Gaelen Foley - Knight 04
frecher Bastard“, lallte sein Vater. „Du weißt ganz genau, dass deine Mutter nicht will, dass im Haus geraucht wird. Solange du unter meinem Dach wohnst, wirst du dich verdammt noch mal an meine Regeln halten!“
Rackford blickte seinen Vater kurz an. Offenbar war sei- nem Vater nicht klar, dass sein Sohn ihm inzwischen fünf Zentimeter an Höhe, jede Menge Muskeln und fünfzehn Jahre Kampferfahrung voraushatte.
Doch er besann sich eines Besseren. „Verzeihung. Ich ha- be gedacht, es würde niemanden stören.“ In der Halle stand ein Blumentopf mit einem kleinen Zitronenbaum. Langsam ging Rackford dorthin und drückte sein Zigarillo in der Er- de aus. Dann richtete er sich zu seiner vollen Größe auf.
Vielleicht haben Jacindas Versuche, mich zu zivilisieren, doch schon Früchte getragen, überlegte Rackford, schließ- lich habe ich mich nicht provozieren lassen. „Nun, mich stört es ganz gewaltig!“ erwiderte sein Vater.
Was für ein Feigling du bist, dachte Rackford.
„Übrigens noch etwas“, fuhr der Marquis trunken fort, und in seinen Augen lag ein böses Funkeln. „Diese kleine
Hawkscliffe-Schlampe, hinter der du her bist ...“
Rackford schaute seinen Vater an, und Wut flammte in seinen Augen auf. „Mylord, ich werde nicht zulassen, dass Sie die Dame beleidigen.“
„Dame?“ höhnte sein Vater. „Vergiss sie. Du hast mir ver- sprochen, dass du auf der Stelle heiraten wirst, und das ist jetzt fast zwei Monate her. Es wird Zeit, dass du dein Ver- sprechen einhältst, Junge. Ich habe mit Lord Erhard über seine Tochter gesprochen, die Rothaarige mit den großen Brüsten, und wir haben entschieden, dass ihr heiraten wer- det ...“
„Daphne Taylor?“ rief Rackford verächtlich.
„Ja, genau diese“, entgegnete Truro.
„Vater, ich kann das Mädchen nicht leiden. Ich werde La- dy Jacinda heiraten.“ Falls sie endlich zur Besinnung kommt.
„Einen Teufel wirst du.“
„Warum nicht? Sie stammt aus einer ausgezeichneten Fa- milie. Sie ist schön, gesund und verfügt über eine Mitgift von hunderttausend Pfund.“ Ich preise sie ja an, als wäre sie eine Milchkuh, dachte Rackford.
„Es ist mir scheißegal, wie viele tausend Pfund sie hat“, knurrte der Marquis. „Sie ist eine übellaunige Hexe, und ich mag sie nicht.“
Sie mag dich auch nicht besonders. Rackford bemühte sich, nicht die Beherrschung zu verlieren. „Nun, ich schon.“
„Sie ist eine Hure, du Dummkopf! Genau wie ihre Mutter! Keiner meiner Söhne wird sich auf die Ehe mit einer wirr- köpfigen Schlampe ...“
„Genug!“ brüllte Rackford.
Mit einem Grunzen holte Truro aus, um seinem Sohn ei- nen Schlag zu verpassen, aber Rackford fing die Faust sei- nes Vaters in der Luft ab. Aus einem Reflex heraus schleu- derte er seinen Gegner hinter sich, wie er es in zahllosen Straßenkämpfen praktiziert hatte. Sein Vater flog durch die Luft und landete auf dem Rücken auf den Marmorfliesen, was ihm den Atem verschlug.
Mit einem mörderischen Ausdruck in den Augen ragte Rackford vor ihm auf und setzte ihm einen Fuß auf die Keh- le. Tausend Erinnerungen an seine früheren Leiden stürm- ten auf Rackford ein.
„Weißt du eigentlich, wie leicht ich dich töten könnte?“ flüsterte er, und das Blut dröhnte ihm in den Ohren.
Sein Vater blickte zu ihm hoch, und nackte Angst stand in seinen Augen. Das verschaffte Rackford eine flüchtige Er- leichterung.
„Warum ...“, begann Rackford, aber dann versagte ihm die Stimme. Sein Stolz verbot es ihm, die Fragen zu stellen, die ihn schon so lange beschäftigten. Warum hasst du mich so sehr? Womit habe ich so eine Behandlung verdient? Was ha- be ich falsch gemacht?
Der Moment der Schwäche ging vorbei.
„Beschimpfe mich, wie du willst, aber wenn du noch ein- mal herablassend von meiner künftigen Frau sprichst, wer- de ich dir so eine Abreibung verpassen, dass du sie nie ver- gessen wirst, das schwöre ich!“ Rackford nahm den Fuß vom Hals seines Vaters, richtete sich auf und lief davon.
Sein Vater rappelte sich auf und brüllte ihm alle mögli- chen wüsten Beschimpfungen hinterher. „Ich hätte dich in Newgate verrotten lassen sollen. Lieber soll meine Linie aussterben, als dass so eine traurige Figur wie du in meine Fußstapfen tritt!“
Rackford lachte über die grausamen Worte seines Vaters, aber als er seine Räume erreichte, zitterte er.
Er schaute sich in seinem dunklen, stillen Zimmer um und fragte sich, was er hier eigentlich suchte. Ohne eine Kerze
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