Gaelen Foley - Knight 03
Schultern wurde durch die goldenen Epauletten seines scharlachroten Rocks noch be- tont. Mirandas Blick wanderte über die kräftigen Arme und die schmalen Hüften. Die graue Hose der Winteruni- form schmiegte sich hauteng um die langen Beine. Sosehr er sie körperlich auch einschüchterte, strahlte von ihm doch nichts Gewalttätiges aus. Langsam ging sie auf ihn zu und blieb zwei Stufen über ihm stehen.
Sie zog die Augenbrauen hoch und musterte ihn abwar- tend. Doch bald wurde klar, dass er nicht daran dachte, aus dem Weg zu gehen, ehe sie ihm etwas Aufmerksamkeit ge- schenkt hatte. Er sagte gar nichts, lächelte sie jedoch un- schuldig an.
Miranda unterdrückte ein Lächeln und betrachtete ihn. Er hatte nachtschwarzes Haar, fein gemeißelte Züge und tief liegende graue Augen, von langen Wimpern umsäumt und mit durchdringendem, ehrlichem Blick. Schließlich schaute sie auf seinen schönen Mund.
„Hallo, Miss White“, murmelte er samtweich.
Ihr Blick huschte wieder zu seinen Augen. Sie glühten wie poliertes Silber. Eigentlich war sie recht zufrieden, dass sie das Interesse eines solchen Musterexemplars er-
regt hatte. „Also wirklich“, meinte sie mit vorsichtigem Lächeln, „Sie sind ganz schön dreist.“
„Nur wenn ich etwas sehe, das ich haben will“, schnurr- te er und rückte ihr so nahe, dass er mit der Nase beinahe ihr Kinn gestreift hätte. „Ich bin Ihr Sklave, verfügen Sie über mich.“
„Mein Sklave?“ Ein Schauer der Erregung überlief sie, doch sie riss sich zusammen und hielt ihn mit einem stren- gen Blick auf Abstand. „Hmmpf.“ Energisch hob sie das Kinn, doch ihr Herz raste. „Sie haben mir ja nicht einmal applaudiert!“
„Nein?“
„Nein, Sie haben einfach nur dagesessen. Ich hab Sie be- obachtet.“
„Ich muss gestehen, ich war so im Bann Ihrer Schönheit, dass ich nicht mal gemerkt habe, wie die Vorstellung zu Ende ging.“ Sein Lächeln war nachsichtig, sein Blick eine einzige Liebkosung, seine Stimme samtweich und süß wie Sherry. Und sie übte auch dieselbe berauschende Wirkung aus, sonst wäre Miranda ja nie auf einen kleinen Flirt ver- weilt, statt sofort heimzueilen, wie sie es eigentlich hätte tun sollen. Er sprach wie ein Gentleman.. „Ich war voll und ganz damit beschäftigt, mir Worte zu überlegen, die be- schreiben, wie ... wunderbar Sie sind.“
„Aha.“ Sie konnte sich kaum das Lächeln verkneifen und biss sich auf die Lippen. „Und, sind Ihnen diese Wor- te schließlich eingefallen?“
Er nickte langsam und starrte auf ihre Lippen.
„Ja? Dann lassen Sie doch mal hören.“
Er sah ihr in die Augen. „Sie sind ein Engel“, erklärte er leise.
Prompt brach Miranda in Gelächter aus.
„Also, das ist aber unhöflich“, schalt er, wobei er selbst lachen musste. Zu ihrem Entzücken war ihm die Röte in die Wangen gestiegen. „Zärtliche Reden sind nicht gerade meine Stärke.“
„Ich wage nicht zu fragen, wo Ihre Stärke liegt.“
Er beugte sich vor. „Kommen Sie mit in mein Zimmer im Royal Hotel, dann zeige ich es Ihnen“, murmelte er.
Ihr Herz setzte einen Schlag aus, doch sie schüttelte den Kopf. „Also, das geht mir viel zu weit. Verzeihen Sie, Sir,
ich muss mich auf den Weg machen.“
Er wich nicht zur Seite, und sein Lächeln wurde listig. „Sehe ich aus wie ein Mann, der sich so leicht geschlagen gibt?“
Darauf versuchte sie, an ihm vorbeizuschlüpfen, doch es gelang ihr nicht. „Es mag Sie überraschen, aber ich bin ein ehrbares Mädchen.“
„Wenn ich das glaubte, meine Schöne, würde ich in Trä- nen ausbrechen.“ Er kam noch näher. „Verraten Sie mir Ih- ren Namen, meine Schöne, Ihren wahren Namen.“
„Ich heiße Miss White.“
„Von wegen!“
„Doch.“
„Nun kommen Sie.“
„Kommen Sie selbst. Ich gehe heim.“
„Dann verraten Sie mir wenigstens Ihren Vornamen.“
„Snow.“
„Snowwhite? Schneewittchen?“ fragte er und schaute sie leidgeprüft an.
„Adieu!“ sagte sie plötzlich und wollte mit einem ver- schmitzten Grinsen unter seinem Arm hindurchschlüpfen, doch Damien trat rasch zur Seite, fing sie in der Armbeu- ge und zog sie mit einem herzhaften leisen Piratenlachen an sich.
„Ich liebe Herausforderungen, meine Süße.“ Sein hartes Gesicht wurde von den Schatten noch betont, als er ihr Kinn mit den Fingern anhob. „Anscheinend ist Ihnen nicht klar, wie sehr ich Sie begehre.“
„Sir!“ Sie erhaschte nur noch einen kurzen Blick auf sei- ne wolfsgrauen Augen, ehe er sie
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