Gaelen Foley - Knight 03
auf, und dann verhärtete sich sein Ge- sicht mit kriegerischer Entschlossenheit. „Das kommt nicht in Frage.“
„Frohe Weihnachten, Damien“, flüsterte sie und blinzel- te die Tränen fort, während er davoneilte und sie allein un- ter dem Mistelzweig stehen ließ.
10. KAPITEL
Am nächsten Tag hatte Damien ein Gespräch mit dem jun- gen und ungeschlachten Mr. Oliver Quinn, dem reichen Kaufmannssohn. Als Damien ihn mit verschränkten Ar- men scharf musterte, lief dem jungen Mann der Schweiß in Strömen über das breite, rote Gesicht.
„Wie gesagt, Mylord, ich halte Miss FitzHubert für eine a...außerordentlich gute, schöne junge Dame. Mir macht ihre uneheliche Geburt gar nichts aus, und meinem Vater auch nicht“, platzte Oliver Quinn heraus und leckte sich nervös die Lippen. „Bei uns hätte sie alles vom Feinsten, alles, was das Herz begehrt.“
Damien strich sich über das Kinn. „Hm“, knurrte er und schaute nach draußen in den Green Park, wo eine elegante junge Frau hoch zu Ross saß. Zwei Stallburschen kümmer- ten sich um Miranda, doch Damien wäre es lieber gewesen, wenn er selbst auf sie hätte aufpassen können. Sie war im- mer noch eine sehr unerfahrene Reiterin und kannte ihr neues Reittier noch nicht.
Am selben Tag erst hatten die Trainer die Vollblutstute namens Milady’s Fancy hergebracht. Solange er lebte, würde Damien Mirandas staunenden Blick nicht verges- sen, als die junge Frau die große, langbeinige Stute, die er für sie gekauft hatte, zum ersten Mal gesehen hatte. Zu- sammen hatten sie beobachtet, wie der Stallbursche die kastanienbraune Stute die Gangarten vorführen ließ. Ob- wohl ihr Verhältnis nach dem gestrigen Abend noch ein wenig gezwungen war, hatte die Anwesenheit des Stall- burschen zumindest verhindert, dass sie all die persönli- chen Fragen stellte, die ihr seiner Meinung nach auf der Seele brannten. Er hatte neben ihr gestanden und ihr zahl- reiche Hinweise gegeben, wie sie mit ihrem Reittier umge-
hen musste. Dann hatte er ihr in den Sattel geholfen und eine Weile zugeschaut, erfreut, dass Pferd und Reiterin so gut zusammenpassten, wie er sich das gedacht hatte. Fan- cy war lebhaft genug, um Miranda nicht zu langweilen, und doch war sie ein sicheres, recht sanftes Tier. Der freu- dige Stolz, den er empfand, als er Mirandas Fortschritte als Reiterin bemerkte, wurde allerdings von dem Bewusstsein überschattet, dass er sie letzten Abend verletzt hatte.
Sie hatte ihm allerdings kaum etwas anderes übrig gelas- sen. Er hätte wohl etwas taktvoller sein können, aber sei- ne verrückte Reaktion auf einen einfachen Sektkorken hatte ihm wieder deutlich vor Augen geführt, falls er es denn vergessen haben sollte, dass er sich für die Rolle des sanften Liebhabers einfach nicht mehr eignete, dass er im Grunde seines Herzens ein Dämon war und es immer blei- ben würde, auf dem Schlachtfeld erstanden, blutrünstig und geschaffen für Gemetzel und Zerstörung. Er hätte die Warnsignale letzten Abend nicht ignorieren dürfen, das Donnern der Wut, das an seinem inneren schwarzen Him- mel aufgezogen war, als er gesehen hatte, wie Patrick Sli- dell nach Mirandas Arm gegriffen hatte. Ihn hatte nach seinem Blut verlangt, da er wusste, dass in ihm der Schur- ke vor ihm stand, der ihr das Herz gebrochen, ihr Dinge versprochen hatte, die er nie zu halten beabsichtigt hatte, der sie unkeusch berührt und dabei nur an sein eigenes Vergnügen gedacht hatte.
Mit aller Willenskraft hatte Damien seinen Zorn nieder- gerungen, denn vor allem wollte er verhindern, dass er sie noch einmal so erschreckte. Er hatte sich gezwungen, um ihretwillen ruhig zu bleiben, doch nach dem Debakel mit dem Sektkorken war ihm wieder klar geworden, dass er seine Dämonen nicht immer bezwingen konnte. Und dann musste er den harten Tatsachen ins Auge blicken. Wenn er Miranda liebte, blieb ihm nur eine Wahl: Er musste sie mit einem anderen vermählen.
Dieser andere war jedoch nicht Oliver Quinn.
„Und so hat mein Vater mir, ähm, gestattet, tausend Gui- neen als Brautpreis zu bieten“, sagte der dickliche junge Dandy gemessen. „Sie müssen zugeben, dass das kein ge- ringer Preis für ein Mädchen ist, das weder über eine Fa- milie noch über eine Mitgift verfügt.“
Damien schwieg einen Moment, zwang sich zu einem ausdruckslosen Gesicht, während er innerlich gegen den Drang ankämpfte, den albernen jungen Gecken in den di- cken Hintern zu treten. „Mr. Quinn, mir scheint, Ihr Antrag kommt
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