Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
es war gut so. Seine Feinde brauchten nicht zu wissen, dass das braunhaarige Mädchen in dem olivgrü- nen Umhang seine letzte Achillesferse war.
Schweren Herzens trat er in die Dunkelheit der Kathed- rale.
Himmel, was bin ich für eine Närrin!
Lizzie lief mit verschränkten Armen die Straße entlang und versuchte, nicht zu weinen, als sie das regennasse Pflas- ter zu ihren Füßen betrachtete. In ihrem Kopf drehte sich alles, und sie war tief verletzt. Mit jedem Schritt verfluchte sie Devlin und ihre eigene Dummheit. Den Schmerz, der ihr jetzt das Herz zerriss, hatte sie mit Sicherheit verdient, weil sie so dumm gewesen war.
Wie hatte sie denselben Fehler noch einmal machen können? Wieder hatte sie mehr in eine Beziehung zu einem attraktiven, adeligen Schurken hineingelesen, als es ihm je bedeutet hatte. Närrin! Wie hatte sie sich nur einbilden können, dass mehr als schreckliche Einsamkeit den komischen Blaustrumpf und den gelangweilten Adeligen verbunden hatte, der noch dazu nur durch einen Trick dazu gebracht worden war, seine inva- lide Tante zu besuchen?
Devlin Strathmore war ohne Zweifel weitergezogen. Was hatte sie denn erwartet? Wenn sie ihm je etwas bedeutet hät- te, hätte sie nach ihrer gemeinsamen Nacht von ihm gehört, aber er hatte ihr weder geschrieben noch war er noch einmal zu Besuch gekommen.
Gut, sie wusste, dass es seine Gewohnheit war, sich zurück- zuziehen, wenn ihm jemand zu nahe kam, aber ihre tiefs- ten Ängste und Befürchtungen fanden ganz andere Gründe für seine Kälte. Warum sollte er mich wollen? Ich bin die Tochter eines Verwalters. Hässlich. Langweilig. Vollkommen
durchschnittlich ...
Es gab gar keinen Grund für sie, anzunehmen, dass der Mann seit jener Nacht noch einmal an sie gedacht haben sollte – und doch hatte sie das geglaubt. Aber jetzt hatte sie die Wahrheit erkannt: Devil Strathmore wollte sie genauso wenig wie Alec Knight.
Himmel, sie kam sich vor wie der Dorftrottel, dass sie an einem so ernsten Tag zu ihm gegangen war. Wahrscheinlich wusste er gar nicht mehr genau, wer sie war. So viel zu Lady Strathmores unsinniger Bitte, dass sie sich um Devlin küm- mern sollte. Die alte Dame hatte offenbar vergessen, dass er jetzt seine Gesellschaftsdämchen hatte, die sich um ihn küm- merten.
Als sie das Knight House am Green Park erreichte, hatte sie sich wieder einigermaßen im Griff und betrat leise das Haus des Herzogs und der Herzogin von Hawkscliffe. Sie war in den Schoß der Hawkscliffes heimgekehrt, nachdem das Haus der alten Dame geschlossen worden war. Ihr Vormund und seine Frau hatten sie mit der ihnen eigenen Freundlichkeit und Großzügigkeit willkommen geheißen. Zu Lizzies Überra- schung hatten sie ihr Zimmer unverändert gelassen seit der Zeit, als sie Jacinda begleitet hatte. Aber bei aller Pracht, seufzte sie innerlich und betrachtete die herrliche geschwun- gene Treppe, war es nicht ihr Zuhause. Es war nur ein weite- res Haus, in dem sie aus Güte der Besitzer wohnen durfte.
Sie war mit der Vorstellung hergekommen, dass sie sich nützlich machen und vielleicht mit der Betreuung des klei- nen Bobby helfen könnte, dem zweijährigen Erben Roberts, zumal Bel, die junge Herzogin, ihr zweites Kind erwartete. Doch Lizzie hatte schnell erkannt, dass bei Mutter und Kin- dermädchen zusätzliche Hilfe nicht nötig war. Schlimmer noch war der Umstand, dass sie in Knight House immer das Risiko einging, Alec über den Weg zu laufen. Bisher war es ihr gelungen, ihm aus dem Weg zu gehen.
Der jüngste Knight hatte sein Junggesellenquartier im Albany aufgeschlagen, aber da der herrschaftliche Famili- ensitz so nah bei White’s und Brooke’s lag, wo Alec einen Großteil seiner Zeit mit Spielen verbrachte, war es durch- aus wahrscheinlich, dass er jederzeit hereinschneien konn- te, vor allem, da er oft ein „Darlehen“ von seinem reichen großen Bruder brauchte. Vielleicht konnte sich der Schuft
beim nächsten Mal ja an seinen alten Kumpel Strathmore wenden, wenn er wieder mal Geld brauchte, dachte sie zy- nisch. Schließlich würde Devlin das immense Vermögen von Lady Ironside erhalten.
Lizzie verdrängte alle Gedanken an die beiden Männer, setzte ihre Haube ab, die der Regen fast ruiniert hatte, und knöpfte gerade ihren Mantel auf, als der extrem würdige But- ler des Herzogs, Mr. Walsh, in die Halle geschlendert kam.
„Ach, Miss Carlisle ... ich muss mich entschuldigen, ich habe Sie gar nicht kommen gehört“, rief er mit für ihn unge- wohnter
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