Gaelen Foley - Knight 04
er über die Schwelle in die Dunkelheit getreten, zuckte er vor Schmerz zusam- men, weil ihm jemand mit aller Kraft auf den Hinterkopf geschlagen hatte.
Rackford schrie auf und sank auf die Knie, halb blind vor Schmerz. Drei Männer stürzten sich auf ihn und rangen ihn zu Boden. In der Dunkelheit konnte er kaum etwas sehen. Blind schlug er um sich, als sie ihn nach Waffen absuchten. Dann drehte ihn jemand auf den Bauch, und das Nächste, was er wahrnahm, war, dass er mit dem Gesicht im Säge- mehl lag, den Stiefel eines Mannes auf dem Hinterkopf. Rackford fluchte, aber der Stiefel drückte seinen blutver- schmierten Kopf nur fester auf den Boden, so dass seine Wange höllisch schmerzte. Ein Mann riss ihm die Arme auf den Rücken.
„Ich will verdammt sein. Er ist wirklich noch am Leben!“ „Hebt ihn auf!“
„O’Dell hat Recht – Blade lebt noch!“
„Aber nicht mehr lange.“
Jemand spuckte ihm vor die Füße, dann packten ihn gro- be Hände unter den Armen und rissen ihn hoch. Blut lief Rackford aus dem Mundwinkel, und als er den Kopf hob, fand er sich Auge in Auge mit Tyburn Tim, O’Dells rechter Hand.
„Hallo, Blade. Du siehst ja ganz anders aus. Du hast dir
deine hübschen Haare schneiden lassen. O’Dell wird dir die Kehle auch noch durchschneiden.“
Rackford musterte ihn nur kalt.
Tim lächelte. „Eingebildet wie immer. Nun, wir wussten, dass wir dich erwischen.“
Tim schlug ihm in den Magen, so dass Rackford sich krümmte. „Das ist für Jones, du Bastard.“
Tim nickte den Männern kurz zu, und sie zogen ihn wie- der hoch.
„Bringt ihn zu O’Dell.“
Halb zogen und halb trugen ihn seine Häscher durch die nächste Tür in ihr Hauptquartier, wo sie ihn im ersten Stock in einen Lagerraum warfen und einschlossen. Zwei Männer blieben zurück, um ihn zu bewachen, während Tyburn Tim losging, um O’Dell zu holen.
Rackford setzte sich mit schmerzendem Kopf langsam auf und stöhnte. Dann sank er zurück, weil ihm schwindlig wurde. Himmel, womit hatten sie ihn bloß geschlagen? Er spürte, wie ihm das Blut aus seiner Wunde am Hinterkopf warm über den Nacken lief. Ich glaube, ich war zu unvor- sichtig. Oder auch einfach zu arrogant. Er hatte nicht damit gerechnet, dass O’Dell clever genug sein würde, um ihn zu entdecken. Doch eines wusste Rackford – trotz seiner Be- nommenheit: Wenn er es nicht schaffte, hier herauszukom- men, war er ein toter Mann. Rackford tastete nach seinem Messer, aber dann fiel ihm ein, dass sie ihm es ja abgenom- men hatten.
Ein paar Schritte entfernt hielt der Wachposten plötzlich sein Messer hoch. „Ich schätze, jetzt bist du nur noch Billy – ohne Blade!“
Rackford schaute sich in dem Lagerraum um. Er wusste, dass sich der Raum am Ende des Gebäudes befand, nicht weit vom Ladekran und der Hintertreppe entfernt, wo er Ja- cinda hingebracht hatte, als er sie gefunden hatte.
Sein Blick heftete sich auf die Bodenbretter in der Ecke. Wenn seine Erinnerung ihn nicht trog, gab es hier eine ver- borgene Falltür. Es war ihm wieder eingefallen, weil Eddie einmal von unten aufgetaucht war und ihn dabei überrascht hatte, wie er die Gunst eines jungen Mädchens genossen hatte.
Falls es ihm gelänge, seine beiden Wachen auszuschalten,
könnte er sich durch den engen, dunklen Gang unter der Falltür davonmachen und wäre im Nu verschwunden. Er hasste die Vorstellung, vor Cullen O’Dell davonzulaufen, aber er war verletzt und unbewaffnet. Wenn er nicht kämp- fen konnte, musste er fliehen.
In diesem Moment öffnete sich die Tür. Rackford blickte auf, aber statt O’Dell und Tyburn Tim trat der junge Oliver Strayhorn vorsichtig ein. Der junge schwarzhaarige Mann mit dunklen Augen und einem ernsten Gesicht war ein neu- es Mitglied der Jackals.
Rackford war schon zu Ohren gekommen, dass Strayhorn durch seine Intelligenz und die natürliche Autorität, die er ausstrahlte, das Vertrauen der Männer gewann und sie in ihm einen zweiten Anführer sahen.
Langsam trat Strayhorn auf ihn zu. „Du bist also der gro- ße Blade. Endlich lernen wir einander kennen.“
Rackford antwortete nicht.
„Ich hab schon viel von dir gehört.“
„Nichts Gutes, wette ich.“
Strayhorn musterte ihn abschätzig.
„Ganz im Gegenteil. Du hast die größte Bande nördlich der Themse angeführt. Du hast sie gegründet.“
Rackford nickte. Die Fire Hawks waren aus verschiede- nen Banden entstanden. „Selbst die engsten Anhänger von O’Dell gestehen dir zu, dass du weißt,
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