Gaelen Foley - Knight 06
während er lächelte. „Viel Glück in Runde vier“, fügte er mit einem Anflug von schwarzem Humor hinzu, der sich in sei- nen grauen Augen spiegelte. „Natürlich werde ich Sie schlagen, wenn es sein muss.“
„Das Gleiche gilt für mich, Hoheit“, erwiderte Alec, den diese Aussicht weitaus mehr erfreute, als sein Feind ahnte.
„Weißt du was, Michail?“, fragte Eva und betrachtete den groß gewachsenen Mann belustigt. „Du bist der erste Russe, mit dem ich das Bett teile. Ist das nicht hübsch?“
Er nickte nur.
Ohne ihr viel Beachtung zu schenken, lag Michail da und blickte hinaus aufs Meer. Nachdenklich rauchte er eine Zigarre, viel später in jener Spielnacht, während Eva mit seinem kur- zen Bart spielte und die Finger in die Haare auf seiner Brust grub.
„Gib das mir.“ Um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, entwand sie ihm die Zigarre, nahm einen Zug und stieß einen perfekten Ring aus.
„Das ist sehr beeindruckend“, bemerkte er. „Bist du sicher, dass in dir kein Kosakenblut fließt?“
Sie lachte.
Mit der Andeutung eines Lächelns nahm Michail ihr die klei- ne dünne Zigarre wieder weg.
Bis zum Sonnenaufgang konnte es nicht mehr lange dauern, doch vor Lady Campions kleinem gelbem Sommerhaus war al- les noch grau. Am Meereshorizont war die Sonne bislang nichts weiter als ein schmaler heller Lichtstreifen. Von ihrem Schlaf- zimmerfenster aus konnten sie das sehen, von ihrem Bett aus, wo sie beide in den letzten Stunden um die Vormachtstellung gekämpft hatten, einander beinahe zerfleischt hatten bei der Entscheidung, wer von ihnen bei dieser Affäre die Oberhand besaß.
Als Michail von Arundel Castle zurückkehrte, siegreich nach drei Runden im Whistturnier, hatte Eva die Neuigkeit, dass er als Alecs Partner gespielt hatte, beiseitegeschoben und stattdes- sen ihrem neuen Liebhaber für seinen Erfolg eine Belohnung in Aussicht gestellt – doch nicht ohne erneuten Wettbewerb. Er hatte angenommen, und ihr Kampf hatte begonnen. Nur sel- ten gab es einen Mann, der ebenso gut austeilen wie einstecken konnte, und am Ende hatte zu Evas Erstaunen Michail gewon- nen. Überall am Körper trug sie Abdrücke seiner Zähne und blaue Flecken, und sie fühlte sich, als wäre der große böse Wolf aus dem Märchen über sie hergefallen. Es war ungewöhnlich, aber sie hatte das Gefühl, verliebt zu sein. Ihr russischer Bettge- nosse war wild, ganz anders als alle anderen Liebhaber, die sie bisher gehabt hatte. Ein Mann, den sie überhaupt nicht kont- rollieren konnte. Ein Mann, der sie dazu zwingen konnte, ihm zu gehorchen. Sie auf ihren Platz zu verweisen. Auch wenn sie unter seiner Dominanz Schmerzen litt, wusste sie doch, dass sie genau das brauchte.
Kurzum, die Baroness hatte entschieden, ihn nicht gleich wieder abzulegen. Lange genug war sie allein gewesen, hatte Spielchen gespielt und ihr Vergnügen gesucht. Die Veränderung, die mit Alec vorgegangen war, ihrem vorherigen Spielzeug, der Umstand, dass er die Liebe entdeckt hatte, er und sein kleiner Schatz, hatte Eva dazu gebracht, die Zukunft zu fürchten, wie sie es nie zuvor getan hatte. Nachdem sie erfahren hatte, dass er verlobt war, und er ihr gedroht hatte, hatte sie tagelang darüber nachgedacht. Zum ersten Mal in ihrem Leben stellte sie sich der Angst, die länger an ihr genagt hatte, als sie es sich selbst einge- stehen mochte: dass sie alt, runzlig und allein enden würde.
Aber jetzt hatte sie den perfekten Partner gefunden.
Nun musste sie Michail nur noch von dem dummen Plan ab- bringen, Parthenia Westland zu heiraten, und es ihm schmack- haft machen, dass er sie selbst anstelle des Mädchens zur Braut erkor. Sie hatte es satt, immer die Mätresse zu sein. Sie wollte die Gemahlin von Prinz Michail werden – und sie streckte sich genüsslich bei dem Gedanken, den Titel einer Prinzessin zu er- langen. Das würde eine feine Trophäe sein, und ihr Jagdinstinkt richtete sich jetzt einzig und allein auf Michail Kurkow. Außer- dem wollte sie, wenn sie seine Zuneigung auf Dauer gewann, dass ihr gnadenloser Prinz diese männliche Dirne Alec dafür bestrafte, ihr gedroht zu haben. Wie konnte er das wagen, nach allem, was sie für ihn getan hatte! Sie hatte sein wertloses Le- ben gerettet, und als Dank hatte Alec Knight sie verhöhnt. Nun, früher oder später würde er die Erfahrung machen, dass die Hölle für ihn keinen Schrecken mehr barg.
Dennoch wagte Eva es nicht, Alec nach seiner erschrecken- den Drohung offen
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