Gaelen Foley - Knight 04
er ihre Aufmerksamkeit – er konnte einfach nicht anders – und ließ seinen lüsternen Gedanken freien Lauf. Seine glücklicherweise bisher immer nur leichten Verletzungen erklärte er mit kleinen Unfällen und Missgeschicken, denn er wollte Jacinda weder aufregen noch sie an sein altes Leben erinnern.
Je eher sie das vergaß, desto besser.
13. KAPITEL
Jacinda lernte Rackfords Eltern schließlich auf dem großen Ball kennen, den Daphnes Eltern, Lord und Lady Erhard, am Sonnabend gaben.
Der attraktive, wenn auch etwas verlebt aussehende Mar- quis und seine zerbrechliche, stets abwesend wirkende, aber perfekt gekleidete Frau ließen sich nur selten auf solchen Anlässen blicken, hatten diesmal jedoch entschieden, die Einladung anzunehmen. Jacinda musste sich gewaltig zu- sammenreißen, um den Marquis, der es gewagt hatte, ihren Billy in seiner Kindheit zu quälen, nicht einfach zu schnei- den. Beim Essen saß sie Rackfords tyrannischem Vater an der prächtig gedeckten Tafel schräg gegenüber und warf Lord Truro immer wieder kalte Blicke zu, die den Mann zu- nehmend aus der Fassung brachten. Wann immer er seine Meinung zu einer Sache kundtat, widersprach Jacinda ihm auf der Stelle, aber anscheinend wagte er es nicht, sie zu- rechtzuweisen, zumindest nicht in aller Öffentlichkeit. Stattdessen schüttete er immer mehr Wein in sich hinein und schaute nicht mehr in ihre Richtung.
Sicherlich ahnte Truro, dass Jacinda von seinen Untaten wusste. Was die Marchioness betraf, empfand Jacinda nur Verachtung, weil sie keinen Finger gerührt hatte, um ihr Kind gegen die trunkene Gewalt ihres Ehemannes zu vertei- digen.
Als sie nach dem Essen im Salon saßen, fiel Jacinda auf, dass Daphne versuchte, sich bei der Marchioness einzu- schmeicheln, und übertrieben bewundernd ihr Kleid lobte. Nun, Amelia und Hellie hatten sie ja schon gewarnt. Es war offensichtlich, worauf Daphne aus war: Sie wollte unbe- dingt Billys Eltern beeindrucken, damit sie ihn drängten, ei- ne Frau wie Daphne zu wählen.
Jacinda verfolgte nur halbherzig Lord Drummonds Aus- führungen über seine jüngsten Golferfolge.
„Das war das beste Handicap, das ich bislang hatte ...“
„Wie nett“, murmelte Jacinda und konnte ihren Blick nicht von Daphne losreißen, die am anderen Ende des Zim- mers stand und Rackford anstrahlte.
Da er mit dem Rücken zu ihr stand, konnte Jacinda nicht sehen, wie er die Flirtversuche des hübschen Rotschopfs fand. Er war doch sicherlich nicht so dumm, sich von Daph- nes Schönheit so sehr den Kopf verdrehen zu lassen, dass er ihre Unarten nicht wahrnahm!
Jacinda machte eine finsteres Gesicht, als sie beobachte- te, dass Daphne Rackford zum Tanzen überredete. Ihr fiel gar nicht auf, dass Acer Loring auf der anderen Seite des Saals genauso finster blickte, weil er schon Ewigkeiten in Daphne verliebt war. Mit schmollend verzogenem Mund und aufgeregt wedelndem Fächer beobachtete Jacinda, wie Rackford sich vor Daphne verbeugte und sie auf die Tanz- fläche führte.
Warum musste er auch heute Abend so verdammt gut aus- sehen ... was er ja eigentlich immer tat. Das Licht der vielen Kerzen warf einen goldenen Schimmer auf sein sandfarbe- nes Haar. Jacinda betrachtete seine breiten Schultern in dem gut sitzenden, mitternachtsblauen Frackrock und ließ ihren Blick dann von seiner schmalen Taille über die festen Hüften zu seinen langen, muskulösen Beinen in schwarzen Hosen wandern. Sie fand, dass er mit jedem Tag, den sie ihn kannte, attraktiver wurde. Sie wusste genau, was jedes Lä- cheln von ihm bedeutete, wusste, was die verschiedenen Grüntöne seiner Augen verrieten, kannte all die Gefühle, die darin zum Ausdruck kamen. Waren seine Augen unter den dichten Wimpern von einem hellen Apfelgrün, signali- sierte das, dass er sie, Jacinda, neckte, blitzten sie dagegen smaragdgrün, redete er leidenschaftlich über Politik; das Graugrün einer stürmischen Moorlandschaft verriet ihr, dass er in gedrückter Stimmung war, so dass man ihm am besten aus dem Wege ging.
Als der Tanz endete, verabschiedete sich Rackford sofort von Daphne und kam auf Jacinda zu. Sie lächelte erfreut. Während er sich durch die Menge seinen Weg zu Jacinda bahnte, warf er ihr einen verführerischen Blick zu und hob
einladend eine Augenbraue. Wenn Lord Drummond in der Nähe war, blieb er immer auf Distanz, weil er Angst hatte, unhöflich zu werden, aber heute Abend verband Jacinda und Rackford eine besondere Mission.
„Mylady“, begrüßte er
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