Gaelen Foley - Knight 03
Beifall hatte die er- wartete Wirkung auf seine Rose. Sie schien vor seinen Au- gen förmlich aufzublühen.
„Das war wunderbar!“ rief Alice.
„Was für eine herrliche Stimme Sie haben“, fügte Bel hinzu.
„Bravo!“ übertönte Alec die anderen und grinste Damien an, von ihrem großen Talent begeistert.
„Sie sind zu gütig, wirklich.“ Miranda verneigte sich spitzbübisch vor ihnen und schlüpfte auf ihren Sitzplatz zurück, nur um kurz darauf zu einer Zugabe zurückgeru- fen zu werden.
Es war Mitternacht, als Miranda zu Bett ging, vollkommen trunken vor Glück. Träumerisch nahm sie die Kämmchen und Spangen aus ihrem Haar und hielt das Haar hoch, während die Zofe ihr das Abendkleid aufknöpfte. Schließ- lich schlüpfte sie in ihr Nachtgewand und gähnte so heftig, dass ihr die Augen tränten. Es war das schönste Weihnach- ten ihres Lebens gewesen, aber das hatte nichts mit den Geschenken zu tun, mit denen die Knights sie so großzügig bedacht hatten. Das wahre Geschenk lag in den Anstren- gungen, welche die Familie unternommen hatte, um sie bei sich willkommen zu heißen. Wie ihre Mutter war auch sie ihr Leben lang eine Außenseiterin gewesen, und so hatte sie nie den Eindruck gehabt, irgendwo dazuzugehören –
ganz gewiss nicht in Yardley. Dieses Zugehörigkeitsgefühl wollte sie am liebsten nie wieder loslassen.
Die Zofe knickste in der Tür, bevor sie den Raum verließ. Miranda wünschte ihr frohe Weihnachten und eine gute Nacht. Voll Wohlgefühl setzte sie sich auf das Bett und schloss einen Moment lang die Augen, um ihr Glück aus- zukosten.
Ich kann einfach nicht fassen, dass er mir ein Pferd ge- kauft hat. Sie öffnete die Augen, blickte auf die zusam- mengerollten, mit einem grünen Band geschmückten Pfer- dedrucke, die sie ihm gekauft hatte. Ihr Geschenk war ihr so schäbig vorgekommen, dass sie es ihm vor den anderen gar nicht hatte geben wollen. Nachdenklich biss sie sich auf die Lippen und sah zur Schlafzimmertür. Sofort be- schloss sie, dass sie ihm die Bilder ins Zimmer legen woll- te, bevor er selbst schlafen ging. Schließlich hatte sie ja versprochen, ihn zu überraschen.
Sie sprang auf und lief zum Frisiertisch, packte die Bil- der und zögerte dann. Rasch nahm sie noch den kleinen Schlüssel, den Lord Lucien ihr gestern gegeben hatte, stahl sich aus dem Zimmer und schlich leise den Gang entlang, die Türen abzählend. Zum Zimmer ihres Vormunds ging es einmal um die Ecke und dann acht Türen den Flur hinun- ter.
Da sich der Marmorboden kalt unter den Füßen anfühl- te, hielt sie sich an den Läufer in der Mitte. Hier und da brannten Kerzen in dem sonst recht düsteren Flur, die in der Zugluft flackerten. Die Rolle in der einen, den Schlüs- sel in der anderen Hand, schlich sie zu Damiens Zimmer- tür und trat leise in den Raum.
Im silbrigen Schein des Mondes war nicht viel zu erken- nen, doch nach dem, was sie ausmachen konnte, war das Zimmer im Vergleich zu der üppigen Ausstattung, die sonst im Haus vorherrschte, recht spartanisch eingerichtet. Mein Soldat, dachte sie liebevoll. Sie legte die mit Schleifenband verzierte Rolle auf sein Kissen und sah dann mit aufflackerndem Begehren auf sein Bett. Gott, wie sie sich nach seinen Küssen sehnte. Sie betrachtete den kleinen Schlüssel, schlich zur Tür und schob ihn ins Schloss.
Zu klein.
Das war es also nicht. Sie runzelte die Stirn. Was zum Teufel schloss dieser Schlüssel auf? Verstohlen schaute sie sich im Zimmer um, die Tatsache ignorierend, dass sie schamlos herumschnüffelte, und entdeckte eine schöne Mahagonischatulle auf der Kommode.
Aha. Doch als sie den Schlüssel ausprobieren wollte, war er zu groß.
Plötzlich schreckte sie lautes männliches Gelächter von draußen auf, direkt unterhalb von Damiens Fenster. Da- rauf ertönte Gebrüll, lautes Geheul und Hundegebell.
Was um alles in der Welt? Miranda runzelte die Stirn. Es klang, als würde das Haus von einer Horde Wilder ange- griffen.
Sie wusste, dass sie verschwinden musste, bevor jemand sie entdeckte, doch das fröhliche Geschrei zog sie wie ma- gisch zum Fenster. Als sie unter dem Vorhang hervorlugte, schlug sie sich die Hand vor den Mund.
Mein Gott, waren die etwa alle betrunken? Sie mochte ihren Augen nicht trauen.
Auf dem Gelände war unter den Gebrüdern Knight eine riesige Schneeballschlacht ausgebrochen. Sie schlitterten über die Terrasse, wobei sie Lord Alec verfolgten, der die Schlacht zweifellos vom Zaun gebrochen hatte, und johl-
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