Gaelen Foley - Knight 04
nicht. Ich weiß, warum du das machst. Weil du Angst vor meinen Brüdern hast ...“
„Ich habe vor niemandem Angst“, fiel Blade ihr ungehal- ten ins Wort.
„Sie brauchen nichts zu erfahren“, erwiderte Jacinda, „noch kannst du mich gehen lassen.“
„Tut mir Leid, das kann ich nicht machen.“
„Es tut dir Leid? Das wird es auch! Warte, bis ich meinen Brüdern erzähle, was du mir angetan hast ...“
„Du meinst, worum du mich angebettelt hast?“
„Dein Leben wäre keinen Pfifferling mehr wert.“
„Na los, erzähl es ihnen doch!“ Blade lehnte sich zurück. „Sie werden dich in ein verdammtes Kloster stecken.“
Jacinda schaute ihn aus schmalen Augen an. „Kannst du eigentlich auch reden, ohne zu fluchen?“
Blade lächelte nur und blies den Rauch seines Zigarillos aus. Wütend wedelte Jacinda mit den Händen durch die Luft und ließ das Fenster einen Spalt hinunter. Dann stand
sie auf und setzte sich auf seine Seite. Er saß unbewegt da, als sie die Hand auf seinen Schenkel legte, aber sein Herz fing an, schneller zu schlagen.
„Billy“, gurrte sie leise und ließ ihre behandschuhten Fin- ger höher gleiten. „Du würdest mich doch gehen lassen, wenn ich dir dieselbe Lust verschaffen würde wie du mir, nicht wahr?“
Blade hob eine Braue. „Du willst anscheinend unbedingt nach Frankreich.“
„Zeig mir, was ich machen muss.“ Und mit einem locken- den Lächeln strich sie ihm ohne Vorwarnung leicht über sei- ne pochende Männlichkeit. Blade spürte die Lust in sich hochschießen, aber dennoch fand er die Kraft, Jacindas Hand von seinem Körper zu schieben.
„Du kleine schamlose Schlampe“, sagte er freundlich.
„Komm, du willst es doch“, flüsterte sie.
„Ich habe ja Carlotta.“
„Uhh!“ Jacinda stieß leise ein paar französische Flüche aus und verzog sich beleidigt zurück auf ihren Platz, wo sie die Arme vor der Brust verschränkte und ihn wütend an- starrte.
Blade grinste und zog an seinem Zigarillo. Wieder herrschte wütendes Schweigen, bis sie die elegante Gegend erreichten, in der Lucien wohnte. In wenigen Augenblicken waren sie da.
„Nun“, begann Jacinda, „du kennst jetzt meinen richtigen Namen, da ist es nur gerecht, wenn du mir auch deinen ver- rätst.“
Blade antwortete nicht.
„Niemand heißt Billy Blade. Wie lautet dein richtiger Na- me? William?“
„Hältst du eigentlich nie den Mund?“
„Doch, William“, provozierte sie ihn. Als jüngste Schwes- ter einer Reihe von Geschwistern wusste sie ganz genau, wie man einen Haufen älterer Brüder ärgerte. Mürrisch starrte Blade vor sich hin, während sie in die Upper Brooke Street einbogen. Gleich würde er sie ihrer Familie übergeben und sie nie Wiedersehen. Er schaute sie an und merkte, dass auch sie ihn betrachtete. Keiner senkte den Blick, bis die Drosch- ke vor dem Haus ihres Bruders vorfuhr.
„Bitte, Blade“, versuchte Jacinda es noch einmal.
„Hör auf“, befahl Blade, der den Ausdruck in ihren Augen nicht ertragen konnte. Rasch stieß er den Schlag auf und sprang auf die Straße. „Pass gut auf sie auf, Jimmy!“ rief er dem Kutscher zu. „Lass sie nicht wegrennen.“ Dann straff- te er die Schultern und ging auf das elegante Stadthaus ih- res Bruders zu.
Das Haus besaß dieselbe zurückhaltende Eleganz wie sein Besitzer Lord Lucien Knight. Eiserne Balkone zogen sich an der Vorderseite entlang, und Bronzelaternen erhellten die Treppe zur geschwungenen Eingangstür. An einem der obe- ren Fenster zeichnete sich die schlanke Silhouette von Lu- ciens Frau ab, die sich gerade die Haare bürstete. Blade er- griff den Türklopfer und pochte laut. Er spürte, dass Jacin- da ihn von der Kutsche aus beobachtete. Als ein ältlicher Butler die Tür öffnete, fragte Blade nach Lord Lucien.
„Sagen Sie ihm, Blade sei da.“
Der dünne alte Mann warf ihm einen taxierenden Blick zu, ehe er ihm die Tür vor der Nase zuschlug. Blade warte- te, die Daumen in den Hosenbund gehakt, und rauchte rast- los sein Zigarillo. Ein paar Minuten später ging die Tür wie- der auf, und ein großer schwarzhaariger Mann stand auf der Schwelle.
„Blade?“ Lord Lucien Knight trat vor die Tür und zog sie hinter sich zu. Obwohl ihm sein Krawattentuch lose um den Hals hing, trug er formelle Kleidung, als wäre er gerade erst von dem Ball zurück, den seine Schwester früher am Abend so fluchtartig verlassen hatte.
Blade fragte sich plötzlich, ob überhaupt schon jemand gemerkt hatte, dass Jacinda
Weitere Kostenlose Bücher