Gaelen Foley - Knight 03
da, der siebzehnjährigen Schwester der Brüder, den Versu- chen ihrer Gesellschafterin Lizzie Carlisle, die Ordnung aufrechtzuerhalten, und Alecs ebenso witzigen wie res- pektlosen Bemerkungen hatte sich der Abend zu einer richtiggehenden Party entwickelt.
Damien saß jedoch ruhig am Feuer, in den Augen ein stolzes Leuchten, wann immer er Miranda beobachtete, ihr ehrliches, süßes Gesicht, das vor Dankbarkeit über den warmherzigen Empfang in Knight House förmlich strahl- te. Mein Gott, sie war Balsam für seine Seele. Es erfüllte ihn mit tiefer Freude, als er feststellte, wie gut sie sich in seine Familie einfügte. Zum Glück hatte es nicht lang ge- dauert, bis sie die Schüchternheit abgelegt hatte, und da- nach waren alle von ihr entzückt.
Bel und Alice hatten vor, sie morgen zum Einkaufen in die Bond Street mitzunehmen; er war bereit, sich in Schul- den zu stürzen. Er wusste, dass ihm die Geschäftsleute zum Glück allein auf Grund seines Titels fast unbegrenzt Kre- dit einräumten. Irgendwann würde er die Rechnungen dann schon bezahlen. Natürlich könnte er auch bei Robert ein Darlehen aufnehmen, aber bisher hatte er noch nie- manden gebeten, seine Probleme für ihn zu lösen, und er hatte nicht vor, jetzt damit anzufangen.
Jedenfalls hatte er seine Schwägerinnen wissen lassen, dass Miranda während der nächsten drei Monate seinetwe- gen nicht unbedingt Schwarz zu tragen brauche, wenn sie nicht wolle. Obwohl dies der Zeitspanne entsprach, die man für einen Onkel gemeinhin Trauer trug, war er der Ansicht, dass ebendieser Onkel seine Nichte schändlich vernachlässigt und sie infolgedessen schrecklich hatte lei-
den müssen. Außerdem hatte Bel ihn darauf hingewiesen, dass ein Mädchen möglichst gut aussehen musste, wenn es auf der Suche nach einem Ehemann war. In seinen Augen war es schlicht grausam, eine so schillernde Person in Schwarz zu hüllen, wo er doch genau wusste, dass sie noch nie schöne Kleider besessen hatte. Er wollte, dass sie glücklich war.
Im Moment fand er, dass sie in einer der Abendroben der Herzogin einfach wunderschön ausschaute. Obwohl das Kleid insgesamt zu kurz war, betonte der dunkelblaue Sa- tin Mirandas smaragdgrüne Augen und brachte ihren cremeweißen Teint zum Leuchten. Mit ihrem glänzenden dunkelbraunen Haar wirkte sie neben den hellhaarigen Gattinnen seiner Brüder, seiner goldblonden Schwester und der hellbraun gelockten Lizzie ziemlich exotisch.
Als er sie lachen sah, schweiften seine Gedanken ab. Seit letztem Abend hielt er sich fern von ihr, und er hatte die Absicht, es weiterhin zu tun, wie sehr er sich auch nach ihr sehnen mochte. Unterwegs hatte sie mehrfach versucht, sich ihm zu nähern, aber er hatte all ihre sanften Aufforde- rungen ignoriert, ihr doch zu sagen, was los sei. Dabei hät- te sie es doch wissen müssen! Ich hätte sie fast getötet, dachte er zum hundertsten Mal. Die Panik, die ihn bei die- ser Vorstellung überkam, hatte sich nicht gelegt. Wenn er überlegte, wie kurz er davor gestanden hatte, ihr süßes Le- ben auszulöschen, ohne überhaupt zu merken, was er da tat, überlief es ihn eiskalt.
Ich hätte nicht neben ihr im Bett liegen dürfen, sagte er sich streng, wandte den Blick von ihr ab und starrte statt- dessen düster ins Feuer. Er hätte nie zulassen dürfen, dass es zwischen ihnen zu derartigen Vertraulichkeiten kam. Er konnte es einfach nicht fassen, dass er sie noch einmal ge- küsst hatte, obwohl ihm vollkommen bewusst war, dass sie sein Mündel war. Beim ersten Mal – hinter dem Theater – hatte er ja noch eine Entschuldigung gehabt. Er hatte sie für eine ganz normale fille de joie gehalten, und sie hatte herzlich wenig getan, um ihn von dieser Einschätzung ab- zubringen. Damals hatte er keine Ahnung gehabt, wer sie war, doch letzte Nacht, im vollen Bewusstsein – und dann auch noch stocknüchtern, egal, was er zu ihr gesagt haben mochte – hatte er noch einmal von ihr gekostet. Er hatte
einfach nicht anders gekonnt.
Gequält schloss er die Augen, als ihn die Erinnerung an ihre glühende Reaktion überfiel, wie sie sich an ihn ge- drängt, ihm die weichen Arme um den Hals geschlungen hatte. Er konnte sie immer noch schmecken, doch er wei- gerte sich, auf das herausfordernde Raunen in ihm zu hö- ren, das ihm zuflüsterte, dass sie die Seine sei, dass er ein Recht auf sie habe, weil er ihr das Leben gerettet hatte. Er hatte Jason versprochen, dass er einen guten Ehemann für sie finden würde, und das würde er
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