Gaelen Foley - Knight 03
kehrt und stol- zierte zur Tür. „Ich rate dir, dich ein wenig hinzulegen. Die Kutsche bricht früh auf.“
Völlig entsetzt erkannte Miranda, dass sie im nächsten Moment eingeschlossen werden würde und Amy nicht mehr helfen könnte. „Winterley! Nicht!“
„Ich kann dir einfach nicht vertrauen. Du lässt mir kei-
ne andere Wahl.“
Ihr stiegen die Tränen in die Augen. „Warte!“
Er blieb stehen und sah sich misstrauisch um. „Was willst du?“
Sie schluckte, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. „Ich bin nicht weggelaufen, um Schauspielerin zu werden.“
„Doch ...“
„Na ja, schon, aber nur, weil mir keine andere Wahl blieb.“
„Was willst du damit sagen?“
„Ich will dich nach London begleiten. Ich will eine Dame werden. Aber ich darf nicht nur an mich denken. Deswe- gen muss ich Schauspielerin werden. Aber zuerst muss ich zur Schule zurückkehren.“
„Was? Du redest ja völlig irre.“
„Ach, Damien“, flüsterte sie, „dort stimmt etwas nicht. Du verstehst nicht. Bitte.“
„Wovon sprichst du, Miranda? Komm endlich auf den Punkt.“
Zitternd schloss sie die Augen. Ich kann nicht fassen, dass ich ihm das wirklich erzählen muss. Aber er ließ ihr keine andere Wahl. Vermutlich würde er ihr nicht einmal glauben. Ihr Wort stand gegen das des Pfarrers, und bisher hatte sie sich ja als nicht besonders wahrheitsliebend er- wiesen.
Aber er musste ihr einfach glauben.
Sie wappnete sich, atmete tief durch und schlug die Au- gen wieder auf. Offen begegnete sie seinem scharfen Blick. „Erinnerst du dich an das kleine Mädchen mit den golde- nen Locken? Sie hat auf dem Schulhof vor dir geknickst.“ Er nickte skeptisch.
„Sie befindet sich in Gefahr“, presste sie hervor.
Er verdrehte die Augen und wandte sich ab. „Wieder ei- nes deiner Lügenmärchen.“
„Nein! Damien, bitte hör mir zu! Ich muss zurück zu ihr. Du hast Recht, ich habe dich heute angelogen und so getan, als würde ich tun, was du sagst. Und diese jungen Bur- schen im Curricle habe ich auch angelogen. Ich habe den ganzen Tag geplant, zurückzugehen und Amy zu retten.“ „Wovor?“
Sie warf ihm einen bittenden, flehentlichen Blick zu.
„Vor Mr. Reed.“
Verständnislos schüttelte er den Kopf. „Wie meinst du das?“
„Was glaubst du wohl?“ flüsterte sie. Ihr sank der Mut, und sie bebte am ganzen Körper.
Er starrte sie an und ging langsam auf sie zu. Forschend betrachtete er sie. „Fahr fort.“
„Der Pfarrer ... er tut den Mädchen nicht gut. Er ist nicht ... normal. Niemand weiß, was innerhalb dieser Mauern vorgeht. Er verprügelt uns mit einer B...birkenrute.“ Ange- ekelt schloss sie die Augen und zwang sich, es zu sagen. „Er ... fasst uns an. Und sich selbst.“
Als sie wieder aufschaute, sah sie pure Mordlust in sei- nem Blick. Er setzte sich zu ihr aufs Bett und rieb sich den Mund.
Seine Stimme war sehr leise, sehr beherrscht. „Ich höre zu.“
„Vor allem an den kleinen Mädchen vergreift er sich. Am liebsten sind sie ihm, wenn sie noch unentwickelt sind.“ Bitterkeit stieg in ihr auf. „Ich glaube, das ist überhaupt der Grund, warum er die Schule gegründet hat. Seit Mona- ten hat er es auf Amy Perkins abgesehen, aber bisher habe ich sie immer vor ihm beschützen können. Aber heute Nacht, wenn ich weg bin ...“ Sie stockte, vor Angst wie ge- lähmt bei dem Gedanken daran, was jetzt im Moment viel- leicht sogar geschah. „O Damien, bitte. Wir müssen ihr helfen. Sie ist erst zwölf. Er wird warten, bis die anderen Mädchen im Bett sind, und dann ...“
„Ich kümmere mich darum“, flüsterte er. Er ergriff ihre Hand und hielt sie eine Weile fest. „Sagst du mir auch die Wahrheit? Denn ich riskiere meinen Ruf. Meine Ehre steht auf dem Spiel.“
„Ja“, hauchte sie mit einem flehenden Schluchzen und wischte sich dann rasch eine Träne ab.
Er umfasste ihre Wange und sah ihr in die Augen. Seine Stimme war rau, wobei er seinen Zorn streng unter Kon- trolle hatte. „Niemand tut dir mehr weh, verstehst du? Du stehst jetzt unter meinem Schutz ...“
Bevor er noch ausreden konnte, hatte sie ihm die Arme schon um den Hals geworfen. Zitternd schmiegte sie sich an ihn, presste sich an ihn. Zögernd legte er die Arme um
sie, strich ihr kurz übers Haar, hielt sie dann nur fest.
„Mein Engel, ich weiß, dass du nach letztem Abend Angst vor mir hast“, wisperte er, „doch was auch ge- schieht, du kannst mir vertrauen. Gib mir nur eine Chan- ce, es dir zu
Weitere Kostenlose Bücher