley - Knight 03

Titel: Gaelen Foley - Knight 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Graf und die schöne Waise
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den Anschein, als hätte die Tochter Winterley seinem Sohn vorgezogen, und irgendwie weckte das in ihm all den Zorn und die Entrüstung, die er vor so vielen Jahren empfunden hatte.
    „Um Himmels willen“, begann Crispin, „vergiss doch das Geld. Lass die beiden in Ruhe.“
    Verächtlich schüttelte Algernon den Kopf, da ihn die be- trunkene Gefühlsseligkeit seines Sohnes abstieß. „Immer wenn ich denke, jetzt kann ich nichts Schlimmeres mehr über dich erfahren, sinkst du noch tiefer.“
    „Zumindest Brudermord brauche ich mir nicht vorzu- werfen“, erklärte Crispin leise.
    Algernon hätte am liebsten die Pistole gezogen, doch dann tat er seinen Zorn mit einem Achselzucken ab. „Was ist passiert? Woher willst du wissen, dass sie ineinander verliebt sind?“
    „Ich weiß es einfach. Ich kenne Miranda. Ich war schon allein mit ihr, und dann kam Winterley hereingestürmt und hätte mich zusammengeschlagen, wenn sie ihn nicht daran gehindert hätte. Er gehorcht ihr, wie ein Mann einer Frau nur gehorcht, wenn er sie anbetet.“
    „Tatsächlich?“ murmelte er leise und strich sich über das Kinn. „Und dann?“
    „Dann haben sie die Gesellschaft verlassen.“
    „Allein?“
    „Ich glaube schon. Von da, wo ich lag, war es ein bisschen schwierig zu beurteilen“, murmelte er sarkastisch und goss sich etwas zu trinken ein.
    In diesem Moment platzte Egann ins Arbeitszimmer. „Meister! Meister!“
    „Was ist denn?“ Rasch schloss Algernon die Tür hinter

seinem Dienstboten.
    Egann verbeugte sich hastig. „Ich hab in einer Kutsche vor Knight House gesessen, genau wie Sie mir aufgetragen haben, und dann hab ich Lord Winterley und Miss FitzHu- bert vom Ball zurückkommen sehen, und dann sind sie so- fort wieder aufgebrochen.“
    „Bist du ihnen gefolgt?“
    Er nickte eifrig. „Bis zum Stadtrand. Sie haben London Richtung Bath verlassen.“
    In Algernons Kopf drehte es sich. Am Ende hatte Crispin ja doch Recht! Rannten die beiden etwa davon, brannten sie gar durch? Er wusste, dass Winterleys Landsitz im Wes- ten lag, in Berkshire, nicht weit von Windsor Castle ent- fernt, wenn er sich recht erinnerte. Es hatte damals in den Zeitungen gestanden, als das Parlament ihn letzten No- vember zum Earl erhoben und ihm Ländereien verliehen hatte.
    Wenn sie heirateten, ginge Mirandas Vermögen nach Recht und Gesetz in Winterleys Besitz über.
    „Ich muss sie aufhalten“, sagte er laut, beinahe zu sich selbst.
    „Vater“, ermahnte ihn Crispin.
    „Halt den Mund“, knurrte er. Er drehte sich um und be- gann auf und ab zu laufen, sich das Hirn nach schnellen Lösungen zu zermartern. Seine vier Schläger hatten ver- sagt; Egann und Crispin ebenfalls. Nun war es eindeutig an der Zeit, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Natür- lich hatte er im Kampf Mann gegen Mann bei Winterley keinerlei Chance, aber vermutlich wären die übrigen Rap- tors durchaus scharf darauf, sich an dem Mann zu rächen, der ihre vier Spießgesellen hingemetzelt hatte.
    Ein grausames Lächeln umspielte seine Lippen. Er wuss- te, wo er diesen Cockney-Abschaum finden konnte. Ja, Co- lonel Winterley würde er den Raptors überlassen und sich um seine reizende kleine Nichte höchstpersönlich küm- mern. Mit ihr würde er die Freuden genießen, die ihm ihre Mutter so grausam versagt hatte. Und dann würde er ihr die hübsche Kehle durchschneiden.
    Er schob Crispin aus dem Weg und stolzierte in die Ein- gangshalle, wo er sich den Mantel überwarf. Und dann ging er hinaus in die dunkle, kalte Nacht.

Ihre Flucht hatte etwas Magisches an sich. Hoch am Him- mel leuchtete der Vollmond und tauchte die Schneefelder in glitzerndes Licht, während sie im Schlitten beinahe lautlos auf der weiß verschneiten Straße dahinflogen, die sich zwischen runden Hügeln und wispernden Wäldern dahinschlängelte. Sie saß neben ihm auf dem Kutschbock und hielt sich unter einer Reisedecke warm, doch sie rede- ten nicht miteinander. Das war auch nicht nötig. Sie wuss- ten es.
    Er stand halb aufgerichtet auf dem Bock, sein Mantel blähte sich im Wind, und er steuerte den Schlitten mit gro- ßer Energie. Meile um Meile legten sie zurück. Er war in ei- ner seltsamen Stimmung: brennende Freude, befeuert von all seiner Willenskraft, gemischt mit der schmerzlichen Sehnsucht, immer bei ihr sein zu wollen. In dem Augen- blick, da er Crispin Sherbrooke bei dem Versuch ertappt hatte, Miranda zu küssen, war in ihm absolute, unerschüt- terliche Gewissheit entstanden und

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