Gaelen Foley - Knight 03
beweisen.“
Sie schloss die Augen, viel zu bewegt von seinen Worten, um etwas darauf zu erwidern. Da sie wusste, dass es auf je- de Minute ankam, entzog sie sich ihm irgendwie und schaute ihm in die Augen. „Ich möchte mitkommen“, sag- te sie mit schwankender Stimme. „Die Mädchen werden mich brauchen.“
Er nickte und erhob sich, doch sie ergriff noch einmal seine Hand.
„Damien, bitte, kein Blutvergießen mehr. Ich weiß, er hätte es verdient, aber ich kann es einfach nicht ertragen.“ Er hob ihre Hand an die Lippen und drückte einen Kuss in die Handfläche. „Nicht um alles in der Welt möchte ich dich noch einmal verängstigen.“ Zärtlich schloss er ihre Finger zur Faust, als wollte er den kleinen Kuss darin ein- schließen. Dann ließ er sie los und ging zur Tür. „Mach dich bereit. Ich miete eine Kutsche. Ein schnelles Gespann kann uns in eineinhalb Stunden dort hinbefördern“, verkündete er, schon halb zur Tür hinaus.
Sie nickte, viel zu überwältigt, um ihrer Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen. Sie blieb zurück, die Faust gegen die Wange gedrückt. Zitternd saß sie in der Dunkelheit – jemanden auf ihrer Seite zu haben war eine beängstigend neue Erfahrung.
Bald stürmten sie die Straße in dem leichten Vierspänner entlang, den Damien gemietet hatte und den er mit der kal- ten Beherrschung eines römischen Wagenlenkers steuerte. Seine ganze Haltung, das starre Gesicht verrieten seinen Zorn. Miranda saß neben ihm auf dem Bock, zitternd vor Furcht und Winterkälte, und der Stallbursche hatte auf dem Kutschkasten Platz genommen. Unablässig trieb Da- mien die Pferde über die kurvenreiche Straße. Sein hartes Gesicht zeigte keinerlei Regung, doch das zornige Glitzern in seinen Augen verhieß Übles für den Schuldirektor.
Als sie Yardley endlich erreicht hatten, wanderte Miran- das Blick ängstlich über die Fassade des alten Bauernhofs.
Die Fenster waren dunkel, doch aus Miss Brocklehursts Salon drang noch Licht. Damien zügelte die Pferde, sprang vom Bock und ging mit großen Schritten zur Tür. Der Stallbursche kroch vom Kutschkasten, um die Pferde zu versorgen.
Die stille Winternacht hallte von den Schlägen wider, mit denen Damien die schwere eichene Eingangstür bearbeite- te. Miranda saß wie erstarrt auf dem Kutschbock. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Im Salon regte sich der Vor- hang, und Miss Brocklehurst spähte hinaus. Der Anblick dieses verhassten Gesichts machte Miranda wütend. Sie musste an Amy denken; doch jetzt war nicht der geeignete Zeitpunkt, sich von den eigenen Erinnerungen lähmen zu lassen. Noch war Zeit, das Kind zu retten, und das war al- les, was jetzt zählte. Miranda sprang vom Bock und eilte Damien nach, gerade noch rechtzeitig, um Miss Brockle- hurst an der Tür zu hören.
„Lord Winterley, was um alles in der Welt ...“
„Wo ist er?“ knurrte Damien.
„Schau im Büro nach“, meinte Miranda, als Damien an der Direktorin vorbei in die Eingangshalle marschierte. „Reed!“ donnerte er.
„Was hat das alles zu bedeuten?“ rief Miss Brocklehurst aus.
„Das wissen Sie doch ganz genau“, murmelte Miranda und rannte zur Treppe. „Amy! Sally! Jane!“ rief sie hinauf. Als Damien die Tür zu Mr. Reeds Arbeitszimmer aufriss, vernahm Miranda zu ihrem Entsetzen, dass Amys Schreie aus dem Raum herausgellten. Mit einem lauten Fluch ver- schwand Damien im Arbeitszimmer. Miranda folgte ihm auf dem Fuße, doch Miss Brocklehurst versuchte sich ihr in den Weg zu stellen.
„Was bildest du dir ein, Miss?“
Miranda schob die Frau brüsk beiseite. „Lassen Sie mich bloß in Ruhe! Amy!“
Sie stürzte ins Büro, gerade als Amy von Mr. Reeds Sofa aufsprang und laut schreiend durch den Raum lief. Mit wildem Blick warf sie sich in Mirandas ausgestreckte Ar- me.
Miranda drückte das Kind fest an sich, während Damien sich dem Direktor näherte. Auf Mr. Reeds Gesicht spiegel-
te sich panische Angst. Langsam wich er zurück, die Ärmel aufgerollt, die Weste aufgeknöpft, das fettige Haar wirr und ungepflegt. Miranda und Amy klammerten sich anei- nander, zuckten beide zusammen, als Damien den Mann gegen die Wand drückte und ihm mit roher Gewalt ins Ge- sicht schlug. Dann schlug er erneut zu. Miss Brocklehurst keuchte erschrocken auf, als Mr. Reed blutend auf dem Bo- den zusammensackte.
Mit zusammengebissenen Zähnen und wild aufgeblähten Nasenflügeln starrte Damien auf den halb Bewusstlosen hinab, als würde er ihn am liebsten aufspießen. „Hol
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