Gaelen Foley - Knight 04
Gesellschaft von Dr. Cross vorzuziehen ist, nehme ich Ihre Einladung gerne an.“ Er bot Jacinda den Arm.
Jacinda lächelte strahlend und legte ihre Hand auf seine.
Blade saß zerschrammt und still auf einer steinernen Bank in den Kerkern von Newgate, den Kopf in die Hände ge- stützt. Der Gestank verrottenden Strohs stieg ihm in die Na- se, und in den Ecken hörte er das Trappeln der Ratten. Das kleine, vergitterte Fenster befand sich zu hoch oben in der Wand, um hinaussehen zu können, und nur ein schmaler Streifen blassgrauen Lichts fiel herein. Von den Wänden lief das Kondenswasser, und von weit her drang das Schreien ei- nes Gefangenen, der ausgepeitscht wurde.
Sie würden ihn hängen. Nate auch. Und alle anderen.
Es war vorbei. Alles, alles ... vorbei.
Blades Männer waren in eine Gemeinschaftszelle gewor- fen worden, um dort gemeinsam mit anderen Verbrechern auf ihre Hinrichtung zu warten, aber ihn als Anführer hat- ten sie in eine Einzelzelle gesteckt. Er nahm an, dass ihn das brechen sollte. Das letzte Mal war er mit fünfzehn in Newgate gewesen. Damals hatte man ihn erwischt, als er das seidene Taschentuch eines alten Herrn gestohlen hatte. Ein paar Krokodilstränen hatten ihm das Mitleid des Rich- ters und dreißig Tage als „Ersttäter“ eingebracht. Danach war er entlassen worden und hatte seine neuen Fähigkeiten sofort ausprobiert, denn ein Monat in einer Gemeinschafts- zelle hatte bedeutet, dass er viele, viele Lehrherren gehabt hatte.
Diesmal wollten die Polizisten Informationen haben. Sie wollten erfahren, was in der Londoner Unterwelt vor sich ging. Im Gegenzug dafür hatten sie ihm angeboten, sein To- desurteil in Strafarbeit umzuwandeln, die er in Australien ableisten sollte. Dafür sollte er ihnen nur die Namen von ein paar Männern verraten, die sie als Drahtzieher hinter ge- wissen Vorkommnissen vermuteten, und den Aufenthaltsort von ein paar anderen, hinter denen sie schon lange her wa- ren. Blade hatte seine Zusammenarbeit angeboten, wenn sie nicht ihn, sondern alle seine Männer dafür freiließen, aber das hatte man nicht akzeptiert, also hatte er gar nichts mehr gesagt und war für seine Frechheit ausgepeitscht worden. Über das, was gerade in seinem Hauptquartier in der Bainbridge Street passierte, wollte er erst gar nicht nach- denken, denn er hatte keinen Zweifel, dass O’Dell sofort versuchen würde, die Kontrolle über das Viertel an sich zu reißen. Er konnte nur hoffen, dass Carlotta die anderen
Frauen rechtzeitig weggebracht hatte.
Mit einem Seufzer lehnte Blade den Kopf an die Wand und starrte die Spinnweben über seinem Kopf an. Jetzt haben sie mich.
Metall klirrte im Flur, und Blade setzte sich auf. Himmel, was nun? Neugierig stand er auf und trat an die Zellentür. Hatte das Gericht endlich einen Pflichtverteidiger für ihn gefunden?
„Zehn Minuten“, befahl die Wache einem Besucher.
„Blade, Blade!“ schrie eine hohe Stimme in die Dunkel- heit. Schritte erklangen, und eine kleine Gestalt rannte die Treppe hinunter.
„Eddie?“ fragte Blade erstaunt.
„Blade!“ Der Junge lief auf ihn zu, blieb aber dann abrupt stehen. Sein Gesicht wurde ernst, als er sein Idol hinter Ge- fängnisgittern entdeckte.
Blade schämte sich, dass der Junge ihn so sah. „Was zum Teufel suchst du denn hier? Hier ist kein Ort für dich. Wie bist du hier hereingekommen?“
„Ich habe gesagt, du wärest mein Vater. Ich ... ich wünsch- te, du wärest es wirklich.“
Blade zuckte bei den herzzerreißenden Worten des Wai- senjungen zusammen.
Eddie betrachtete die Gitterstäbe. „Sie werden dich, Na- te, Sarge und die alle doch nicht wirklich hängen, oder?“
Blades Blick wurde weich, und mit einem Seufzer lehnte der Mann sich an die Stäbe. „O Eddie.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, es sieht nicht besonders gut aus.“
„Aber ... das könnse nich!“ Eddie schaute ihn verstört an. „Du wirst doch nie gefasst! Wie konnte das diesmal passie- ren?“
Blade runzelte die Stirn. „Was soll das heißen, Eddie?“ Der Junge starrte benommen zu Boden.
„Eddie? Hast du etwas damit zu tun?“
Die Augen des Kindes füllten sich mit Tränen, dann brach es zusammen. Blade hockte sich hin und blickte Eddie ernst an.
„O’Dell hat mich gezwungen, dir nachzuspionieren. Er sagte, wenn ich ihm nich helfe, macht er ‘ne Brieftasche aus mir! O Blade, sie dürfen dich nich hängen“, schluchzte er. „Es is alles meine Schuld.“
„Das stimmt nicht“, tröstete
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