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Gaelen Foley - Knight 04

Gaelen Foley - Knight 04

Titel: Gaelen Foley - Knight 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prinz der Nacht
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angespanntes Schwei- gen. Die beiden Männer starrten einander mit unverhohle- ner Feindschaft an.
    „So, so“, begann Truro schließlich kalt und schlenderte näher, „was haben wir denn da?“
    Blade packte die Gitterstäbe fester, schwieg aber.
    Truro war noch immer so groß und breitschultrig, wie Bla- de ihn in Erinnerung hatte, aber er sah auch hager und krank aus. Vielleicht, dachte Blade bitter, kann er nichts mehr essen und nur noch trinken. Sein ebenmäßiges Gesicht war tief zerfurcht, und sein welliges braunes Haar und der Kinnbart wurden allmählich grau. Unter dem Mantel Tru- ros konnte Blade einen roten Gehrock erkennen, der die wettergegerbte Haut seines Vaters betonte. Und obwohl dessen Augen blutunterlaufen waren, hatten sie noch immer den scharfen, piratenhaften Ausdruck, der einen kleinen Jungen einst hatte erbeben lassen.
    Blade erwiderte den Blick seines Vaters trotzig und glaub- te, einen Anflug von Schmerz in dessen Augen wahrzuneh- men. Doch dann verzog er den Mund zu einem spöttischen Lächeln, das Blade mitten ins Herz traf.
    Blade schaute weg. Die Stille wurde unerträglich. Truro senkte den Blick und fingerte an dem Löwenkopf seines Gehstocks herum, mit dem er vor vielen Jahren nach drei Flaschen Cognac einmal seinen Sohn verprügelt hatte, auch wenn er sich an das Ereignis jetzt wahrscheinlich nicht mehr erinnerte, aber als er dann wieder aufschaute, konzen- trierte er sich auf die kleine, sternförmige Narbe über Bla- des Augenbraue.

Falls er bis dahin noch Zweifel an der Identität des Man- nes in der Zelle gehabt hatte, legten sie sich beim Anblick des Zeichens, das er seinem Sohn selber beigebracht hatte. Ob aus Scham oder Größe, jedenfalls nickte der Marquis seinem Sohn kurz zu. „Dann bist du also am Leben.“
    „Im Moment noch, ja“, gab Blade kühl zurück.
    „Lord Lucien sagte, dass sie dich hängen?“
    „Richtig.“
    Sein Vater betrachtete ihn und sah den sehnigen, zähen Mann, der er geworden war. Seine Augen flackerten – was genau in ihm vorging, konnte Blade nicht sagen, vielleicht die Erkenntnis, dass der Mann, den er vor sich hatte, jetzt sehr, sehr hart zurückschlagen würde.
    „Versuch deine Freude etwas im Zaum zu halten, Vater“, meinte Blade spöttisch, aber das Herz schlug ihm bis zum Hals.
    Der Marquis betrachtete den Löwenkopf seines Geh- stocks. „Dein Bruder ist tot. Tuberkulose.“
    „Ich weiß.“
    Truro musterte ihn überrascht, dann runzelte er die Stirn, als ihm klar wurde, dass sein jüngerer Sohn die ganze Zeit untergetaucht geblieben war, obwohl er gewusst hatte, dass er nach dem Tod seines Bruders der einzige Erbe eines ge- waltigen Vermögens sein würde. Ein Muskel zuckte an sei- nem Kinn. „Und nun?“ fragte er kalt. „Soll ich jetzt das ge- mästete Kalb für dich schlachten?“
    Blade verkniff sich eine böse Antwort, hakte die Daumen in seine Hosentaschen und schaute weg. „Wohl kaum. Ich weiß, dass du über das hier nicht glücklicher bist als ich. Ich wollte mich nie mehr melden, weißt du. Das war die einzige Art, auf die ich dich leiden lassen konnte.“
    „Indem du dich versteckst und zuguckst, wie unsere Linie ausstirbt?“
    „Genau.“
    „Aber jetzt ... nun, sieht ganz so aus, als hättest du dich in Schwierigkeiten gebracht, was?“
    Blade musste sich sehr beherrschen, um bei dem höhni- schen Ton seines Vaters nicht die Beherrschung zu verlieren. Dieser Hurensohn war die personifizierte Schadenfreude. „Dein Geld oder dein Titel interessieren mich nicht die Boh- ne“, zischte Blade. „Ich habe dich nur meiner Freunde we-

gen kommen lassen. Sie waren zehn Mal mehr meine Fami- lie, als du es je warst.“
    „Was genau willst du von mir, William?“
    Blade holte ein paar Mal tief Luft, um sich zu beruhigen. „Wenn du all deine Macht und deinen Einfluss geltend machst, damit meine Freunde freigelassen werden, dann komme ich zu dir zurück und ... mache, was immer du willst.“
    Sein Vater schaute ihn ungerührt an. „Ich habe den Ein- druck, dass du gar nicht in der Position bist, um Forderun- gen zu stellen.“
    „Dann lehn ab und verschwinde. Ich habe keine Angst vor dem Tod.“
    Lord Truro lachte. Dann lief er ein paar Mal auf und ab. Blade zwang sich, ihn mit äußerer Ruhe zu beobachten, auch wenn ihm das Herz bis zum Hals schlug.
    „Himmel, wenn ich dich zurücknehme, wirst du gehor- chen müssen.“ Sein Vater fuhr herum und sah ihn an. Jetzt erst erkannte Blade, wie aufgewühlt Truro war und dass

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