Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
Torys eine gewisse Macht verdient hatte und seinen Freunden in der Regierung den Titel eines Barons aus den Rippen geleiert hatte. Seine leich- te Kutsche kippte gefährlich zur Seite, als er schwerfällig vom Bock stieg und dabei einen Strom von Flüchen ausstieß. Der dicke Tom war der Sekretär des Clubs und wahrschein- lich der Reichste von den Mitgliedern, auch wenn Carstairs ebenfalls unglaublich viel Geld hatte.
Als Nächster gesellte sich der gefürchtete Duellant Sir Torquil alias Blood Staines zu ihnen, der jeden misstrauisch musterte und sich über den Bart strich, als er herankam. Zu ihm trat auch der Heilige Rotter, der ehemalige Pfarrer James Oakes, jüngerer Sohn eines Marquis, der in Ungnade gefallen war und sich gerade erst durch das Schreiben von pornografischen Gedichten aus dem Schuldturm hatte frei- kaufen können, die in den Herrenclubs am St. Jame’s Square der letzte Schrei waren. Oaks trunkener Zickzackkurs hätte ihn fast als Opfer einer Kutsche enden lassen, die jetzt he- rankam, aber Staines packte ihn beim Kragen und riss ihn gerade noch rechtzeitig beiseite, ehe er überrollt wurde.
Aus der gerade eingetroffenen Kutsche sprang jetzt begeis- tert der junge Dudley „Booby“ heraus.
„Dev! Hallo Dev! Hallo, ihr alle!“
Dev nickte. „Euer Gnaden.“
Der naive, junge Herzog war der Einzige, den Dev nicht zu den Verdächtigen zählte. Der arme, hohlköpfige Dudley hatte keine Ahnung, mit wem er sich hier eingelassen hatte, und er
konnte von Glück sagen, dass sein kaltblütiger Cousin Alastor Hyde ein Auge auf ihn hatte und ihn ganz allmählich um sein gewaltiges Vermögen erleichterte.
Als Letzter traf Quint Barnes, Baron Randall, ein, der mit einem Stil von seinem Wagen sprang, den die meisten ver- suchten nachzuahmen. Mit einer Flasche in der einen Hand und einer Zigarre zwischen den Zähnen taumelte Quint auf den Pavillon zu, und die anderen machten ihm Platz. Damage Randall, wie er gerne genannt wurde, stellte ein breites Grin- sen und ein ordinäres, männliches Charisma zur Schau. Er war Dev wegen dessen Erbschaft und seiner Abenteuer be- sonders zugetan, was sich als großer Vorteil erwies, denn die anderen taten immer das, was Quint sagte.
Dev wartete geduldig auf den Rest, ein rätselhaftes Lächeln auf den Zügen.
„Nun, Strathmore“, begrüßte ihn Quint gedehnt, als sich alle am Fuße der Treppe sammelten, „da sind wir. Was ist das hier?“
Dev schwieg, um die Spannung zu steigern, dann sprang er plötzlich mitten unter sie.
„Folgt mir“, murmelte er. Wie der Rattenfänger lief er ihnen voran die Treppe hoch und öffnete die Flügeltüren.
Licht fiel auf die Veranda und lockte sie hinein. Mit stau- nenden Blicken betraten die Schufte das achteckige Foyer mit der roten und vergoldeten Decke. Die wandhohen Spie- gel brachen das Licht der Kerzen tausendfach, aber die Tü- ren zu den anschließenden Salons waren alle geschlossen. Die Nacht schien den Atem anzuhalten.
Dev kam als Letzter herein und schloss hinter sich die Tü- ren. Auf dem Weg durch das Foyer erhaschte er einen Blick auf sich in einem der Spiegel und hätte fast darüber ge- schmunzelt, wie gut er sich seiner Rolle angepasst hatte: Das Kerzenlicht spielte auf dem Rot seines Samtjacketts, und das Haar fiel ihm offen über den Kragen. Statt einer Krawatte hatte er sich ein schwarzes Seidentuch lose um den Hals ge- knotet – und selbst das böse Funkeln seiner Augen passte. Kein Wunder. Er spielte die Rolle des Schurken, der er gewor- den wäre, wenn Tante Augusta ihn nicht vor so vielen Jahren fortgeschickt hätte.
Genau deshalb hatten sie ihm seine Rolle abgenommen.
Carstairs warf ihm im Vorübergehen einen abschätzenden
Blick zu. Dev lächelte ihn andeutungsweise an, fest entschlos- sen, alles zu machen, was ihm die Antworten einbrachte, die er hören wollte.
Er lehnte sich von innen an die großen Mahagonitüren und sah seine Kameraden mit einem teuflischen Lächeln an. „Meine Herren, Mylords, liebe Clubkameraden. Sie wissen nun schon seit einiger Zeit von meinem Wunsch, bei Ihnen Mitglied zu werden. Nachdem ich die erste Bedingung zu Ihrer Zufriedenheit erfüllt habe, werde ich Ihnen nun mein Geschenk an den Club anbieten. Ausschließlich für die Mit- glieder des Horse and Chariot bestimmt, ist es so ausgestat- tet, dass es alle möglichen Ihrer ... Bedürfnisse bestens stillt.“ Mit einem wissenden Lächeln sah er von einem zum anderen, denn er hatte jeden Einzelnen gut studiert.
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