Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
dass der Ball losgeht. Jeder wird be- geistert sein, dass du dabei bist. Es wird aber auch höchste Zeit, dass du dich endlich wieder sehen lässt, du Dickkopf.
Komm, ich rette dich aus diesem öden Haus!“ Entschlossen griff sie nach Lizzies Hand und legte sie sich auf den Arm. „Ich habe tausend Ideen, was wir mit deinem Haar anfangen können. Ich habe meine Juwelen aus dem Tresor holen las- sen, damit du zu deinem neuen Kleid tragen kannst, was du willst, auch wenn ich dir Diamanten empfehlen würde ...“
„Neues Kleid?“
Jacinda sah sie schelmisch an. „Rate mal, was ich gemacht habe.“
„Jas!“
„Oh, sei still. Ich habe ein Kleid für dich bei Mrs. Bell in Auftrag gegeben, die ich für den Rest des Tages engagiert habe und die zu Hause wartet, um die letzte Anprobe zu ma- chen. Komm, wir haben keine Zeit zu verlieren.“
„Das hättest du nicht tun sollen.“
Jacinda überging Lizzies Protest einfach. „Betrachte es als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk, Liebes. Es war keinerlei Mühe. Mrs. Bell hat unsere Maße noch aus der letzten Saison in ihren Unterlagen. Und falls es dir nicht gefällt, ist das auch kein Problem – Annie hat ein paar von deinen Lieblingsklei- dern aus der letzten Saison fertiggemacht, die immer noch in Knight-House waren – aber ich denke, du kannst mir ver- trauen. Du hast doch gesagt, dass du meinen Rat willst. Ich bin so froh, dass jemand meine dummen, oberflächlichen In- teressen gebrauchen kann. Das ist zwar nicht Rechnen oder Deutsch, mein lieber Blaustrumpf, aber ab und zu kann es einem auch von Nutzen sein.“ Lachend drückte sie Lizzies Schulter und zwinkerte ihr zu. „Ich bin so froh, dass du mir geschrieben hast! Ist es nicht lustig – dass ich heute deine An- standsdame bin? Ist das nicht zum Schreien?“
„Oh, Jas, ich habe dich vermisst“, erklärte Lizzie lachend. „Bei dir klingt alles so lustig.“
„Nun, diesmal wird es wirklich lustig, nicht wahr, meine Liebe? Ich glaube, das ist das erste Mal in meinem Leben, dass du mich um Hilfe gebeten hast – oder überhaupt jeman- den, was das angeht. Und nachdem du immer nur freundlich zu mir warst, ist es höchste Zeit, dass ich mich mal revan- chieren kann. Und nun komm!“ Entschlossen zog sie Lizzie zur Tür, während mindestens zwanzig Augenpaare die junge Frau bestaunten, die sie alle aus den Seiten der Klatschmaga- zine kannten. „Ich will alles über deinen Devil Strathmore
erfahren! Du verworfenes Geschöpf, solche Geheimnisse vor mir zu haben!“
Dabei weiß sie nicht einmal ein Zehntel, dachte Lizzie, aber gerade, als sie gehen wollten, kam Mrs. Hall in die Hal- le.
Lizzie sah den Ausdruck im Gesicht der Direktorin und wusste sofort, dass es wieder um „nur eine Sache noch“ ging, die sie unbedingt erledigen sollte, ehe sie wegfuhr, um ihren freien Tag zu genießen.
Allerdings hatte Mrs. Hall nicht mit Jacinda gerechnet. Die Direktorin keuchte auf und beeilte sich, einen tiefen Knicks vor ihrer früheren Problemschülerin zu machen. „Oh, liebe Güte, Lady Truro! Welche Ehre, Sie wieder in unserer beschei- denen Akademie zu sehen. Darf ich Ihnen noch verspätet zu Ihrer Hochzeit gratulieren?“
Jacinda verwandelte sich auf der Stelle in die Marquise. „Guten Abend, Mrs. Hall“, grüßte sie mit einer leichten Nei- gung des Kopfes. „Ich danke Ihnen, dass Sie für einen Tag auf Miss Carlisle verzichten können und frage mich, ob sie ihr nicht auch den Sonntagsdienst erlassen könnten? Schließ- lich soll der Tag des Herrn der Ruhe dienen, und ich sehne mich danach, etwas Zeit mit meiner besten Freundin zu ver- bringen.“
„Nun ... äh ... wenn Sie wünschen ... Mylady, ich bin mir sicher, dass wir das einrichten können.“
„Wie überaus freundlich von Ihnen, Mrs. Hall. Das werde ich nicht unerwähnt lassen.“
„Oh, danke, Mylady, danke!“
Lizzie musste sich beherrschen, nicht die Augen zu verdre- hen, und dachte, was Mrs. Hall sich wohl einfallen lassen würde, um sie ihre freie Zeit wieder aufholen zu lassen, so- bald ihre hochgestellte Gönnerin nicht mehr dabei war. Aber Jacinda hatte sie ihr ganzes Leben lang in irgendwelche Pat- schen gebracht, warum sich also auf einmal dagegen weh- ren?
Mit einem dankbaren Nicken in Richtung ihrer Arbeitge- berin ließ Lizzie sich vors Haus ziehen, wo Jacindas Kutsche schon wartete, ein auffälliges weißes Gefährt mit vier weißen Pferden davor, deren Köpfe mit Federn geschmückt waren. Ein Diener half ihnen in die
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