Gaelen Foley - Knight 04
sogar gegen eine Kugel.
„Ihre Schuld?“ Lucien maß ihn von oben bis unten.
„Ganz und gar meine Schuld.“
Beide Männer waren sich bewusst, dass das eine Lüge war – eine von der besten Sorte: eine Kavalierslüge.
„Nun, natürlich war es Ihre Schuld“, stieß Lucien hervor.
„Genau, und ich entschuldige mich dafür.“ Blade erwider- te seinen Blick so störrisch wie ein Ochse.
Lucien schaute ihn lange durchbohrend an. „Versuchen Sie nicht, Sie wiederzusehen, Rackford – zumindest nicht, ehe Sie nicht zu dem Leben zurückkehren, das Sie hinter sich gelassen haben. Jacinda ist die Tochter eines Herzogs.“
„Ich habe nicht die Absicht, sie wiederzusehen“, erwider- te Blade kühl. „Und mein Name ist Blade.“
„Wie Sie wollen. Wenn das alles ist, dann Gute Nacht.“
Blade nickte ihm kurz zu.
„Noch etwas.“ Lucien hielt an der Tür inne. „Das mit Ih- rem Bruder tut mir Leid.“
Blade antwortete nicht. Der Mann wusste zu viel.
Lucien nickte ihm noch einmal herzlich zu, dann ver- schwand er im Haus. Im Gehen hörte Blade, wie eine Reihe von Riegeln vorgeschoben wurde, und das verletzte ihn, auch wenn es gar nicht gegen ihn gerichtet war. Höhnisch blickte er sich um. Keine Sorge, Lord Lucien, wenn ich vor- hätte, in Ihr Haus einzubrechen, wäre das ein Kinderspiel. Verdammte Aristokraten. Schlecht gelaunt kletterte Bla- de auf den Kutschbock neben Jimmy, um zurück in sein Räuberquartier zu fahren. Er musste sich nicht wie ein ver- dammter Prinz kutschieren lassen.
Auf der Rückfahrt betrachtete er müßig seine rauen, ab- gearbeiteten Hände, die lose auf seinen Schenkeln ruhten. Sie zitterten vor Wut und Scham über die Erinnerung, wie tief er gefallen war, und er hatte das gleiche Gefühl wie ein Schuljunge, der einen herrlichen Schmetterling gefangen und aufgespießt hatte.
Er hatte Jacinda auf keinen Fall verletzen wollen.
Jacinda ging rastlos im vorderen Salon auf und ab, bis sie hörte, wie die Eingangstür ins Schloss fiel. Lucien kam he- rein. Schnell lief sie zum Sofa, setzte sich und strich ihre Rö- cke glatt. Dann hob sie das Kinn und rüstete sich für den Kampf. Der diplomatische Lucien war noch der aufge- schlossenste und zugänglichste ihrer Brüder – und doch ... sie wusste, dass sie diesmal zu weit gegangen war.
Kurz darauf betrat Lucien den Raum und schaute sie kopfschüttelnd an. „Jetzt reicht es, Mädchen.“
Jacinda biss die Zähne zusammen.
„Bist du vollkommen verrückt geworden?“
„Ich habe meine Gründe.“
„Wir sind äußerst gespannt, sie zu erfahren. Willst du noch etwas zu deinen Gunsten vorbringen, ehe ich dich nach Knight House hinüberbringe, um mit den anderen zu spre- chen?“
Bei der Vorstellung eines Familienrats stöhnte Jacinda auf. „Bitte, Lucien ...“
„Bei so etwas decke ich dich nicht“, verkündete er. „Das war verdammt dumm von dir. Ich weiß nicht, warum ein Halsabschneider wie Blade dich verschont hat, aber zum Glück war er gnädig.“
Jacinda schnaubte trotzig.
Lucien schlenderte auf sie zu. „Hat er dich in irgendeiner Weise verletzt oder belästigt?“
„Seine Arroganz ist höchst verletzend, ja.“
„Du weißt genau, was ich meine“, fuhr Lucien sie an. „Er hat zugegeben, dass er dich geküsst hat. Falls er mehr als das getan hat, muss einer von uns ihn zum Duell fordern.“ Jacinda wurde blass. „Nein! Guter Gott, sprich nicht vom Duellieren! Er hat nichts Dergleichen getan, Lucien. Es war meine Schuld.“
„Deine Schuld?“
„Nur meine Schuld.“ Jacinda nickte und errötete. „Ich fand ihn erst ... recht attraktiv.“
Lucien hob eine Braue.
„Inzwischen verabscheue ich ihn jedoch. Ich wollte nach Frankreich, und dieser unverschämte Prolet musste sich un- bedingt einmischen!“
Lucien strich sich amüsiert über das Kinn.
„Was hat er als Belohnung dafür verlangt, dass er mich zurückgebracht hat?“ fragte Jacinda zynisch.
„Nichts. Vielleicht hat ihm der Kuss als Bezahlung ge- reicht.“
„Wirst du Robert und den anderen verraten, dass ich ihn geküsst habe? Bitte nicht, Lucien. Ich flehe dich an. Das ist alles schon peinlich genug.“
Lucien überlegte und seufzte dann. „Nun, du scheinst dein Abenteuer gut überstanden zu haben und hast dich schon so tief genug reingeritten, dass ich das nicht auch noch erwähnen muss. Außerdem bringt es nichts, wenn Da-
mien oder Alec losrasen, um ihm eine Kugel zu verpassen. Der Schuft hat seinen Nutzen.“
„Wer ist er
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