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Gaelen Foley - Knight 03

Gaelen Foley - Knight 03

Titel: Gaelen Foley - Knight 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Graf und die schöne Waise
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Mrs. Warren“, wies Damien Miranda an. „Sag ihr, sie soll mit der Kutsche nach Birmingham fahren und den Konstabier und den Friedensrichter holen. Der Stallbursche kann sie hinbringen.“
    Miranda nickte. „Komm, mein Liebes“, sagte sie zu Amy, doch das Mädchen entzog sich ihrer Umarmung und rann- te hinüber zu dem reglos am Boden liegenden Pfarrer.
    „Ha!“ rief Amy und trat den Mann heftig in den Unter- leib.
    Erschrocken fing Miranda sie wieder ein und nahm sie mit in die Küche, um dort die gute alte Köchin zu holen, wie Damien angeordnet hatte.
    Die Mädchen saßen im Schlafsaal und starrten einander nur an, zu verängstigt, um etwas zu äußern, als der Kon- stabler kam und Mr. Reed in Handschellen abführte. Auch Miss Brocklehurst musste zum Verhör mitkommen. Miran- da wusste nicht, welches Schicksal ihnen beschieden war. Die nächsten Stunden vergingen voller Sorge. Zwei freundliche Damen von der Wohlfahrt kamen, um sie zu befragen, und schüttelten den Kopf, als die Mädchen sto- ckend ihre widerwärtigen Erfahrungen offenbarten. Eine der Damen war die Frau des Friedensrichters, die andere seine Schwester. Miranda sagte zuerst nicht viel, da sie die Folgen befürchtete, wenn die Damen ihnen nicht glaubten, doch aus ihren Reaktionen konnte sie ganz neue Rück- schlüsse auf den Rang ihres Vormunds ziehen. Colonel Lord Winterley war ein Earl und ein Kriegsheld und vor allem für seine Integrität bekannt. Nun stand nicht länger nur das Wort der Mädchen gegen Mr. Reeds, nun hatte der große Winterley ihre Partei ergriffen. Mit eigenen Augen

hatte er Mr. Reeds Missetaten gesehen, und damit hatte der Pfarrer die Schlinge schon so gut wie um den Hals, wie Mi- randa ehrfürchtig erkannte.
    Im Büro konfiszierten die Vertreter der Behörden Mr. Reeds Bücher, da Damien den Verdacht äußerte, der Mann habe möglicherweise Gelder veruntreut – angesichts der Schulgebühren waren die Kleider und Schuhe der Mäd- chen viel zu schäbig, die Räume schlecht geheizt, und Mrs. Warren fand die Qualität des Essens, das zu kochen man ihr auftrug, selbst miserabel.
    Endlich kam ihr Held nach oben und klopfte vorsichtig an die Tür zum Schlafsaal. Miranda ließ ihn ein. Wie ein zahmer Löwe setzte er sich in den Kreis der Mädchen und fragte jede nach ihrem Wohlergehen. Amy umarmte ihn fest und weinte ein wenig an seiner Schulter.
    Miranda beobachtete ihn schweigend, versuchte das Bild des starken, fürsorglichen Ritters mit jenem wilden Krie- ger zu vereinbaren, der die vier Verbrecher förmlich in der Luft zerrissen hatte. Er war der blutrünstigste Mann, der ihr je begegnet war, und doch, dachte sie, auf seine Art auch der sanfteste. Und dann übernahmen die braven Frauen der Wohlfahrt die Regie.
    Sie stimmten Damien zu, dass die Sache zum Wohle der Mädchen, die schon genug gelitten hatten, am besten un ter den Teppich gekehrt würde. Die ältere Dame, ein kinderlose Witwe, bestand darauf, dass Amy, Sally und Jane die restlichen Weihnachtsferien bei ihr in ihrem schönen Häuschen in der Stadt verbrachten. Die Frau des Friedensrichters erbot sich, neue Lehrer einzustellen und den Eltern per Brief zu erklären, wie es zu Mr. Reeds und Miss Brocklehursts Ablösung gekommen sei. Endlich hat- te Miranda das Gefühl, sie könnte nun in der Gewissheit abreisen, dass ihre Freundinnen in guten Händen waren – und zu ihrem Erstaunen bedeutete dies auch, dass sie doch in das neue Leben aufbrechen konnte, das Damien ihr bot, das Leben, das ihre Mutter sich für sie gewünscht hatte.
    Herzlich umarmte sie Sally, Jane und Amy, versprach ih- nen, aus London zu schreiben, und folgte Damien dann zu der Kutsche. Sie war körperlich und geistig völlig er- schöpft. Inzwischen war es zwei Uhr morgens. Die Post-

kutsche würde Coventry in fünf Stunden verlassen.
    Die Nacht war klar, die Luft kalt. Miranda hielt inne und blickte zum tintenschwarzen, sternenübersäten Himmel empor. Sie fragte sich, ob Onkel Jason und ihre Eltern jen- seits der blinkenden Lichter saßen und auf sie herabsahen. „Kommst du?“
    Als sie die leise Frage hörte, schaute sie auf. Damien wartete an der Kutsche, um ihr hinaufzuhelfen. Seine wie gemeißelten Züge wurden schwach von den funkelnden Himmelsgestirnen erhellt.
    In der silbrigen Dunkelheit begegnete sie seinem Blick, und tief im Innersten verspürte sie eine starke Loyalität gegenüber diesem Mann für das, was er heute Nacht getan hatte. Das Ausmaß ihrer Dankbarkeit erschütterte

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